Zerstören Koop-Brettspiele Freundschaften?

Koop-Brettspiele haben in den letzten Jahren einen großen Boom erlebt und für viele ist das ihre Lieblings-Brettspiel-Art. Doch zerstören kooperative Brettspiele Freundschaften sogar eher, als wenn man gegeneinander spielt?

Dieser Frage gehe ich im Folgenden nach, schildere meine Erfahrungen und freue mich natürlich sehr über eure Meinung dazu.

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Der Unterschied zwischen kooperativ und kompetitiv

Gemeinsam gegen das Brettspiel anzutreten ist noch gar kein allzu langer Trend. Pandemic war sicher nicht das erste kooperative Brettspiel, aber es war sehr erfolgreich (und ist es bis heute).

Damit wurden Koop-Brettspiele populär und immer mehr kooperative Spiele sind erschienen. (In meiner Top 10 habe ich meine Lieblingsspiele dieses Genres aufgelistet.) Auf die Unterschiede zwischen kooperativen und kompetitiven Spielen gehe ich hier ein.

Wie populär kooperative Brettspiele sind zeigt auch meine Umfrage dazu. Rund 80% der Umfrage-Teilnehmern haben (Stand heute) angegeben, dass sie kooperative Spiele lieben. Nur 2% können damit gar nichts anfangen. Das scheint eine klare Meinung zu sein.

Was haltet ihr von kooperativen Brettspielen?

Ergebnis

Und dennoch kenne einige Spieler und Spielerinnen, die gar nichts mit Koop-Spielen anfangen können. Für viele geht es eben immer noch ums Gewinnen gegen die anderen.

Das wird dagegen von den meisten Koop-Liebhabern als Hauptkritikpunkt angesehen und gerade das gemeinsame Verfolgen eines Ziels stellt für sie den großen Vorteil dar. Doch ist das wirklich so?

Zerstören Koop-Brettspiele Freundschaften?

Schaut man sich in Foren und auf Social Networks um, dann liest man immer mal wieder davon, dass Koop-Brettspiele Freundschaften zerstört haben. Okay, das mag vielleicht etwas hart formuliert sein, aber auch ich habe es schon erlebt, dass bei einem kooperativen Spiel schlechtere Stimmung nach dem Spiel herrschte, als bei einem Spiel gegeneinander.

Woran könnte das liegen?

Dazu stellt sich erstmal die Frage, warum eine Freundschaft bei einer Freizeitbeschäftigung, wie dem Brettspiel-Hobby, leiden könnte. Meiner Meinung nach passiert das nicht, nur weil man gemeinsam verliert. Das passiert in anderen Spielen ständig und dennoch spielt man gern miteinander.

Oft ist es meiner Erfahrung nach allerdings so, dass die kooperative Herangehensweise den Spielspaß sehr trübt, wenn man unterschiedliche Auffassungen darüber hat, wie man spielen möchte und was am Spielen Spaß macht.

Alpha Spieler und Frust

So kenne ich z.B. das Alpha Spieler Problem selbst recht gut und muss sagen, dass dadurch bei mir zwar noch keine Freundschaften zerstört wurden, aber ich einige meiner schlechtesten Spielerfahrungen in Koop-Spielen hatte und manche Brettspiele deshalb auch nicht mehr spielen möchte, obwohl diese dafür gar nichts können. Oder ich spiele sie lieber Solo, als mit anderen gemeinsam.

Wenn ein Spieler oder eine Spielerin die Kontrolle übernimmt und einem Entscheidungen wegnimmt, kann das sehr ärgerlich sein. Aber auch bei unterschiedlichen Meinungen über Strategie und Taktik kann es dazu kommen, dass es weniger Spaß macht. Schließlich genießen es ja gerade viele Menschen eigene Entscheidungen zu treffen.

Und wenn man dann auch noch von Mitspielern hart kritisiert wird, weil man in einem Koop-Brettspiel etwas (ihrer Meinung nach) falsch gespielt hat, kann das schon sehr frustrieren. Ich finde, dass dabei der Charakter eines Mitspielers viel stärker zum Vorschein kommt, als beim Spiel gegeneinander.

