Qualitätsmängel bei Brettspielen sollten heute eigentlich der Vergangenheit angehören, aber sie kommen doch immer mal wieder vor. Gerade bei Erstauflagen kommt es auch bei etablierten Verlagen hin und wieder dazu.
Welche Erfahrungen ich mit schlechter Material-Qualität gemacht habe, welche Meinung ist dazu habe und was dafür die Gründe sein können, erfahrt ihr im Folgenden.
Zudem würde mich natürlich sehr interessieren, welche Meinung und Erfahrungen ihr dazu habt.
Qualitätsmängel bei Erstauflagen von Brettspielen
Falsch bedruckte Spielbretter, Fehler auf Karten, minderwertige Token und vieles mehr gibt es immer mal wieder bei neuen Brettspielen.
Das ist natürlich ärgerlich, denn Brettspiele kosten heute nicht wenig und oft muss man 40, 50 oder mehr Euro auf den Tisch legen. Da sind Qualitätsmängel eigentlich etwas, was man nicht tolleriert.
Gerade bei Erstauflagen von Brettspielen kommt es immer mal wieder vor.
Beispiele für Qualitätsmängel bei Erstauflagen
In Brettspiel-Foren findet man immer wieder Diskussionen über Qualitätsmängel von Brettspielen. Dabei fühlen sich einige Spieler hin und wieder angeschmiert, wenn sie eine Erstauflage kaufen.
Hier ein paar Beispiele.
Material-Qualität
Beispiele aus der letzten Zeit für Probleme mit dem Material, wobei ich hier sowohl schlechte Material-Qualität, als z.B. auch Druckfehler mit einbeziehe:
- Farben und Material der Erstauflage von Die Quacksalber von Quedlinburg wurden offensichtlich in späteren Auflagen geändert bzw. verbessert. Mir ist das bei meinem Exemplar auch aufgefallen, denn die Spielerfarben passen nicht wirklich zu den Spielertableaus. Das stört an sich erstmal nicht, aber nun gab es Meldungen von Spielern, dass die erste Erweiterung optisch nicht mehr zum Grundspiel der ersten Auflage passt. Das ist natürlich sehr ärgerlich und da überlegt man sich schon gut, ob man sich die Erweiterung kauft.
- Bei der Klong Erweiterung „Versunkene Schätze“ gab es einen Fehler auf dem Spielbrett. Das Spiel ist dadurch spielbar, aber dennoch ist das nicht schön. Mit der zweiten Erweiterung konnte man nun auch gleich noch ein Ersatzspielbrett kaufen.
- Terraforming Mars ist generell nicht gerade unumstritten, was die Materialqualität angeht. Dazu kommt noch, dass immer wieder Karten Fehler aufweisen. Gegen nicht wenig Geld bekommt man vom Verlag Ersatz-Karten, was ebenfalls nicht überall auf positives Echo stößt.
- Bei Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter gab es einen Fehldruck auf einer Karte in der Erstauflage. Auch das nicht dramatisch, aber unnötig.
- Lift Off ist ebenfalls eine Neuheit von der letzten SPIEL in Essen. Da gab es bei der Erstauflage einen Druckfehler auf dem Spielbrett. Es wurde gleich ein Sticker zum Überkleben des Fehlers mit beigelegt, was zumindest eine sofortige, wenn auch nicht so schöne Lösung ist.
- Bzgl. Newton gibt es in Foren ebenfalls Diskussionen bzgl. Qualitätsmängel. So gibt es wohl einige Spieler, die Probleme mit Spielertableaus und fehlenden Würfeln haben. Ich selber habe da allerdings keine Probleme gehabt.
- Das wirklich gute Spiel Pioneers hat zumindest bei meinem Exemplar offensichtlich auch einen Mangel gehabt. Eine Seite des Spielbretts wurde nochmal überklebt, weil es vorher drunter anscheinend falsch bedruckt war.
