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Mit Alma Mater konnte ich eine Neuheit diesen Jahres schon spielen, bevor die deutsche Version bei Asmodee erschienen ist.
Was für ein Spiel Alma Mater von eggertspiele ist, wie genau es funktioniert, was das Besondere daran ist und warum es mein Spiel des Monats geworden ist, erfahrt ihr im Folgenden.
Alma Mater
Mit Alma Mater gibt es eine Herbstneuheit von den selber Autoren, die auch Coimbra, Grand Austria Hotel und Lorenzo der Prächtige gemacht haben. Da war ich natürlich sehr gespannt und konnte nicht die deutsche Asmodee-Ausgabe abwarten, sondern habe mir die englische Ausgabe gekauft.
Doch abgesehen vom englischsprachigen Regelheft ist das Spielmaterial fast komplett sprachneutral (bis auf den Text auf den Kanzler-Karten), so dass das kein Problem war.
Optisch erinnert Alma Mater auf jeden Fall an Coimbra. Auch hier gibt es wieder sehr schöne Pastelltöne, die dennoch für starke farbliche Kontraste sorgen und mir sehr gut gefallen. Auch die Illustrationen der Plättchen finde ich gelungen.
Es geht hier in das 15. Jahrhundert und wir führen jeweils eine eigene Universität. Es ist die Zeit, in der sich die Wissenschaft gegen den Glauben durchsetzt und wir versuchen natürlich den meisten Ruhm für unsere Universität anzusammeln (also Siegpunkte ;-).
Dafür heuern wir Professoren für unsere Universität an und locken zudem Studenten auf den Campus. Um wie tun wir das? Indem wir natürlich Wissen in Form von Büchern abgegeben.
Zudem gibt es Kanzler im Spiel, die spezielle Sonderfähigkeiten mitbringen. Einen bekommt jeder Spieler am Anfang, während 3 weitere für alle verfügbar sind und beim Erreichen verschiedener Meilenstein genutzt werden können. Da insgesamt 10 Kanzlerkarten im Spiel dabei sind und maximal 7 pro Partie ins Spiel kommen, ist hier für Abwechslung gesorgt.
Ein wichtiger Teil von Alma Mater ist das Worker Placement, denn wir stellen unsere Figuren in verschiedene Bereiche, unter anderem um Bücher zu besorgen, Studenten anzuwerben, Professoren zu erhalten und Geld einzunehmen. Dabei sind diese Einsetzfelder nicht blockiert, wenn schon Arbeiter anderer Spieler darin stehen. Man muss dann nur mehr Arbeiter reinsetzen, um diese Aktion nutzen zu können.
Alma Mater(eggertspiele) |
Als Direktor einer unabhängigen Universität im 15.Jahrhundert rekurtieren wir die besten Professoren und Studenten, teilen Wissen und versuchen große Fortschritte in 4 Bereichen zu erzielen. Worker Placement, Drafting, Tile Placement und mehr sind hier dabei. |
Autoren: Acchittocca, Flaminia Brasini, Virginio Gigli, Stefano Luperto, Antonio Tinto Grafiker: Chris Quilliams |
2 - 4 Spieler ab 12 Jahren 90 - 150 Minuten 7.4 von 10 BGG Bewertung Pos. 1060 BGG Position |
Es handelt sich um ein anspruchsvolles und gut verzahntes Eurogame, welches zudem sehr gut aussieht. |
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten | Preis-Info |
Eine große Besonderheit am Spiel sind die schon genannten Bücher, die es in 4 Spielerfarben gibt, plus gelbe Wörterbücher. Letztere sind allerdings keine Joker, sondern spezielle Bücher, die manchmal zwingend gefordert sind. Diese sind übrigens sehr schön gestaltet und machen echt was her.
Und diese Bücher stellen eine eigene Spiel-Ökonomie dar, die durch die Spieler gesteuert wird. Denn je nachdem, wie weit die Spieler auf der Forschungsleiste vorangekommen sind, um so wertvoller ist die Buchfarbe des jeweiligen Spielers. Und das spielt eine wichtige Rolle beim „Kauf“ von Studenten. So muss man z.B. für Kunststudenten 2 Bücher mit dem Wert 1 oder 2 angeben (akutelle Position 1 oder 2 auf der Buch-Ansehensleiste) und ein beliebiges Buch einer anderen Farbe.
