Brettspiele sind für viele ein rein analoges Hobby, aber immer öfter werden digitale Ideen umgesetzt. Mit Teburu ist ein vielversprechendes Projekt im Aufbau, dass eine Konsole für Brettspiele sein soll.
Was genau das bedeutet, wie Teburu funktioniert und was meine Anspielerfahrungen damit sind, erfahrt ihr im Folgenden.
Zudem gehe ich auf die Vor- und Nachteile ein, ein erstes Spiel für die Konsole und wie ich die Chancen dafür in Zukunft sehe.
Teburu – Die Konsole für Brettspiele
Auf der SPIEL 21 hatte ich einen Termin mit Xplored. Das ist der Hersteller der Brettspiel-Konsole Teburu, die schon seit ein paar Jahren in Arbeit ist.
Teburu ist japanisch und bedeutet übersetzt Tisch. Ganz einfach.
Es handelt sich jedoch nicht um einen Tisch, sondern eher um eine Unterlage, die mit Sensoren vollgestopft ist. Damit bildet es die digitale Basis, auf der verschiedene Brettspiele gespielt werden können.
Mehr Einblicke gibt es auf der Homepage und in diesem Video.
Wichtige Aspekte von Teburu
Teburu ist also ein interaktives Spielbrett, welches z.B. erkennt, wo Figuren stehen und einiges mehr. Dafür müssen natürlich auch die Miniaturen mit entsprechender Technik ausgestattet sein.
Darauf wird dann ein ganz normales Papp-Spielbrett gelegt, welches Bereiche und Orte anzeigt. Schließlich erkennt die Konsole auch durch so ein Papp-Brett Miniaturen etc..
Natürlich muss das Spiel auf die Konsole angespasst sein, aber dann sieht es sehr gut aus.
In meiner Testpartie gab es so eine Auflage, auch wenn diese nur wenig thematisch aussah. Dennoch war es schon sehr beeindruckend zu sehen, wie gut die Technik funktioniert.
Die kleinen und große Figuren des Spiels The Bad Karmas And The Curse of the Zodiac, das ich auf der SPIEL probespielen konnte, waren darauf angepasst, so dass zum Beispiele bestimmte Zustände angezeigt werden konnten.
In meiner Testpartie sah man am großen Monster z.B. aufleuchten, auf welcher Seite das Monster nun besonders gut angreifbar ist oder ob es betäubt war.
Der Platz ist aber natürlich beschränkt, denn das Spielfeld kann nur so groß sein wie die Konsolen-Unterlage. Allerdings ist es auch denkbar wie bei Dungeon Crawlern Einzelräume etc. auszulegen, aber da muss die App dann genau sagen, wohin man diese legt.
Gesteuert werden die eigenen Aktionen über eine Einbindung von Apps auf dem Smartphone (das sind dann jeweils die Spielertableaus) und einem zentralen Tablet (auf dem generelle Einstellungen, die Reaktionen der Gegner etc. ausgegeben werden).
Dabei sah die App bei meinem Testspiel schon sehr gut aus. Tolle Bilder, stimmige Aktionsmöglichkeiten (bereits auf deutsch) und vor allem Geräusche und Animationen gab es zu sehen und zu hören. Das sorgt dafür, dass z.B. ein Treffer noch viel besser rüberkommt.
Was Teburu ebenfalls durchaus spannend macht, ist die Übernahme von Verwaltungsaufgaben. So wird automatisch ermittelt, wer wie viel Schaden nimmt. Die Buchhaltung, also der Werte der Gegner, die Siegpunkte etc. übernimmt die App und entlastet damit die Spieler.
Dennoch bleibt das haptische Erlebnis erhalten, denn man bewegt die Figuren und das Würfeln findet klassisch statt, auch wenn das Würfelergebnis automatisch erkannt und übernommen wird.
Technisch hat das alles schon sehr gut funktioniert.
Beseitigt Teburu die Schwachpunkte der Brettspiele?
Sicher, diese Frage ist provokant, denn Vielspieler werden wohl vehement widersprechen, dass das Zusammenrechnen von Punkten und die Verwaltung in Brettspielen Ballast sind.
Das gehört doch dazu und im Großen und Ganzen würde ich dem zustimmen, denn genau diese Kopfarbeit macht in gewissem Maße Brettspiele aus.
Spricht man aber mit Wenigspielern, dann ist gerade der Verwaltungsaufwand eines der größten Hindernisse für viele. Genau das schreckt viele Neulinge ab bzw. überfordert diese. Das gilt natürlich auch für Regelhefte. Das Einarbeiten in die Regeln ist für viele eine große Hemmschwelle.
Teburu bietet auch hier die Möglichkeit interaktiv in die Regeln einzuführen, was durchaus interessant ist.
Die Frage, die sich viele an dieser Stelle dann aber stellen, lautet: Ist es dann überhaupt noch ein Brettspiel?
Abschließend kann ich das nicht beantworten, denn wir haben noch ein Brett, wir haben Spielmaterial, dass wir anfassen und bewegen. Wir schauen zwar auf ein Smartphone und wählen dort unsere Aktionen aus, aber auch das ähnelt dem eigenen Papp-Spielertableau.