- Mein Exemplar von Cottage Garden hatte ein kompletten Klebebogen dabei, damit man eine Seite des Spielbretts selber überkleben kann. Auch das sieht nicht so wirklich schön aus.
- Auch bei Kickstarter-Projekten kommt es immer mal wieder zu Problemen. So waren die Token bei Valhal von wirklich schlechter Qualität. Diese wurden aber mittlerweile ersetzt.
Die Qualitätsmängel scheinen hier wirklich in erster Linie die Erstauflagen zu betreffen. Und das gilt eben nicht nur für Kickstarter-Projekte oder kleine Ein-Mann-Verlage.
Allerdings sind die Mängel meist nicht so gravierend, dass man das Spiel nicht spielen könnte. Ärgerlich ist es trotzdem.
Design-Qualität
Aus Design-Sicht gibt es meiner Erfahrung nach weniger Kritik. Das liegt sicher daran, dass das Design von Brettspielen mittlerweile sehr hochwertig ist und es zu einem guten Teil ja auch Geschmackssache ist.
Allerdings hat erst vor kurzer Zeit Carpe Diem für viel Kritik gesorgt, da hier offensichtlich aus Design-Sicht versagt wurde. Nicht umsonst hat der Verlag mittlerweile eine Neuauflage mit anderem Design angekündigt. Mein Review hat die schlechte Design-Qualität negativ beeinflusst und eine bessere Note verhindert.
Regel-Qualität
Auch bei der Qualität der Regeln sind die Zeiten besser geworden. Diesen wird heute meist viel mehr Zeit gewidmet und mit einer guten Redaktion gibt es da oft nicht zu bemägeln. Allerdings gibt es auch hier immer mal wieder Fälle, bei denen die Erstauflage-Regeln nicht ideal sind.
Der Vorteil ist, dass hier per kostenlosem PDF relativ einfach nachgeholfen werden kann.
Mögliche Gründe für Qualitätsmängel
Was sind die Gründe für solche kleineren und größeren Qualitätsmängel in Erstauflagen? Wie kann es gerade bei größeren Verlagen dazu kommen?
Natürlich kann ich hier nur Vermutungen anstellen und möchte den einzelnen Verlagen auch nichts unterstellen. Zudem sollte man sich immer bewusst sein, dass hier Menschen arbeiten, die Brettspiele genauso lieben, wie wir Spieler. Und Fehler passieren nun mal.
- Ein wichtiger Faktor, den ich in den letzten Jahren verstärkt beobachte, ist der Stress vor der SPIEL in Essen. Das ist die mit Abstand wichtigste Messe für Gesellschaftspiele und die Verlage wollen natürlich ihre Neuheiten dort präsentieren und auch schon verkaufen.
Dass es da im Vorfeld nicht immer rund läuft und zu Problemen kommen kann, ist wenig überraschend. Nicht nur sind die Redaktionen im Stress die Spiele noch fertig zu bekommen, auch bei den Herstellern, ob in Deutschland oder China, laufen die Menschinen im Sommer auf Hochtouren. Dass es da bei den Erstauflagen immer mal wieder zu Problemen kommt, überrascht mich nicht.
So sind verzogene Spielertableaus und Spielbretter oft ein Zeichen dafür, dass diese zu schnell bzw. nicht ausreichend getrocknet wurden. Da fehlt einfach die Zeit. - Bei Kickstartern erlebt man es immer mal wieder, dass fehlende Erfahrung ein Grund für Probleme ist. Das kann ein genereller Erfahrungsmangel sein, weil es eines der ersten Brettspiele ist, was die betreffende Person umsetzt. Aber auch die erste Zusammenarbeit mit einem Hersteller läuft nicht immer rund.
- „Geldgier“ ist ein zu hartes Wort, denn reich wird man in der Brettspiel-Branche sicher nicht. Dennoch sind auch Verlage gewinnorientiert und das müssen sie auch sein. Und manchmal werden da halt auch mal Entscheidungen gefällt, die im Nachhinein nicht so clever waren und für Probleme gesorgt haben. Auch das durchaus menschlich, wie ich finde.
