Brettspiele sind ein tolles, aber auch nicht wirklich günstiges Hobby. Zumindest dann, wenn man viele Brettspiele kauft. Und dann gibt es auch noch die All-In Pakete mit Erweiterungen, Metallmünzen, Spielmatte, Art-Book und so weiter.
Doch muss es immer der All-In sein oder reicht das Grundspiel aus? Müssen es immer hochwertige Miniaturen, Deluxe-Material und so weiter sein? Und was ist, wenn das Spiel schlecht ist?
Genau diesen Fragen gehe ich im Folgenden nach, schildere meine eigenen Erfahrungen und schaue mir an, wie es andere machen.
Natürlich freue ich mich sehr über eure Meinungen zu diesem Thema, denn sicher kämpfen viele von euch ebenfalls mit sich, wenn es um die Frage geht: All-In oder nur Grundspiel?
All-In Kickstarter oder gar nicht?!
Ich bin ein großer Kickstarter-Fan oder besser gesagt, ich war lange Zeit ein großer Kickstarter-Fan. Entsprechend viele Crowdfunding-Brettspiele habe ich hier bei mir im Regal stehen und oft sind es nicht nur die Grundspiele, sondern auch Erweiterungen, Zusatzmaterial und mehr.
Auch wenn es sich bei mir in den letzten Monaten doch etwas geändert hat und ich weit weniger bei Kickstarter unterstütze, was vor allem an den hohen Versandkosten und zusätzlichen Steuern liegt, so habe ich früher eigentlich nur All-In gewählt oder gar nicht mitgemacht.
Schließlich ist es bei den meisten Kickstartern, und inzwischen auch Gamefound-Kampagnen, so, dass neben dem eigentlichen Spiel diverse Addons nach und nach angekündigt werden oder schon zum Start der Kampagne bereitstehen. Zudem gibt es noch weitere Dinge, wie die schon erwähnten Metallmünzen, Spielmatten, Miniatur-Upgrades, Early Bird Promos, Deluxe-Spielmaterial und vieles mehr.
Ich habe große Schwierigkeiten nur das Grundspiel zu unterstützen, denn es fühlt sich an, als würde ich ein unvollständiges Spiel bekommen. Das ist in der Regel natürlich quatsch und ich bin mit sehr vielen Spielen sehr glücklich, von denen ich nur das Grundspiel habe. Dennoch schlägt bei mir gerade beim Crowdfunding immer wieder der Fomo-Effekt zu.
Die Angst etwas zu verpassen (Fear of missing out) ist gerade beim Crowdfunding recht stark, da ein guter Teil der Addons und Exklusives später eben nicht so einfach im Handel zu bekommen ist.
Spielt man denn alles?
Nichts zu verpassen ist also einer der Hauptgründe, warum viele All-In gehen. Doch auch spielerisch klingen Erweiterungen und Verbesserungen oft so toll, dass man diese unbedingt haben möchte.
Doch sind wir mal ehrlich, wie viele der All-Ins haben wir komplett gespielt? Ich nur ganz wenige.
Entwickelt sich ein Spiel zu einem Dauerbrenner, dann kommen auch die Erweiterungen auf den Tisch und man freut sich, dass man die optischen Addons ebenfalls unterstützt hat.
Doch für wie viele Spiele in den eigenen Regalen trifft das wirklich zu? Mit Sicherheit nicht alle, sondern eher der kleinere Teil.
Bei der Masse der heutigen Neuerscheinungen geht es vielen doch eher so, dass sie nach ein paar Partien schon wieder einen anderen Titel auf dem Schirm haben und dem Cult of the New folgen.
Das ist sicher unterschiedlich und es soll ja Leute geben, die können ihre Brettspiel-Sammlung bei unter 100 Spielen halten (was ich schon fast für unmachbar halte ;-)), doch selbst da ist die Frage, wie oft kommen diese Spiele auf den Tisch und wie oft die ganzen Erweiterungen etc..?
Sicher gibt es SpielerInnen, bei denen das der Fall ist, aber die Mehrheit ist schon froh, wenn das Grundspiel häufiger gespielt kommt.
Das Grundspiel reicht oft aus
Wenn man also ehrlich ist, reicht bei den meisten Spielen in der eigenen Sammlung das Grundspiel. Zu mehr wird man oft eh nicht kommen und viele Grundspiele sind ja auch toll, so ganz für sich allein. Nicht jede Erweiterung verbessert ein Spiel und nicht jede Promo ist wirklich gut getestet.
Gerade auf Kickstarter ist es häufiger der Fall, dass bei einem erfolgreichen Crowdfunding noch irgendwelche Erweiterungen an den Start gebracht werden, die weder besonders gut geplant, noch geplaytest sind. Sie sollen nur dafür sorgen, dass noch mehr Geld von den Backern kommt.
Dann hat man zwar alles, aber besser wird das Spielerlebnis dadurch nicht unbedingt.
Nicht die Katze im Sack kaufen!
Ein weiterer Grund für mich, nicht mehr so oft All-In zu gehen, ist genau diese Qualitätsfrage. Gerade auf Kickstarter ist man sich ja nicht wirklich sicher, wie gut das Spiel dann schlussendlich wird.
Bei einem vorbildlichen Crowdfunding kann man die Regeln lesen, Spielpartien auf YouTube anschauen, selber auf Tabletopia aktiv werden und so weiter. Man bekommt also schon einen guten Eindruck vom Spiel.
Aber bis zur Veröffentlichung kann noch vieles passieren und ein Teil meiner auf Kickstarter unterstützten Spiele waren am Ende einfach nicht so toll. Das kann einem natürlich bei einem Retail-Spiel auch passieren, wenn man als erster zuschlägt und zum Beispiel auf der SPIEL in Essen ein neues Spiel blind kauft.