Wo die Grenze zwischen Brettspiel und Videospiel liegt, muss wohl jeder für sich selbst festlegen. Diese Diskussion gibt es ja jetzt schon bei App-gestützten Brettspielen.
Welche Brettspiele soll es auf Teburu geben?
So eine Konsole steht und fällt natürlich mit den Spielen, die es dafür gibt. Das ist nicht anders, als bei einer richtigen Videospiel-Konsole.
Der Hersteller Xplored hat ein eigenes Spiel entwickelt, das den Namen The Bad Karmas And The Curse of the Zodiac trägt. Es handelt sich um einen Boss-Battler, bei dem wir als Helden gegen die sogenannten Zodiacs kämpfen, 12 riesige Halbgötter.
The Bad Karmas And The Curse of the Zodiac(Xplored) |
12 riesige Halbgott-Monster sind erwacht und bedrohen die Menschheit. Als Helden treten wir gegen sie an und interagieren auf der Brettspiel-Konsole Teburu gegen die Gegner. |
Autoren: Davide Garofalo, Riccardo Landi Grafiker: Andrew Baker, Hamish Fraser, Daniel J. Walsh |
1 - 5 Spieler ab 14 Jahren 40 - 90 Minuten 7.6 von 10 BGG Bewertung Pos. 16867 BGG Position |
Ich konnte es probespielen und die Interaktion durch die Teburu-Konsole sind spannend. |
Das sieht toll aus, aber allein damit wird man die Konsole wohl nicht zu einem Verkaufserfolg machen.
Es wurde vor rund 2 Jahren mal ein Zombicide Spiel für Teburu angekündigt, aber da CMON anscheinend nicht mehr mit im Boot ist, gibt es dazu auch keine Infos mehr. Auf der Website von CMON wurden dazu alle Informationen gelöscht. Das ist kein so gutes Zeichen, denn ohne Unterstützung eines großes Verlages (oder am besten vieler Verlage) wird es natürlich schwieriger.
Dabei könnte ich mir sehr gut viele spannende Umsetzungen vorstellen. Neben Eurogames, die vor allem von der Punkteverwaltung profitieren würden, natürlich vor allem storylastige Ameristyle Brettspiele mit Erzähler, Stimmen, Sounds etc.. Da könnte echt gut und atmosphärisch funktionieren.
Kann sich Teburu durchsetzen?
Die Reichweite ist sicher die größte Herausforderung. Ohne viele gute Spiele, die für Teburu angepasst oder extra entwickelt werden, kaufen nicht so viele BrettspielerInnen die Konsole.
Aber ohne genug verkaufte Teburu-Konsolen wird es wohl nur eine zurückhaltende Unterstützung seitens der Verlage geben. Vieles hängt davon ab, wie aufwändig und teuer die Anpassung (oder Entwicklung) eines Spiels für Teburu sein wird.
Hier haben wir also wieder das typische „Henne und Ei“ Problem und das wird sicher die größte Herausforderung.
Vieles hängt dabei wohl auch vom Preis ab, denn viele würden sicher Geld dafür ausgeben, wenn es finanziell im Rahmen bleibt. Ein paar hundert Euro wäre mir aber auch zu teuer. Von technischen Problemen, die man dann selbst nicht so einfach beheben könnte, wie bei normalen Brettspielen, möchte ich hier gar nicht anfangen. Das ist sicher ein Punkt, der Einsteiger wiederum etwas abschrecken könnte.
Es gibt in meinen Augen also durchaus einige Pro- und Kontra-Argumente.
Mehr Infos zu Teburu gibt es übrigens in Podcast-Episoden von Insert Moin und der Brettspielerunde. Diese Episoden sind allerdings schon ein wenig älter.
Was haltet ihr von Teburu und Co?
Es gibt noch andere Versuche eine Brettspiel-Konsole zu veröffentlichen, wie das Gameboard oder die SquareOne. Letzteres wurde auf Kickstarter und Indigogo zwar erfolgreich finanziert, aber es war kein Mega-Erfolg.
Nach meinen letzten Informationen soll Teburu im Jahr 2022 auf Kickstarter an den Start gehen. Ich bin sehr gespannt darauf und es wurde mir in Aussicht gestellt, dass ich eine Konsole zum Testen bekommen könnte, um Videos aufzunehmen und noch mehr darüber zu berichten.
Ich finde die Brettspiel-Konsole Teburu auf jeden Fall sehr spannend und sehe keine Gefahr, dass normale analoge Brettspiele davon abgelöst werden könnten. Es ist eine weitere Möglichkeit, die ein paar besondere Features bietet und eine gute Ergänzung wäre. Nicht mehr und nicht weniger.
Was haltet ihr generell von so einer Brettspiel-Konsole und wäre das was für euch?
Hinterlasst gern eure Meinung in den Kommentaren.
SquareOne ist vom Konzept her deutlich besser und flexibler ;)
Ausserdem kann man sie inzwischen bestellen und zb. Ravensburger und Asmodee sind mit am start. Macht darüber mal einen Artikel.
Hallo Boardgame Crasher. Die SquareOne schaue ich mir auf jeden Fall auch mal genauer an und schreibe etwas darüber.
Das wäre mega!
Es wird zb. auf der SquareOne auch das allseits geliebte Terraforming Mars erscheinen.