Verrat bei Koop-Brettspielen

Hinzu kommen dann noch Mechanismen, die immer wieder gern in Koop-Spielen eingesetzt werden. Es geht dabei um semi-kooperative Brettspiele (bei denen man also nur teilweise an einem Strang zieht) bzw. Spiele mit Verräter-Mechanismus. Letzteres kann besonders frustrierend sein, da der (oder die) Verräter ja unbemerkt bleiben wollen und einem irgendwann in den Rücken fallen.

Auch das mögen viele nicht und manch einer kann dann nicht mehr zwischen Spiel und echtem Leben trennen und ist einfach sauer auf diese Person.

Aber gerade die zwischenmenschlichen Konflikte, die beim gemeinsamen Spielen auftreten und die nichts direkt mit der Spielmechanik zu tun haben, sind meiner Erfahrung nach oft dafür verantwortlich, dass es Zwist gibt und manchmal auch Freundschaften zerstört werden.

Zerstören Koop-Brettspiele Freundschaften?

Ergebnis

Was ist eure Meinung dazu?

Natürlich ist der Titel des Artikels ein wenig provokant formuliert, aber ich denke dennoch, dass da ein Funken Wahrheit drin steckt und das oft so „kuschelige“ Image von kooperativen Brettspielen nicht ganz der Wahrheit entspricht.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und welches Konflikt-Potential seht ihr bei Koop-Brettspielen?

CoBo Con

3 Kommentare

  1. Jens

    ich bin der Meinung, falls Probleme in einem kooperativen Spiel auftreten, dann werden hier nur Dinge aufgedeckt, die schon vorher da waren. Leute, die sich gerne darstellen, neigen dazu, zu Alphaspielern zu werden. Wer ein geringes Selbstgefühl hat, sollte vielleicht nicht unbedingt semi-kooperativ spielen. Und wer jemandem „Verrat“ in einem Spiel wie Nemesis krumm nimmt, ist auch sicherlich am falschen Platz, oder hatte mit der betreffenden Person schon vorher ein Problem. Meine Frau ist z.B. sehr kompetitiv, und wir spielen daher keine Spiele mehr zusammen, bei denen es um direkte Konfrontation geht. Andererseits denke jch, dass gerade Kinder aus Spielen wie Andor sehr viel über Zusammenarbeit lernen können und dass man manche Aufgaben nur als Gruppe schafft.

  2. Thomas

    Ich liebe Koops und ich hasse Koops mit Verrat.
    Semi-koops sind für mich was anderes: Beispiel Archepelago man spielt eher kompetatif man sollte aber kooperieren um zum Erfolg zu kommen

  3. Nele

    Semi-koop Spiele sind gar kein Problem bei uns, das nimmt niemand irgendwem ernsthaft krumm, wenn man bei Nemesis plötzlich in den Raum mit den Aliens geschubst wird, weil der andere eben das Ziel hat, dass man nicht überlebt.
    Alpha-Spieler-Probleme haben wir auch soweit im Griff.
    Was mich in Koop-Spielen manchmal nervt mit meinen beiden Haupt-Mitspielern, ist deren gefühlt stundenlanges Strategien optimieren. Dazu spiele ich oft zu sehr aus dem Bauch heraus, was natürlich je nach Spiel nicht unbedingt zum Erfolg führt, aber dann probiere ich es lieber erneut, als eine halbe Stunde darüber zu diskutieren, ob wir auf Gegner A oder B hauen wollen (Gloomhaven) oder welches Objekt als nächstes hergestellt werden soll (KDM), schnarch… Aber auch das kann man mit gegenseitigem Verständnis in den Griff bekommen. Die beiden nehmen es mir nicht übel, wenn ich mal wieder überraschend aus der Reihe tanze und ich gehe mir halt in der Diskussionszeit noch einen Tee kochen… ;-)

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