Aber auch bei den Professoren spielen die Bücher eine sehr wichtig Rolle. Hier legt immer der erste Spieler, der einen bestimmten Professor kauft, fest, welche Bücherfarben in welcher Anzahl dieser kostet. Will ein anderer Spieler denselben Professor später ebenfalls kaufen, dann muss dieser dieselbe Kombination aus Büchern abgeben. Damit sind die Kosten für Professoren in jeder Partie anders.
Das bedeutet dann im Spiel selbst, dass man bestimmte Bücherfarben von anderen Spielern kaufen muss, da sie sonst nur schwer zu bekommen sind. Dadurch entsteht eine interessante Interaktion unter den Spielern.
Die Studenten werden nicht nur auf das eigene Tableau gelegt, was Vorteile im Spiel und Punkte für die Endwertung gibt, sondern diese bieten auch selbst Vorteile, Boni oder Endwertungen. Diese enthalten, wie auch die anderen Karten und Plättchen recht viele Symbole, die man erstmal lernen muss. Aber es sind alle Karten und Plättchen im Regelheft erklärt, was ich sehr gut finde.
Nebem dem Worker Placement Teil kann man als Aktion im eigenen Zug auch einen eigenen Professor erschöpfen, um dessen Aktion zu nutzen. Das kostet zwar auch ein Buch einer bestimmten Farbe (weshalb man dafür sorgen sollte, dass es die eigene Buchfarbe ist, da man an diese am leichtesten kommt), aber diese Aktionen sind meist auch recht stark.
Und so spielt man über ingesamt 6 Runden, wobei man einen Marker für die einzelnen Phasen in jeder Runde hat. Das finde ich ebenfalls sehr gut gelöst und sorgt dafür, dass man nichts vergisst.
Warum ist Alma Mater mein Spiel des Monats?
Kommen wir erstmal zu einem kleinen Kritikpunkt. Das für mich an sich spannende Thema kommt im Spiel selbst nicht so richtig stark rüber. Die ganzen Illustrationen und die Plastik-Bücher passen zwar sehr gut zum Thema, aber das, was wir dann im Spiel tun, ist recht mechanisch und ich habe nicht wirklich das Gefühl eine Universität zu führen.
Die eigenen Aktionen sind eher mechanisch und auch die Studenten und Professoren bieten coole Boni, die aber wenig Uni-Atmosphäre versprühen. Und gerade die Forschungsleiste besteht eigentlich nur aus Kosten und Boni. Da gibt es null Thema.
Das ist etwas schade, denn man hätte durchaus etwas thematischere Aktionen und Hintergrundinfos mit einbauen können. Aber auch Alma Mater ist sicher wieder eines dieser Eurogames, welches mechanisch fertig war und dann musste man sich überlegen, welches Thema man draufsetzt. Das Thema kommt z.B. bei Grand Austria Hotel viel besser rüber in den einzelnen Aktion, wie ich finde.
Auch wenn das recht negativ klingt, so stört mich das beim Spielen allerdings gar nicht. Mir gefällt Alma Mater sehr gut, insbesondere weil es ein sehr forderndes Gameplay hat, was nicht unbedingt für Bauchspieler ideal ist.
Es gibt viel zu machen und man hat eigentlich immer zu wenige Aktionen. Deshalb muss man sich entscheiden, welchen Weg man einschlägt. Dabei gilt es auch immer ein paar Züge vorauszuplanen, um dann auch die notwendigen Bücher bzw. das Geld für bestimmte Aktionen zu haben. Allerdings muss (und kann) man das Spiel nicht durchrechnen, sondern auch immer wieder darauf reagieren, was gerade möglich und sinnvoll ist. Eine gute Mischung aus Strategie und Taktik, die ich sehr mag.
Neben den Möglichkeiten auf dem Spielbrett ist auch das eigene Tableau mit der Bücherreihe und dem Platz für die Studenten eine sehr schöne Sache. Dass die Endwertung auch gleich mit auf dem Tableau steht, ist ebenfalls sehr gut, um zwischendurch nicht aus den Augen zu verlieren, worum es eigentlich geht.
Die Kanzler sind teilweise sehr stark und bringen eine durchaus andere Spielweise mit. So gibt es einen Kanzler, der die Nutzung der eigenen Professoren ohne die Abgabe von Büchern erlaubt. Das ist schon sehr stark, aber man muss dann im Spiel eben auch auf Professoren gehen.
Dass zusätzlich 3 Kanzler für alle verfügbar ausliegen ist schön, aber die erforderlichen Meilensteine sind nicht einfach zu erreichen, so dass man diese dann, wenn überhaupt, oft erst gegen Ende des Spiels nutzen kann. Und man muss da auch wirklich hinterher sein.
