Ein Brettspieltisch steht immer noch auf meiner Wunschliste und in den letzten Jahren sind viele neue Anbieter mit solchen Tischen auf den Markt gekommen. Besonders interessant finde ich dabei den Tisch Altar von Kapplex, welcher einige Besonderheiten bietet.

Im Interview mit Kapplex-Firmengründer Alexander geht es um die Idee für den Brettspieltisch Altar, seine Umsetzung und dessen Besonderheiten.

Zudem erfahrt ihr, was Kapplex noch an anderem Zubehör für Brettspieler bereithält.

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Hallo Alexander. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Mein Name ist Alexander Kapp-Huß und ich bin Gründer des Brettspielmöbelherstellers Kapplex.

Als leidenschaftlicher Brettspieler entwickle ich mit meinem Team Möbel für Gleichgesinnte die bestmöglich zur Integration unseres liebsten Hobbys in den Lebensalltag beitragen sollen.

Wie bist du zum Handwerk gekommen und was reizt dich daran?

Ich habe meine erste Ausbildung im Möbelhandel als Kaufmann abgeschlossen und bin dann über mehrere Stationen schließlich in der Möbelfertigung bei einer größeren Schreinerei gelandet. Der Reiz im Holz-Handwerk liegt für mich in der Symbiose aus kreativen Ideen der Menschen die mit natürlichen Werkstoffen zu einer langlebigen und konzeptionell durchdachten Lösung führen.

Die Ergebnisse finden dann den Weg in die Haushalte, sie werden bestaunt, schaffen nachhaltig Freude bei den Menschen und inspirieren uns so immer wieder neue Konzepte und Lösungen aus Holz zu entwickeln und anzustreben.

Wie entstand die Idee einen Brettspiel-Tisch zu bauen?

Die Idee einen Brettspieltisch zu bauen entstand zunächst aus einem DIY Gedanke heraus. Mich haben bestimmte Dinge beim Spielen an herkömmlichen Tischen gestört und die wollte ich verbessern.

Zu dem Zeitpunkt gab es bereits ein paar Hersteller von Spieltischen im Ausland. Die dort angebotenen Modelle haben jedoch nicht meine Bedürfnisse in Bezug auf meinen Wunschkomfort erfüllt, entsprachen nicht meinen optischen und haptischen Vorstellungen und waren zudem in einem gehobenen Preissegment und durch den Versand aus dem Ausland noch einmal teurer. Das konnte ich in unserer Werkstatt besser lösen und so beschloss ich mir meinen idealen Brettspieltisch zu bauen.

Die Idee war anfänglich den Spieltisch als Produkterweiterung für die Winterzeit in meinem damaligen Unternehmen, wo ich zuletzt als kaufmännischer Leiter arbeitete, einzusetzen. Ich merkte aber schnell, das meine eigene Begeisterung nicht bei allen Kollegen, die überwiegend Nichtspieler waren, so gut ankam. Daher war irgendwann klar, dass ich das selber machen muss, wenn ich meine Ideen und Vorstellungen nachhaltig umsetzen möchte.

Wie lange hat es gedauert, den Brettspieltisch Altar zu entwerfen und „serienreif“ zu machen?

Für den ersten Prototyp haben wir ca. 3 Monate herumgewerkelt. Damit im Gepäck habe ich dann beschlossen nicht nur in unseren eigenen Spielerunden zu testen, sondern den Tisch auf einer Convention zu präsentieren.

Auf der Berlin Brettspiel Con 2018 wurde der Prototyp dann rund um die Uhr bespielt und wir haben dann ein wirklich hervorragendes Feedback bekommen und wichtige Hinweise von der Community, wie wir unseren Tisch weiter verbessern sollten. Kombiniert mit unseren eigenen Erfahrungen und im Hinblick auf die technische Umsetzbarkeit haben wir dann das erste Vorführmodell vom Altar in Essen auf der SPIEL 2018 präsentiert.

Kleinere Anpassungen wurden in den folgenden Monaten umgesetzt, bis wir auch werksseitig gerüstet waren um den ALTAR in kontinuierlicher Einzelfertigung als Mini-Serie konstant zu produzieren. Es hat also ein gutes Jahr gedauert.

Brettspieltisch Altar von Kaplex

Was ist das Besondere an eurem Brettspieltisch? Warum sollte man gerade diesen kaufen?

Mir war es von Anfang an ein großes Anliegen nicht irgendein bestehendes Modell zu kopieren, so wie es ja inzwischen einige Tischlereien am Markt versuchen. Die Eigenständigkeit unseres Konzepts, verbunden mit sinnvollen und durchdachten Extras für ein wirklich analoges Spielen standen im Fokus der Entwicklung.

