Monopoly, Mensch ärgere dich nicht und Risiko. Vielspieler rümpfen bei diesen Brettspielen verächtlich die Nasen, denn jedes Jahr erscheinen hunderte neue und vor allem bessere Brettspiele und wir alle freuen uns auf die SPIEL in Essen, wie andere sich auf Weihnachten freuen.
Und glaubt man den Zahlen, dann sind Brettspiele in Deutschland ganz gut verbreitet. Doch schaut man genauer hin, findet man vor allem die genannten Brettspiele und andere „Klassiker“ in vielen Wohnungen.
Warum sind Monopoly, Mensch ärgere dich nicht und Co. so beliebt? Welche Gründe es dafür gibt und warum sich das so schnell nicht ändern wird, erfahrt ihr im Folgenden.
Die beliebtesten Brettspiele – Monopoly, Risiko …
Laut manchen Massenmedien sind es die besten Brettspiele. Erfahrenen Brettspielern wird bei dieser Liste ein wenig übel. ;-)
Es sind sicher nicht die besten Brettspiele, aber sie sind noch immer die beliebtesten.
Monopoly’s Vorläufer The Landlord’s Game erschien 1903. 1924 wurde eine aktualisierte Version veröffentlicht, die schon sehr nah an Monopoly war. Offiziell wurde das Spiel dann ab 1935 verkauft. Damit ist Monopoly mehr als 80 Jahre alt.
Inzwischen sind Versionen des Spiels in 103 Ländern und 37 Sprachen erschienen. Das Brettspiel, welches eigentlich eine Kritik an Grundstücks-Spekulation und Monopolen sein sollte, hat sich laut letzten Verkaufszahlen von vor ein paar Jahren bereits über 275 Million Exemplare verkauft.
Mensch ärgere dich nicht erschien 1907/1908 laut Wikipedia und konnte bis heute rund 90 Millionen Exemplare absetzen.
Auch viele weitere sogenannte Klassiker haben sehr hohe Verkaufszahlen erreicht und verkaufen sich auch heute noch gut. Risiko erschien 1957 und auch wenn keine genauen Zahlen vorliegen, wurde davon wohl eine gute zweistellige Millionen-Zahl verkauft.
Cluedo soll mehr als 100 Millionen mal verkauft worden sein, genauso wie Trivial Pursuit. Scrabble bringt es sogar auf über 150 Millionen verkaufte Einheiten.
Das sind natürlich teilweise Schätzungen, aber sie zeigen, in welchen Dimensionen sich diese beliebten Brettspiele bewegen.
Dagegen wurden von Catan bisher rund 22 Millionen Stück verkauft, was auch schon sehr viel ist. Aber es ist auch das erfolgreichste moderne Brettspiel. Viele Verlage sind heute schon froh, wenn ein Brettspiel fünfstellige Verkaufszahlen hat.
Warum sind diese ‚Klassiker‘ so beliebt?
Das ist die Frage. Schließlich wünschen sich sicher viele Brettspiel-Fans, dass andere und vor allem gute Spiele genauso erfolgreich werden würden.
Im Folgenden findet ihr ein paar Gründe:
- Mehrere Generationen sind mit diesen Klassikern aufgewachsen. Wenn man sich anschaut, wie lange es diese teilweise schon gibt, dann kennen diese Spiele viele Menschen aus ihrer Kindheit. Zudem gab es damals nicht so viele andere Brettspiele, vor allem im Vergleich zu heute.
- Ich kenne das aus meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis. Vielen sind gar keine modernen Brettspiele bekannt. Sie wundern sich, was es da alles gibt, wenn ich ihnen meine Brettspiel-Regale zeige. Das liegt sicher auch daran, dass heute kaum noch für Brettspiele groß Werbung gemacht wird. Das war vor 30 Jahren noch anders, als man z.B. Fernsehwerbung für Brettspiele sehen konnte. Nichtspieler kommen heute doch kaum noch mit der Brettspiel-Welt ion Berührung, außer ein Spieler zeigt sie ihnen.
- Ein weiterer Grund sind sicher die sehr einfachen Regeln dieser Klassiker. Es ist vor allem Würfeln und ein wenig Taktik bzw. Strategie. Aber wirklich viel denken muss man da sicher meist nicht. Die tollen Brettspiele, die es heute gibt, sind oft aber doch etwas komplexer. Selbst einfache moderne Spiele haben Regeln, die man erstmal lesen und verstehen muss. Ich merke immer wieder, wie Neulinge schon nach 5 Minuten Regelerklärung abwinken und es ihnen zu viel ist.
- Diese Klassiker haben sehr einfache und lebensnahe Themen. Mensch ärgere dich nicht spricht eine der Grundemotionen an, den Ärger. Monopoly dreht sich um Geld, in Risiko geht es um Krieg und in Kniffel geht es einfach um Glück.
