W. Eric Martin (CC3.0)
Eine Insel entdecken, Arbeiter einsetzen, Ressourcen verwalten, Meilensteine erreichen und vieles mehr bietet Cooper Island von Frosted Games.
Doch dafür stehen uns nur relativ wenige Aktionen zur Verfügung und so kommt es auf jede Entscheidung an.
Wie dieses Expertenspiel funktioniert, wie es sich spielt und warum Cooper Island mein Spiel des Monats ist, erfahrt ihr im Folgenden.
Cooper Island
Als erstes fällt einem das ungewöhnliche Spielbrett von Cooper Island auf. Es besteht aus einem zentralen Worker Placement Bereich, an dem je nach Spielerzahl 1-4 Halbinseln anliegen. Jeder Spieler hat so eine Halbinsel und „entdeckt“ diese nach und nach.
Allerdings ist es mehr ein Terraforming, denn wir entscheiden, welche Landschaftsplättchen wir auf unsere Halbinsel legen. Insgesamt gibt es 4 Landschaften, die uns 5 verschiedene Ressourcen geben. Immer wenn wir ein neues Doppel-Landschaftsplättchen platzieren, werden entsprechende Holzwürfel als Ressourcen darauf gelegt. Z.B. ein brauner Holzwürfel auf eine Waldlandschaft.
Da kommt auch gleich ein sehr interessanter Mechanismus zum Tragen, denn wir können Landschaftsplättchen übereinander bauen. Und je höher diese Konstruktion dann ist, um so mehr wert ist der Würfel, der darauf platziert wird. Mit diesen Ressourcen kann ich verschiedene Dinge bauen oder auch Aufträge liefern.
Unsere Aktionen bestehen aus dem Einsetzen von Arbeitern im zentralen Worker Placement Bereich. Dort gibt es 8 Bereiche, die es z.B.ermöglichen Landschaftsplättchen zufällig zu ziehen, diese zu platzieren, Einkommensboote zu bauen, Gebäude zu errichten und mehr.
Dabei ist es vor allem das Ziel Steuerradpunkte zu erhalten. Damit können wir unsere beiden Schiffe bewegen, die am Rand unserer Halbinsel langfahren und weitere Boni einsammeln. Man kann übrigens auch an den Halbinseln der anderen Spieler langfahren.
Gleichzeitig sind diese Steuerradpunkte auch die Siegpunkte.
Cooper Island(Frosted Games) |
Wir kolonisieren eine fremde Insel indem wir Landschaftsplättchen aufdecken. Mit den gesammelten Ressourcen bauen wir u.a. Statuen, wobei Worker Placement zum Einsatz kommt. |
Autor: Andreas "ode." Odendahl Grafiker: Javier González Cava |
1 - 4 Spieler ab 12 Jahren 60 - 120 Minuten 7.6 von 10 BGG Bewertung Pos. 596 BGG Position |
Sehr anspruchsvolles Eurogame, welches einen spannenden Ressourcen-Mechanismus bietet. Es zählt jede Aktion! |
2 Euro Rabatt-Code: HT6R3A |
Viel zu wenige Aktionen
Zu Beginn einer Partie von Cooper Island haben wir 2 Arbeiter. Bei gerade mal 5 Runden sind das 10 Aktionen, wenn wir uns nicht um neue Arbeiter kümmern. Einen neuen Arbeiter erhalten wir, wenn wir einen von 4 Meilensteinen erreichen. Das sind entweder 2 gebaute Boote, 2 errichtete Statuen, 2 gebaute Gebäude oder 2 gelieferte Aufträge.
Weitere Arbeiter sind, wie bei vielen Worker Placement Brettspielen, sehr wichtig, gerade wenn man am Anfang so wenig Aktionen hat. Allerdings müssen die Arbeiter am Ende jeder Runde ernährt werden, was sehr wichtig ist, denn sonst gibt es Minuspunkte. Und da es bei dem Spiel nicht viele Siegpunkte gibt, tut das echt weh.