Das Hauptaugenmerk lag für mich von Beginn an auf der Umsetzung des Tisches mit einem Mittelfuß, also ein Tischkonzept ohne störende Außenbeine zu entwickeln. Hierfür gab es bereits Anregungen von Tischen die wir mit der Schreinerei im Gastrobereich umgesetzt haben. Trotz seiner Masse und der Größe lässt sich der Altar noch auf dem Boden schieben und ermöglicht so auch in kleineren Räumen die Unterkonstruktion, welche als Aufbewahrung für die Abdeckplatten dient, zu bestücken oder mit Hilfe der Platten zusätzliche Ablagen zu schaffen. Die Abdeckplatten müssen also nicht separat verstaut werden, es findet alles seinen Platz am Tisch selbst.

Unser Brettspieltisch funktioniert ebenso als Ess- und Arbeitstisch. Unser Design ist einzigartig und wirkt auch durch die Auswahl mehrerer Farben in nahezu jedem Raum als Unikat und Liebhaberstück. Daher verzichten wir bewusst auf ein Anflanschen von Einsätzen im Außenbereich der Umrandung, da dies ein Stilbruch zum Design darstellen würde und zudem alle für uns essentiellen Funktionen, wie beispielsweise die Getränke- und Kartenhalter an anderen Stellen optional integriert werden können.

Bei der Höhe der Umrandung haben wir darauf geachtet, dass die Spielfläche nicht zu tief ist. Das Spielmaterial soll bequem aus dem Handgelenk heraus bedient werden können. Ein Hineingreifen in einen tiefen Keller und über die Schulter hinweg ist nicht notwendig. Meeple, Pöppel, Tokens und sonstiges Spielmaterial finden in der Regel genügend Platz um es problemlos abdecken zu können.

Die Umrandung ist dabei jedoch immer noch hoch genug, damit keine Würfel hinausfallen. Um das sicherzustellen haben wir hunderte Testwürfe vorgenommen, bis wir mit der Höhe zufrieden waren.

Was unsere Brettspieltische zudem noch sehr besonders macht ist die Oberfläche. Das Holz wird gebeizt und seidenmatt lackiert. Mehrere Schleifvorgänge und extra abgerundete Außenkanten lassen eine wunderbar hautschmeichelnde Haptik entstehen, sodass man auch bei längeren Spielpartien gern seine Arme darauf abstützen mag.

Wie sieht es mit Preis und Verfügbarkeit aus? Gibt es Extras?

In unseren Möbelpreisen sind stets die Liefer- und Aufbaukosten als Pauschale integriert. Unser quadratisches Modell erhält man aktuell ab 1.995 €.

Den Altar selbst gibt es in 3 unterschiedlichen Längen und 5 Standardfarben. Je nach Wunschkonfiguration, die man jetzt auch individuell über einen Varianten-Konfigurator auf unserer Webseite kapplex.de zusammenstellen kann, können es auch mal über 3000 € werden.

Unsere Schreiner kümmern sich nach Eingang einer Anzahlung in Höhe von 50% um die Produktion der bestellten Wunschkonfiguration. Nach Fertigstellung liefere ich in der Regel selbst und höchstpersönlich mit unserem Firmentransporter, sodass unsere Brettspielmöbel auf jeden Fall innerhalb von 3 bis 6 Monaten nach Auftragsbestätigung für die ersten Spieleabende im jeweiligen Wohnspielbereich bereit stehen.

Ehrlicherweise sind wir auch häufig schneller, aber das lässt sich halt vorab nicht garantieren. Selbst zu Beginn der Corona-Krise haben wir unseren vorgegebenen Lieferzeitraum einhalten können und das trotz einer Lieferpause von 4 Wochen im letzten Frühjahr.

Neben den bereits erwähnten Extras, wie Getränke- und Kartenhalter, kann die Umrandung zusätzlich um eine Plattenstärke erhöht werden. Dies ist vor allem für Miniaturenspiele interessant. Mit erhöhter Umrandung kann man bspw. Scythe komplett stehen lassen und abdecken – lediglich die „Vogelfrau“ wird auf die Seite gelegt. ;-)

Unser Brettspieltisch Altar ist nun schon so ausgereift, dass wir den Aufbau des Tisches selbst nicht weiter verändern werden. Alle kommenden Extras sollen nach Möglichkeit als Upgrade funktionieren, sodass auch unsere Kunden, die bereits einen Tisch von uns haben, bei Bedarf problemlos erweitern können.

Wie wird euer Brettspieltisch generell angenommen? Gibt es da in Deutschland ausreichend viele Interessenten?

Unser Konzept wird sehr gut angenommen, zumal wir neben den Tischen ja auch Brettspielregale im Sortiment haben und darüber hinaus jetzt auch erste Sitzgelegenheiten anbieten können. In Deutschland waren wir schon in den meisten Regionen um Möbel auszuliefern.

