Über den Wiederspielwert wird häufig diskutiert und die meisten sind sich einig, ein hoher Wiederspielwert ist gut. Doch was macht diesen überhaupt aus und wie wichtig ist er wirklich?
Darum geht es im heutigen Artikel, in dem ich genauer beleuchte, welche Faktoren für einen hohen Wiederspielwert sorgen und ich stelle einige Beispiele vor.
Aber ich gehe auch darauf ein, wie ich das sehe und was häufig die Realität ist. Ich freue mich natürlich über eure Meinung zu diesem interessanten Thema.
Was macht einen hohen Wiederspielwert aus?
Manche Spieler haben hunderte Partien bei einem Brettspiel, was ich immer sehr beeindruckend finde. Viele andere spielen dagegen ein Spiel oft nur ein oder zwei mal.
Dennoch liest man immer wieder in Reviews oder in Foren die Frage nach dem Wiederspielwert eines Brettspiels. Dabei geht es meist darum, wie oft man ein Brettspiel spielen kann bzw. wie lange der Reiz vorhanden ist, es immer wieder zu spielen.
Die Frage, was einen hohen Wiederspielwert ausmacht, ist aber gar nicht so leicht zu beantworten. Manche Spieler lieben es immer wieder das gleiche zu machen und dabei besser zu werden. Andere wiederum lieben bei bestimmten Spielen die Abwechslung, die durch immer andere Karten oder Möglichkeiten geboten wird.
Man kann also schon mal festhalten, dass es nicht das EINE Kriterium für einen hohen Wiederspielwert gibt. Das ist von Spieler zu Spielerin unterschiedlich.
Für mich sind z.B. bei vielen Brettspielen verschiedene Möglichkeiten zu gewinnen wichtig. Wenn es immer wieder auf denselben Weg Punkte zu machen hinausläuft, finde ich ein Spiel meist schnell langweilig und habe keine Lust mehr es zu spielen.
So hat Reykholt unter anderem deshalb bei mir (und vielen anderen) nicht so gut abgeschnitten, weil man in jeder Partie mehr oder weniger dasselbe macht und die Schritte zu vielen Punkten immer wieder dieselben sind. Terraforming Mars dagegen bietet viele verschiedene Möglichkeiten Siegpunkte zu machen und fordert vom Spieler, dass er jedes mal den optimalen Weg sucht. Deshalb spielen viele das Spiel immer und immer wieder.
Aber auch andere Faktoren können den Wiederspielwert eines Brettspiels erhöhen.
- Viele Brettspiele bieten mitterweile einen variablen Aufbau, der das Spiel jedes mal etwas verändert
- Unterschiedliche Start-Ressourcen/Bedingungen für die Spieler sorgen für Abwechslung
- Asymmetrische Fähigkeiten
- Events verändert zufällig die Rahmenbedingungen
- Viele, viele Karten, die nicht alle in jedem Spiel dabei sind
- Optionale Regeln, die teilweise später dazukommen
- Ein modulares Spielbrett
- Verschiedene Siegbedingungen
- Kombinationsmöglichkeiten
- Multi Use Cards
Natürlich gibt es noch weitere Faktoren, die den Wiederspielreiz vergrößern. Welche findet ihr noch erwähnenswert?
Wie versuchen Verlage den Wiederspielwert zu erhöhen?
Auch von Verlagsseite gibt es Versuche den Wiederspielwert nachträglich noch zu erhöhen, um die Spieler dazu zu bringen, das Spiel häufiger zu spielen.
Erweiterungen sind sicher die bekannteste Methode. Sie bringen neue Mechaniken oder z.B. einfach mehr Karten, was dazu führt, dass es für die Spieler Neues zu entdecken gibt und das Grundspiel einfach mehr Abwechslung bekommt. Dominion ist hier ein Paradebeispiel.
Ähnlich sieht es bei Promos aus, die zwar oft nur aus wenig Material bestehen, aber auch dafür sorgen können, dass der Wiederspielwert steigt. Carcassonne bekommt immer wieder neue Promo-Plättchen.
Turniere werden von Verlagen gern für Spiele ausgerichtet, die durch das Gemeinschaftsgefühl und den Wettkampf-Charakter zu einem höheren Wiederspielwert führen.
Durch Corona sind auch die Print and Play Angebote der Verlage stark angestiegen. Neben kompletten Spielen gibt es eben auch viele selbst druckbare Erweiterungen oder z.B. neue Missionen für Titel wie Die Crew.