Bekommen wir einen neuen Arbeiter, können wir uns zudem entscheiden, ob wir einen zusätzlichen normalen runden Arbeiter oder einen quadratischen Vorarbeiter bekommen. Im letzteren Fall müssen wir einen runden Arbeiter entfernen und legen diesen auf eine Spielende-Wertungskarte. Das gibt gute Punkte und macht auf jeden Fall Sinn. Aber die Anforderungen darauf sind auch nicht so leicht zu erreichen und jede Endwertung darf nur von einem Spieler beansprucht werden.
Die Vorarbeiter können zudem beim Worker Placement Einsetzen zusätzliche Boni bekommen.
Trotz der zusätzlichen Arbeiter hat man immer das Gefühl viel zu wenige Aktionen zu haben. Man kann in diesem Spiel so viel machen, hat aber nicht annähernd genug Aktionen.
Und so versucht man über 5 Runden die optimalen Aktionen zu machen, um zu gewinnen. Gerade in den ersten Partien ist es aber nicht ungewöhnlich, dass man nur sehr wenige Punkte macht, bis man ein Gefühl dafür bekommt, wie die Mechanismen bei Cooper Island ineinander greifen.
Warum ist Cooper Island mein Spiel des Monats?
Die Regeln sind sehr umfangreich und ich versuche hier gar nicht alle Details anzusprechen. Das würde dem Rahmen sprengen. Es reicht, wenn ich sage, dass Cooper Island ein richtiges Expertenspiel ist.
Die erste Partie mit 4 Spielern und der Erklärung kann schon locker 4 Stunden dauern. Mit erfahreneren Spielern dauert es natürlich nicht mehr so lange und auch mit weniger Spielern geht es schneller.
Es bleibt aber in jeder Konstallation ein Brainburner. Ich bin ja eigentlich eher ein Bauchspieler, der sich schon Gedanken über seine Züge macht, aber nicht ewig nach dem perfekten Zug sucht. Bei Cooper Island reizt mich aber gerade das.
Jede Aktion in Cooper Island ist extrem wichtig. Man kann nicht mal annähernd alles machen und muss sich deshalb sofort auf bestimmte Dinge konzentrieren. Dabei ist die Interaktion lediglich auf die Einsetzfelder beschränkt, aber das kann den Unterschied machen. Deshalb lohnt es sich den anderen ein wenig aus dem Weg zu gehen oder zumindest der Startspieler zu sein.
Mir gefällt sehr, dass es zwar sehr komplex ist, aber nicht kompliziert. Zudem kann man jedes mal eine andere Strategie ausprobieren und es gibt viele Wege zum Sieg.
Die Auswahl der Aktionen ist sehr wichtig, da man nur in der richtigen Kombination vorankommt. Es hat einen gewissen Puzzle-Effekt, schließlich will man mit den wenigen Aktionen das beste herausholen. Nach jeder Partie wusste ich, was ich falsch gemacht habe und konnte mich verbessern.
Im Gegensatz zu anderen großen komplexen (und komplizierten) Brettspielen wirkt es aber nicht künstlich aufgeblasen. Man muss hier nicht zwingend 10 Züge vorausdenken, auch wenn man natürlich strategisch planen muss und Taktik hier weit weniger wichtig ist. Zudem gibt es zwar 8 Einsetzbereiche, aber jede Aktion hat starke Auswirkungen. Im Gegensatz zu manch anderem komplizierten Spiel, wo es viel zu viele Aktionen gibt, die jeweils nicht so richtig den Unterschied machen.
In meinen Partien Cooper Island konnte ich gut merken, wie ich besser wurde und die Zusammenhänge besser erkannt habe und nutzen konnte. Dabei hat auch der Solo-Modus geholfen, der mittels Kartendeck sehr gut funktioniert, aber auch sehr, sehr hart ist. Das Solo-Deck gibt es separat zu kaufen oder als Print and Play.