Mittlerweile gibt es auch ein erstes Netz an Showrooms, in denen man lokal Produkte von uns anschauen kann – auch eine für uns positive Entwicklung, um die fehlenden Messen aufgrund der Corona-Krise etwas auszugleichen. So können Interessenten sich einen Showroom in ihrer Nähe suchen, um bspw. den Altar vorab anzuschauen oder die Haptik selbst zu spüren, das lässt sich leider online einfach nicht so gut rüberbringen wie es in echt tatsächlich ist.

Darüber hinaus haben wir auch schon nach Österreich und Luxemburg geliefert. Anfragen aus anderen Ländern kommen auch gelegentlich, diese haben wir bisher aufgrund unserer eigenen Kapazität abgelehnt. Mal sehen was die Zukunft noch bringt, aber wir sehen uns immer noch in der Aufbauphase. Kapplex wird und soll die Brettspielszene aber langfristig begleiten und beleben und wir möchten auch in Zukunft weiter Kunden von unseren Produkten begeistern.

Mittlerweile bietet ihr auch Brettspielregale an. Wieso und was hat es damit genau auf sich?

Brettspielzubehör - Schrank Exakt von KapplexDie Regale sind auch aus meinem persönlichen Drang in Bezug auf die Anordnung meiner eigenen Spielesammlung heraus entstanden. Irgendwann sagt meine Frau zu mir, dass ich teilweise öfter vor Regal stehe und Brettspielschachteln sortieren, als dass ich dann zum Spielen komme.

Das war sicher etwas übertrieben, aber in der Tat hat das „Schachteltetris“ einen großen Teil meiner Zeit für das gesamte Hobby beansprucht. Auch das wollte ich mit einer eigenen Lösung verbessern. Ein Regal, das platzoptimiert für die gängigsten Spieleschachtelformate funktioniert und möglichst wenig Lücken lässt.

Es sollte aber auch optisch in den Wohnbereich passen und nicht als reine Lagerungslösung für einen Abstellraum oder ähnliches dienen. Mittlerweile ist aus dieser Idee eine Serie an Regalen entstanden die bei uns unter der Bezeichnung Brettspielregal EXAKT läuft.

Manchmal fragen mich Leute auf der Messe, was genau denn der Gag an unserem Regal ist. Ist sage dann häufig leicht schmunzelnd, wenn Du diese Frage stellst, dann ist das Regal auch nichts für dich. Es richtet sich wirklich an eine bestimmte Gruppe an Spieleliebhabern, die den Drang verspüren die optimale Lagerung ihrer Spiele (liegend) mit sinnvollen Extras (wie zusätzlichen Fächern und Präsentationsflächen) und einer symmetrischen Ästhetik in idealer Weise zu verbinden.

Plant ihr in Zukunft weitere Brettspiel-Möbel in euer Programm aufzunehmen?

Wir planen auch in Zukunft weitere Brettspielmöbel in unser Programm aufzunehmen. Aktuell entwickeln wir eine zweite etwas schmalere Variante vom EXAKT. Aber auch bei den anderen Produktkategorien machen wir uns Gedanken und nehmen dabei auch die Wünsche und Inspirationen unserer Kunden und Interessenten Ernst.

Zusätzlich möchten wir unser Sortiment auch im Bereich Brettspielzubehör erweitern, zur SPIEL.digital haben wir jüngst unseren ersten Würfelturm vorgestellt.

Zum Schluss würde mich interessieren, was deine Lieblings-Brettspiele sind.

Ich selbst bin leidenschaftlicher Brettspieler. Seit dem Umstieg zu einer vollen Selbständigkeit komme ich leider immer seltener zum Spielen und genieße es dann umso mehr, wenn sich die Gelegenheit bietet auf einem Spielewochenende oder einer Convention mal länger am Stück zu spielen und mit gleichgesinnten über Neuheiten oder die Verbindung von Thema und Mechanik in dem ein oder anderen Spiele-Klassiker zu diskutieren.

Tatsächlich habe ich einige Lieblingsspiele in verschiedenen „Kategorien“. Mein absolutes Lieblingsspiel ist immer noch Istanbul, gern mit beiden Erweiterungen. Das schöne an dem Spiel ist, das es super skaliert und sowohl zu zweit als auch mit 5 Spielern funktioniert und sehr viel Spaß macht. Dazu hat man viele Entscheidungswege, versucht ständig zu optimieren, kann aber auch nur auf Glücksspiel setzen, wenn man das möchte, was es natürlich auch für Neu-Einsteiger möglich macht hier mitzuhalten.

Als reines 2-Personen-Spiel ist 7 Wonders Duell mein Favorit und wenn die Zeit dann doch mal für ein Expertenspiel reicht, dann kommt am liebsten Teotihuacan auf den Brettspieltisch.

Als Koop und Kampagnenspiel spielen wir im Kapplex Team am liebsten Pandemic Legacy und von den aktuellen Messe-Neuheiten haben mir bisher die Marktgrafen von Valeria am besten gefallen – zugegebener Maßen haben ich auch nur ein paar Neuheiten bisher spielen können.

Danke Alexander für das Interview

CoBo Con