- Nicht zuletzt sollte man noch das Problem der gefälschten Brettspiele ansprechen. Immer häufiger tauchen illegale Kopien von Brettspielen auf, die ohne Wissen des Verlages hergestellt wurden. Dabei gibt es häufig Qualitätmängel.
Der Wert von Käufern der Erstauflage
Es gibt also durchaus viele Gründe für auftretende Probleme und einen Großteil davon kann man sicher verstehen. Allerdings ist es aus Kundensicht dennoch kein Grund, Käufer der Erstauflage immer wieder Qualitätsmängel zuzumuten. Viele fühlen sich schon, angelehnt an die Software-Branche, als Betatester.
Gerade Erstkäufer, die nicht auf einen Schnäppchenpreis warten, sondern sich ein Brettspiel ohne viele Reviews etc. sofort nach der Veröffentlichung zulegen, sind extrem wichtig für die Verlage. Zudem finden sich darunter auch viele Multiplikatoren, die sich auf Blogs, in Foren oder auf YouTube ggf. Luft machen, wenn es Qualitätsmängel gibt.
Es ist also auch aus Verlagssicht erstrebenswert, die Erstauflagen fehlerfrei zu veröffentlichen und sind wir mal ganz ehrlich, die meisten der genannten Probleme sind nichts, was man erst nach Monaten intensiver „Schwarm-Tests“ herausfindet. Etwas mehr Zeit für die Qualitätssicherung hätte die meisten der Probleme vor dem Druck der Erstauflage behoben.
Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass man nie zu 100% Fehler ausschließen kann. Das ist grundsätzlich nicht möglich und auch wirtschaftlich muss es sich für die Verlage rechnen. Die Qualitätssicherung muss bezahlbar bleiben, denn wer will schon ein normales Brettspiel für 100 Euro kaufen, nur weil der Verlag 5 neue Mitarbeiter für die (fast) perfekte Qualitätssicherung eingestellt hat.
Unter dem Strich muss man sich als Brettspieler wohl einfach damit abfinden, dass es bei Erstauflagen immer mal wieder zu Qualitätsmängeln kommen wird. Ganz abstellen wird man das nicht können. Erstauflagen von Brettspielen nicht mehr zu kaufen kann jedenfalls nicht die Lösung sein, denn dann kauft das Spiel niemand und es wird keine 2.Auflage geben. (Und den Verlag bald auch nicht mehr.)
Allerdings erwarte ich bei Problemen eine kulante und schnelle Behebung der Probleme seitens der Verlage. Man muss die Verlage in Anspruch nehmen. Diese müssen merken, dass sie damit nicht einfach so durchkommen. Gerade große Verlage haben die finanziellen Möglichkeiten, solche Probleme zu beheben.
Bei meinem Mombasa fehlte z.B. ein wichtiger Token und der wurde mir problemlos und schnell vom Verlag zugeschickt.
Und auch wenn ich die finanziellen Einschränkungen kleiner Verlage kenne, auch da halte ich es für falsch, sich generell aus der Verantwortung rauszunehmen. Es gibt leider den einen oder anderen kleinen Verlag, der Ersatzmaterial nur gehen verhältnismäßig hohe Kosten anbietet. Das finde ich nicht in Ordnung und beim nächsten mal überlegt man sich da schon, ob man dort wieder etwas kauft.
Welche Erfahrungen habt ihr bzgl. Qualitätsmängel bei Erstauflagen?
Welche Qualitätsmängel habt ihr schon mal gehabt und wurden diese gelöst?
Kauft ihr die Erstauflage eines Brettspiels oder wartet ihr bis zur 2.Auflage?