Doch dann ist es meist nur ein Spiel für 50 oder 60 Euro. Bei einem All-In ist es in der Regel dreistellig und oft liegt der Betrag dann sogar jenseits der 200 oder gar 300 Euro. Da kann es einen dann schon deutlich mehr ärgern, wenn einem das Spiel dann doch nicht so gut gefällt.
Später zuschlagen?
Ich gebe zu, dass ich viele Spiele möglichst gleich haben möchte. Das liegt einfach daran, dass ich hier im Blog darüber berichten möchte und SPIEL-Neuheiten oft erst viele Monate später im regulären Handel zu bekommen sind.
Dennoch halte ich mich mehr und mehr zurück und gerade bei Erweiterungen warte ich ab, wie ich das Grundspiel finde. Nur wenn mir das wirklich sehr gut gefällt und ich mehr möchte, dann kaufe ich mir eine Erweiterung. Hier gibt es zwar hin und wieder das Problem, dass dann auch mal was Out of Print ist, aber ganz ehrlich, davon geht die Welt dann auch nicht unter.
Bei Kickstarter ist es inzwischen ebenfalls so, dass die guten Spiele fast alle später normal in den Handel kommen. Da fehlen dann zwar ein paar exklusive Inhalte aus dem Kickstarter, aber wenn das Spiel gut ist, stört mich das mittlerweile nicht mehr so sehr.
Auf der anderen Seite fährt man mit einem All-In preislich oft besser, als wenn man später versucht bestimmte Erweiterungen dann auf dem Zweitmarkt zu bekommen. Man kann also Glück haben mit einem All-In, oder eben nicht.
Wie viel Brettspiel soll es für euch sein? All-In oder nur Grundspiel?
Ich kämpfe noch heute hin und wieder mit meinem inneren Schweinehund und versuche nicht bei jedem spannenden Kickstarter All-In zu geben. Das klappt zwar nicht immer, aber immer häufiger. :-)
Hinzu kommt, dass ich ein starkes Sammel-Gen habe und auch bei Brettspielen am liebsten immer alles haben wollte. Auch davon verabschiede ich mich nach und nach, denn es geht schließlich um das Spielen. Sammeln um das Sammeln wegens finde ich inzwischen eher deprimierend.
Mich würde nun sehr interessieren, wie das bei euch ist. Geht ihr beim Crowdfunding generell All-In oder seid ihr mit dem Grundspiel zufrieden?
Was waren eure Erfahrungen diesbezüglich in der Vergangenheit und hat sich eure Meinung dazu ggf. geändert?
Fand mich in dem Artikel direkt wieder. :)
Hatte bei meinen ersten Kickstartern auch oft die all in Variante gewählt. Aber in der Tat kamen diese dann nicht so oft auf den Tisch als hätten sich diese auch gelohnt. Es trägt eher dem Sammlertrieb Rechnung als dass es sich wirklich über die Spielhäufigkeit rechtfertigen würde. Gerade wenn man dank Family/Job nur noch wenige Male im Monat/Quartal die Spiele auch auf den Tisch bringen kann.
…und die Sammlung sowieso schon (zu) groß ist.
Ein weiteres Kickstarter Problem:
Es kam schon vor, dass ein Kickstarter Spiel schon auf der Messe in Essen zu kaufen war (kurz darauf auch schon im normalen Handel), ich es selbst als Kickstarter aber noch nicht bekommen hatte. (So war das bei „Cthuluh Death may Die“ zB)
Ich bin mittlerweile sehr zurückhaltend geworden und picke mir nur noch sehr gezielt Spiele auf Kickstarter oder Gamefound und dann auch nicht mehr all in.
…man lernt ja zum Glück dazu.
mein Kickstarter-Verhalten unterliegt auch einem Wandel – weniger Erweiterungen. wie schon beschrieben, wächst das Zeitbudget nicht im gleichen Maße wie der Berg neuer Spiele, so dass selbst bei guten Spielen man entweder selber vom Reiz des neuen Spiels erwischt wird oder aber die Spielerunde auch mal „ihre“ Sachen auf den Tisch bringen will.
Mit der letzten Deluxe-Version von „Canopy“ (nun als ‚Baumkronen‘ bei Kosmos) bin ich allerdings gut gefahren, das ist kein zusätzlicher Inhalt aber so schön, dass selbst meine Frau sagt „Lass uns das mal spielen“
Eine andere Einschränkung ist die lange Wartezeit. Wenn die Spiele ein Jahr nach dem Pledge rauskommen oder gar Verzögerung haben, ist die Begeisterung schon manchmal abgeflaut… Dieser Tage soll mit 8monatiger Verspätung und insgesamt 18 Monaten nach der Kampagne mein All-in Pledge für „Final Girl“ hier ankommen – das werde ich aber wahrscheinlich gleich abstoßen, denn jetzt spiele ich zum Glück wieder weniger Solo als noch vor einem Jahr.
Dann doch lieber einem aktuellen Tip von Peer folgen und das Spiel gleich auf den Tisch bekommen ;)
Ja, die lange Wartezeit stört mich mittlerweile auch. Der Schwerpunkt, was man aktuell gern spielt, ändert sich in der Zeit dann doch. Manche Kickstarter sind immer noch spannend, andere nicht mehr so sehr.
Es hat viel mit Sammeln und Komplettieren zu tun… Leider blähen auch viele Add-Ons oder Erweiterungen ein gutes Prinzip unnötig auf.
Ich versuche mich (seit einiger Zeit) nochmal vor dem Backen zu fragen, ob das Grundspiel nicht auch so Spaß bereiten könnte.