- Monopoly ist ein sehr soziales Spiel, bei dem man miteinander kommuniziert und handelt. Das hat übrigens auch Catan so erfolgreich gemacht.
- Nicht zuletzt ist es auch eine Frage des Vertriebs. Die modernen Brettspiele bekommt man fast nur im Brettspiel-Geschäft oder bei speziellen Online-Händlern. Die Klassiker liegen (neben einige anderen modernen, aber auch eher seichten Brettspielen) in jedem Kaufhaus und sind durch die hohen Verkaufszahlen zudem recht günstig. Welcher Nichtspieler kauft sich schon ein 60 oder 70 Euro teures Brettspiel, das er nicht kennt?
- Gerade Monopoly zeigt zudem, wie wichtig die Marke ist. Unzählige Monopoly-Lizenz-Spiele wurden bisher veröffentlicht, aber auch von Risiko gibt es z.B. sehr viele Ableger. Aktionen, wie das McDonald Gewinnspiel, tragen ebenfalls zur Verbreitung der Marke bei. Jeder kennt heute Monopoly.
Warum moderne Spiele nie so erfolgreich werden
Man sollte nie ‚Nie‘ sagen, aber ich bin mir recht sicher, dass moderne Brettspiele nie einen Status wie Monopoly und Co. in der Gesamtbevölkerung erreichen werden.
Unter anderem liegtdas, ironischerweise, an dem Brettspiel-Boom, den wir seit einigen Jahren erleben. Natürlich wächst der Brettspiel-Markt und neue Spieler kommen hinzu, aber dafür erscheinen auch immer mehr neue Spiele.
Selbst Vielspieler kommen schon lange nicht mehr dazu alles zu spielen, was erscheint. Und selbst die Spiele, die sie besonders gut finden, werden nicht so häufig gespielt, wie man damals die Klassiker gespielt hat. Schließlich stehen die nächsten Veröffentlichungen und der nächste Kickstarter schon wieder in den Startlöchern.
Selbst die besten Spiele werden aus diesen Gründen wohl nie die Verbreitung erreichen, wie diese Klassiker. Oder sind wir heute als Vielspieler einfach nur für die breite Masse zu komplexe Spiele gewohnt? Können nur sehr einfache (ja simple) Spiele überhaupt in der breiten Masse durchstarten?
Was denkt ihr? Wieso sind Monopoly, Mensch ärgere dich nicht und Co. so beliebt?
Werden moderne Klassiker jemals den gleichen Status erreichen?
super geschrieben, alles richtig, jeder kennt die „Klassiker“ aber leider kommen die anderen Spiele gar nicht bei den Leuten erst an, Werbung fehlt. Früher gab es TV Werbung von z.B. MB (Der Junge der den Gong schlägt) immer wieder tolle Artikel hier. Bitte weiter so…..:-)
Im Grunde alles richtig. Der eigentliche Grund, warum es aber so schnell nicht besser wird, ist die fehlende Risikobereitschaft der großen Player.
Wie schon erwähnt, gab es früher viel Werbung im Fernsehen, aber auch Print-Medien und Kaufhaus-Ketten werben immer wieder für die Klassiker. Einerseits verständlich, warum sollte auch Hasbro oder Mattel etwas ändern, wenn ihre Spiele weiter gekauft werden? Andererseits denke ich, dass viele Spiele das Potenzial haben genauso groß zu werden. Es müsste eben nur einer der richtig großen mal den Mut haben, diese genug zu fördern.
Schalte ich heute den Fernseher ein, sehe ich manchmal noch Werbung für Kinderspiele. Was ich aber noch nie gesehen habe, wäre eine Kosmos Werbung für Exit. Die wäre es aber wert, denn das Spiel hat bestimmt noch lange nicht seine Möglichkeiten ausgeschöpft! Es verkauft sich sehr gut, daher ist Kosmos zu frieden. Ich denke aber, es könnte sich Sensationell verkaufen!
Wir werden aber nichts erreichen, wenn wir immer nur die Leute ansprechen, die wir eh schon für die Spiele begeistert haben.
Exit ist ein gutes Beispiel. Das ist wirklich sehr erfolgreich. TV-Werbung könnte man sich vorstellen. Ob es allerdings zu wenig Risikobereitschaft ist oder es sich einfach nicht lohnt, ist von außen schwer zu sagen.
Zudem ist Risikobereitschaft immer so eine Sache. Da hängen auch eine Menge Jobs dran, die man sicher nicht aufs Spiel setzen will.
Aber es wäre schon schön, wenn unser Hobby wieder in der Mitte der Gesellschaft präsenter wäre.