Die Forschungsleiste darf man keinesfalls aus den Augen verlieren. Hier gibt es nicht nur Siegpunkte und andere Boni, sondern die Position darauf bestimmt, welchen Wert die einzelnen Buchfarben haben. Das wirkt sich direkt bei den Studenten aus, die bestimmte Bücher in bestimmten Werten benötigen. Liegt man hier vorn, müssen die anderen Spieler häufiger bei einem selbst Bücher kaufen und man selbst kommt leichter an Studenten.
Man will aber auch der erste sein, der einen Professor kauft, damit man selbst die Bücher-Kosten dafür festlegen kann.
Insgesamt sind in Alma Mater gute Kombis wichtig und man muss versuchen die eigenen Aktivitäten in den verschiedenen Bereichen gut aufeinander abzustimmen. Nur wenn die eigene Geld- und Buch-Ökonomie gut läuft und man schnell seine weiteren Arbeiter erhält, kann man vorn mitspielen.
Die indirekte Interaktion durch die Forschungsleiste, das Kaufen von Büchern, das „teurer machen“ von Einsetzfeldern und so weiter gefällt mir hier sehr gut.
Spiel des Monats – Checkliste
Einstiegshürde | In Alma Mater gibt es am Anfang schon einiges zu erklären, auch wenn die Grundregeln einfach sind. Die verschiedenen Symbole auf Studenten, Professoren und Kanzlern muss man aber erstmal häufiger nachschlagen. |
Anspruch | Hier gibt es Worker Placement mit an sich einfachen Regeln und ohne dass man andere komplett blockiert. Der Anspruch kommt allerdings durch die Interaktion untereinander, die Buch-Ökonomie und die vielen Möglichkeiten, welche eine gute Vorausplanung erfordern. |
Besonderheiten | Ganz besonders stechen hier die variablen Bücher-Kosten für Studenten und Professoren heraus, die durch die Spieler selbst festgelegt werden. |
Qualität | Alma Mater hat eine sehr schöne Gestaltung, hochwertige Double-Layer Spielertableaus und tolle Plastik-Bücher. Die Qualität ist sehr gut. Nur das an sich sehr schöne Plastik-Insert wurde nicht bis zum Ende durchgedacht und ist bei mir rausgeflogen. |
Wiederspielwert | Die Abwechslung ist durch verschiedene Kanzler, Professoren und Forschungskarten hoch. Dadurch gibt es in jeder Partie immer wieder andere Kombinationen. Nur bei den Studenten gibt es keine Abwechslung, was schade ist. |
Spielzeit | Die einzelnen Züge gehen relativ schnell. Insgesamt ist es dennoch ein etwas längeres Spiel und der Aufbau dauert auch etwas durch das Sortieren der Karten und das Drafting der Startkarten am Anfang. |
Fazit
Alma Mater habe ich heiß erwartet und wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich um ein anspruchsvolles und gut verzahntes Eurogame, welches sich auf jeden Fall härter anfühlt als Coimbra.
Trotz kleiner Kritikpunkte (das etwas aufgesetzte Thema, kein Solo-Modus, das nicht zuende gedachte Insert) bietet das Spiel so viele Möglichkeiten und erfordert eine gute Vorausplanung, ohne durchrechenbar zu sein. Die angenehme Interaktion gefällt mir ebenfalls sehr gut. Der neutraler Spieler funktioniert im 2-Spieler Modus gut (wird dann also auch eine Art 3-Spieler Partie), aber Alma Mater ist meiner Meinung nach eher ein Drei- und Vierspieler Spiel.
Ganz besonders gefallen mir die Bücher als Währung und wie man als Spieler die Kosten von Studenten und Professoren beeinflussen kann. Zudem werden die eigenen Möglichkeiten im Verlaufe des Spiels mehr und stärker, was auch ein gutes Gefühl ist.
Alles in allem fällt Alma Mater genau in das Anspruchs-Level, wo sich z.B. auch Great Western Trail befindet, auch wenn es nicht ganz dessen Klasse erreicht. Dennoch ist das Spiel ein absolutes Herbsthighlight für mich und wird sicher noch häufig auf den Tisch kommen.
Alma Mater (eggertspiele)
Vorteile
- anspruchsvoll und gut verzahnt
- variable Kosten werden durch Spieler festgelegt
- sehr schönes Material
- variabler Spielaufbau
Nachteile
- 2 Spieler Regeln nicht ganz ideal
- kein Solo-Modus
- kein gutes Insert
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