So sehr mir der Solo-Modus Spaß macht, ich finde diesen einen Tick zu hart. Es ist eine Wohltat gegen menschliche Spieler zu spielen. :-)
Je nach Spielerzahl verändert sich zudem ein wenig das Spielgefühl. Mit 2 Spielern ist der Worker Placement Bereich deutlich entspannter, als mit 4 Spielern. Bei letzterem muss man häufiger eine Ressource oder ein Geld an den Mitspieler zahlen, auf den man sich bei der Aktion drauflegt.
Negativ ist vielleicht, dass die Spielertableau etwas zu klein sind. Gerade weil diese eigentlich sehr gut gestaltet und alle notwendigen Infos darauf zu finden sind, hätten diese ruhig etwas größer sein können.
Spiel des Monats – Checkliste
Einstiegshürde | Diese ist sehr hoch, da die Regeln umfangreich sind und die Zusammenhänge auch erst nach 1-2 Partien klar werden. Die Lernpartie tut weh. |
Anspruch | Als Expertenspiel ist der Anspruch hier sehr hoch und erfahrene Spieler werden hier immer besser sein. Wer eher entspannt spielen will, wird hier wohl keinen Spaß haben. |
Besonderheiten | Dass der Wert der Ressourcen abhängig von der Höhe der Landschaft ist, ist ein cooler Kniff. Das in Verbindung mit dem sehr kleinen Lager zwingt einem zum Ressourcen Management, was sehr anspruchsvoll ist. Auch die Tatsache, dass die Schiffbewegung gleichzeitig Siegpunkte sind, gefällt mir. |
Qualität | Das Spiel ist hochwertig. Die Plättchen sind stabil und es gibt viel weiteres Material. Die Tableaus könnten besser sein. |
Wiederspielwert | Cooper Island hat nach meinem bisherigen Eindruck einen sehr hohen Wiederspielwert. Ich kann eigentlich nicht genug davon bekommen. |
Spielzeit | Nach ein paar Partien ist die Spielzeit im Rahmen, aber es wird dennoch wohl das längste Spiel am Spieleabend sein. |
Fazit – Cooper Island
Cooper Island ist nicht für jeden das richtig Brettspiel, keine Frage. Als es Ende 2019 erschienen ist und ich die ersten Infos darüber gelesen und gehört hatte, habe ich es erstmal nicht gekauft. Zu komplizierte Spiele finde ich anstrengend und deshalb habe ich die Finger davon gelassen.
Doch unter anderem der Solo-Modus hat mich dann doch gelockt und während der Corona-bedingten Spielrundenausfälle habe ich es viel solo gespielt. Später dann natürlich auch mit anderen Spielern und ich habe mich immer mehr verliebt. Doch es ist auch nicht für jede Spielrunde und auch ich muss fit und munter sein, damit ich es genießen kann.
Abgesehen von den etwas zu kleinen Spielertableaus habe ich nicht wirklich etwas an Cooper Island auszusetzen. Es wirkt sehr ausgereift und durchdacht, zumal es bis auf das Ziehen der Landschaftsplättchen aus dem Beutel keinen Zufallsfaktor gibt. Letzteres ist aber auch wichtig, da ich sonst immer genau dasselbe auf meiner Halbinsel machen könnte.
Alles in allem wird Cooper Island ein Highlight in meiner Sammlung bleiben und ich versuche es regelmäßig auf dem Tisch zu bekommen, denn bei zu langen Abständen habe ich das Gefühl, wieder schlechter zu werden. :-)
Ein würdiges Spiel des Monats.
Cooper Island (Frosted Games)
Vorteile
- sehr anspruchsvoll
- interessante Ressourcen-Mechanik
- jede Aktion zählt
- komplex, aber nicht kompliziert
- tolle Tischpräsenz
Nachteile
- Spielertableaus etwas klein
- benötigt viel Platz
- harter Einstieg
wie kommst du darauf das die maximale Höhe 5 ist ?
Das war ein Verschreiber. Ich habe es korrigiert. Die Höhe der Landschaftsplättchen ist natürlich nicht begrenzt.
Sehr gute Wahl. Für mich einer der besten Strategieklopper seit langem!