- Darauf achte ich nicht. (36%, 31 Stimmen)
- Ich kaufe immer sofort die Erstauflage, wenn ich das Spiel spielen will. (34%, 29 Stimmen)
- Das hängt vom Verlag ab. (12%, 10 Stimmen)
- Ich warte meist auf die (hoffentlich) fehlerfreie 2.Auflage. (9%, 8 Stimmen)
- Ist mir egal, Hauptsache günstig. (8%, 7 Stimmen)
Anzahl Teilnehmer: 85
Moin!
Ich hatte Qualitätsprobleme mit folgenden Spielen (auf die Auflage habe ich dabei nicht geachtet).
– Escape (Big Box): Es fehlte ein kompletter Stanzbogen. Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber Queen Games hat ihn kostenfrei zugeschickt.
– Zock ’n‘ Roll: Es fehlten zwei Würfelbecher. Schmidt Spiele hat sie zeitnah und kostenfrei zugeschickt.
– Quacksalber von Quedlinburg: Es fehlte nichts, aber von den Knallerbsen liegt nur exakt die Anzahl bei, die zum Spielen benötigt wird, keine in Reserve. Wenn von den anderen Zutaten mal ein oder zwei Marker verloren gehen, ist das nicht schlimm, wohl aber bei den Knallerbsen. Für ein paar Cent mehr hätte man ruhig noch ein paar Reserve-Knallerbsen auf die Bögen drucken können. Ich frage mich jedesmal, wenn ich QvQ spiele, wie viele Kunden sich wohl schon bei Schmidt Spiele gemeldet haben, weil sie Knallerbsen brauchen und was es den Verlag gekostet hat (und zukünftig kosten wird), Ersatzplättchen rauszuschicken.
Ich habe mit Terraforming Mars schlechte Erfahrungen gemacht. Es fehlte eine Münzenart komplett, da es ein Geschenk war, konnte ich es auch nicht im Handel umtauschen. Ich habe mich dann an den Verlag gewandt, der aber nicht bereit war, mir die fehlenden Münzen zu schicken, ich musste sie vielmehr in ihrem Onlineshop nachkaufen. Seitdem kaufe ich keine Spiele mehr vom Schwerkraft Verlag.
Komisch, bei Terraforming Mars gibt es keine Münzen. Du meist sicher die Cubes/Würfel.
Das ist ärgerlich, aber kann bei der Konfektionierung durch Menschen auch mal passieren.
Dass da aber kein Ersatz geliefert wurde, ist schon skandalös.
Du hast recht, ich meinte die Würfel, danke für die Korrektur.
Woher weißt du, dass per Menschenhand konfektioniert wird. Ich dachte generell die Maschine hätte den Menschen bei solchen Prozessen längst ersetzt…
Soweit ich das in Videos und Berichte gesehen habe, werden die fertigen einzelnen Spielmaterialien meist noch von Menschen zusammengepackt.
Würde das durch Maschinen passieren, würden solche Fehler wohl nicht passieren. Naja, so oder so. Es kann passieren, sollte aber kulant geregelt werden.
Da kann ich dir nur zustimmen, wobei ich solcherlei Spiele mitunter im Fachgeschäft kaufen würde, da kann man dann auf das Wohlwollen des Verkäufers hoffen. Andererseits ist das Fernabsatzgesetz durch die Rückgabegarantie gedeckt, was für viele sehr attraktiv ist.
Ich hatte zwar bisher noch keine Probleme bei Schwerkraft-Games, lese aber immer wieder, dass es einer der unbeliebtesten Firmen ist, eben weil ihre Methoden richtig mies sind. Ich finde es auch eine Frechheit, dass man bei denen keinen kostenlosen Ersatz bekommt wenn was fehlt. Ich kenn auch shops die bewusst und absichtlich keine Spiele vom Schwerkraft-Verlag ins Sortiment nehmen. Kann ich auch voll verstehen.
Sie versuchen vllt Kunden bei Beschwerden abzuwimmeln, aber Vertragsrechtlich sind die Verlage dazu verpflichtet in einer gewissen Frist nachzubessern oder das Geld zu erstatten.
Einfach etwas hartnäckig sein, falls so etwas in Zukunft passieren sollte.