Wie wichtig ist der Wiederspielwert bei einem Brettspiel?
In meinen Spielerunden gibt es Spieler, die bringen fast jeden Spieleabend neue Brettspiele mit. Das sind dann entweder Kickstarter oder gekaufte Spiele (und ich gehöre ehrlicherweise dazu ;-). Gerade nach der SPIEL in Essen ist das der Fall, aber auch sonst erscheinen das ganze Jahr neue Spiele.
Doch andere Spieler aus meinen Spielrunden bringen wiederum seit Jahren fast immer die gleichen Brettspiele mit und spielen diese immer wieder mit großem Vergnügen. Und auch in Brettspiel-Foren liest man immer wieder, dass jemand ein Brettspiel mit hohem Wiederspielwert sucht.
Ich habe deshalb auf Facebook eine Umfrage zum Wiederspielwert gemacht und euch gefragt, wie wichtig euch dieser bei Brettspielen ist. Das Ergebnis war recht eindeutig. 87% der 101 Teilnehmer hat „sehr wichtig“ angegeben, während nur 13% „weniger wichtig“ gewählt hat.
Hier scheint es also durchaus viele Spieler zu geben, denen einer hoher Wiederspielwert wichtig ist und worauf sie beim Kauf achten.
Aber spielen die meisten Brettspieler wirklich ihre Spiele immer und immer wieder? Oder möchte man nur die Möglichkeit haben, das zu tun? Als Rechtfertigung für die immer höheren Preise von Brettspielen sozusagen.
Ich bin ein „Brettspiel-Schmetterling“
Das geht mir ehrlicherweise auch so. Bei Legacy- oder Exit-Spielen bin ich teilweise eher zurückhaltend, denn diese kosten auch Geld und sind oft nur einmal spielbar. Es ist einfach gut zu wissen, dass man ein Spiel hunderte male spielen könnte.
Doch viele Spiele in meiner Sammlung spiele ich gar nicht so oft, dafür kommen einfach zu viele Spiele raus und ich bin jemand, der immer gern was Neues ausprobiert.
Als Blogger, Podcaster und YouTuber möchte ich zudem natürlich viele Neuheiten spielen, so habe ich auch dieses Jahr wieder viele, viele Spiele von der SPIEL.digtial „mitgebracht“. Hinzu kommen Kickstarter und Rezensionsexemplare.
Die kürzeren Spiele werden bei dir da noch am häufigsten gespielt, da sie einfach schneller gehen und man gleich mal mehrere Partien hintereinander spielen kann. Viele lange Kenner- und Expertenspiele kommen dagegen oft nur ein halbes Dutzend mal auf den Spieltisch.
Und ganz ehrlich, das ist auch okay für mich. Wenn ich ins Kino gehe und 20 Euro für den einmaligen Filmgenuss plus Popcorn ausgebe, dann kann ich auch ein Spiel für 50 Euro „nur“ fünfmal spielen.
Fazit
Auch wenn viele nach Spielen mit einem hohen Wiederspielwert suchen, so sieht die Realität bei den meisten doch anders aus. Varianz und Abwechslung wird teilweise einfach überschätzt.
So bieten viele Kartenspiele, wie Skat, Wizard oder Skull King eine unendliche Wiederspielbarkeit, ohne irgendwelche zusätzliche Dinge, die für Abwechlsung sorgen sollen.
Am Ende kommen auch bei mir einfach die Brettspiele immer wieder auf den Tisch, die mir am meisten Spaß machen. Und dabei ist es unwichtig, ob objektiv gesehen der Wiederspielwert hoch oder niedrig ist. Und natürlich kommt es auch auf das jeweilige Spiel selbst an. So kann ich bei einem Exit-Spiel keinen Wiederspielwert erwarten.
Wie wichtig ist euch der Wiederspielwert eines Brettspiels bei der Kaufentscheidung? Welches Brettspiel habt ihr am häufigsten gespielt?
Ist der Wiederspielwert bei Brettspielen bei dir ein wichtiges Kaufkriterium?
- Ja, auf jeden Fall. (55%, 53 Stimmen)
- Das kommt sehr auf das Spiel an. (39%, 38 Stimmen)
- Nein, das ist mir egal. (6%, 6 Stimmen)
Anzahl Teilnehmer: 97
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