Das Thema Preis ist auch bei Brettspielen ein sehr heikles. Auf der einen Seite gibt es ständig Sonderangebote und viele decken sich da mit Brettspielen ein. Auf der anderen Seite werden auf Kickstarter Unsummen für Brettspiele auf den Tisch gelegt.
In diesem Artikel möchte ich mich dem Thema ein wenig nähern und schildern, wie ich den Preis eines Brettspiels beurteile und was mir dabei wichtig ist.
Aber ich versuche auch zu ergründen, was denn bei anderen Brettspielern alles mit reinspielt, wenn es darum geht einen Preis zu beurteilen und welche Rolle dabei das Spielmaterial bzw. die Ausstattung spielt.
Ich würde mich hier sehr über eure Meinung freuen.
Heikles Thema „Preise von Brettspielen“
Ich hatte das Thema „Preis“ schon mal aufgegriffen, als ich über teure Brettspiele berichtet habe.
Dass ich mich wieder mit dieser Thematik beschäftige, liegt an einem Podcast, den ich gerade gehört habe. Darin übt Ben, vom tollen Podcast Hi, ich bin’s der Ben!, in der Episode „Aus der Reihe … – Ode an den Inhalt“ Kritik an der Einstellung vieler Brettspieler. Diese würden bei Brettspielen nur auf das Material bzw. die Ausstattung schauen und nicht auf die eigentliche Qualität des Spiels. Der Preis von Brettspielen wird von vielen nur am Material festgemacht, was z.B. immer wieder große Kritik an den Preisen von Kartenspielen mit sich bringt.
Das fand ich ein sehr interessantes Thema, bei dem ich Bens zentralen Punkt verstehe, ihm aber auch nicht ganz zu hundert Prozent zustimmen kann. Ich sehe das Problem zum Teil auch, aber ich sehe manche Dinge auch etwas anders als Ben.
Die Episode hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.
Was macht den Wert eines Brettspiels aus?
Das ist ein spannendes Thema, was gerade durch Kickstarter an Brisanz gewonnen hat. Und auch ich kann ich mich da nicht ganz von „Schuld“ freisprechen, denn ich werte den Preis eines Spiel natürlich auch zum Teil am Material.
Man würde Cthulhu Wars oder Kingdom Death Monster natürlich nicht für den Preis kaufen, wenn diese nicht so viele tolle Miniaturen hätten. Auch viele andere Spiele können nur für 100+ Euro über den Tisch gehen, weil da viel tolles Spielmaterial dabei ist.
Aber wenn man sich viele Kickstarter anschaut, dann reichen heute offenbar Miniaturen, um jedes Spiel zu verkaufen, egal ob gut oder schlecht. Das ist natürlich sehr schwierig und sollte so extrem nicht sein. Zmindest, wenn man nicht einfach nur Miniaturen sammeln will.
In erster Linie sollte das Spiel meiner Meinung nach gut sein und viel Spielspaß bringen, keine Frage. Für ein tolles Spiel bin ich grundsätzlich bereit mehr zu bezahlen, bzw. überhaupt Geld auszugeben, relativ unabhängig vom Spielmaterial.
Brettspiele sind ein physisches Produkt
Allerdings sind Brettspiele halt ein physisches Produkt. Und da macht einen Teil des Preises eben nicht nur die Arbeit des Autors und Redakteurs aus, sondern eben auch das Material.
Es gibt so unterschiedlich ausgestattete Brettspiele heute. Da gibt es Spiele, die zwar einen ähnlichen Aufwand seitens der Entwickler erfordert haben, die aber dennoch deutlich unterschiedliche Preise haben bzw. bei denen die Käufer bereit sind unterschiedlich viel zu bezahlen. Das liegt dann meist an der Ausstattung.
Nun kommen die Kritiker dieser Ausstattungs-Orgien und stellen Fragen wie:
Braucht man wirklich Miniaturen? Braucht man wirklich Metallmünzen? Braucht man wirklich die Spielertableaus mit Vertiefungen?
Natürlich nicht, aber was braucht man schon wirklich im Leben. Das meiste ist doch irgendwie Luxus.
Aber wenn es den Kunden wichtig ist und sie dadurch noch mehr Gefallen an einem Spiel finden, dann sind sie eben auch bereit mehr dafür zu bezahlen. Oder eben auch nicht. So gut das Spiel Cthulhu Wars auch sein mag, 200 Euro und mehr werde ich dafür sicher nicht bezahlen. Aber da ist halt jeder anders. Was mich zum nächsten Punkt bringt.
Der Brettspielmarkt ist ein Käufermarkt
Hunderte Spiele erscheinen jedes Jahr. Wer auf der SPIEL in Essen ist, wird förmlich erschlagen von den vielen neuen Brettspielen. Niemand kann so viele Spiele kaufen und spielen. So gut wie niemand.
Deshalb stehen die meisten Brettspieler vor der Qual der Wahl. Und so suchen sich viele Spieler dann halt die Brettspiele heraus, die nicht nur tolle Spiele sind, sondern eben auch eine tolle Ausstattung haben. Das ist doch ganz normal, solange man ein Spiel eben nicht nur am Material bemisst. Brettspieler, gerade nicht so erfahrene, sehen halt was vor ihnen liegt und nicht den „unsichtbaren“ Aufwand des Entwicklers oder die genauso schwer zu erfassende und zu bewertende Qualität des Spiels an sich.
Azul hätte man sicher auch für 15 Euro auf den Markt bringen können, mit Papp-Plättchen. Doch die tollen Steine haben daraus meiner Meinung nach einfach ein besseres Spiel gemacht. Zumindest tragen sie für mich zur guten Spielerfahrung bei.
Aber das ist nur meine Meinung. Es gibt dazu sehr unterschiedliche Meinungen unter Brettspielern, was völlig okay ist.
Den einen reicht nur das Nötigste, für andere hebt eine tolle Ausstattung den Spielspaß. Ich habe auch viele Spiele, die im Grunde nur das Nötigste an Material haben, aber ich finde auch Spiele toll, die sehr gut ausgestattet sind und teilweise steigert das auch meinen Spielspaß.
Aber wie gesagt, da hat jeder seine Meinung und deshalb halte ich es für unmöglich generell zu definieren, was Spieler bereit sind zu bezahlen oder eben nicht, bzw. wie sie den Preis eines Spiels beurteilen.
Wo ich Ben aber voll zustimme ist der Punkt, dass man eben nicht nur nach dem Material schauen soll. Leider tut dies ein Teil der Brettspieler und am Ende wundern sie sich dann, warum sie keinen Spaß beim Spielen haben.
Was bin ich bereit zu bezahlen?
Nun möchte ich aber nochmal auf den Titel des Artikels zurückkommen. Was bin ich bereit für Brettspiele zu zahlen.
Das hängt zum einen natürlich davon ab, wie gut das Spiel ist. Dazu schaue ich mir Reviews und Bewertungen an. Aber ich sammle teilweise auch eigene Erfahrungen auf Messen oder in Spielerunden vor dem Kauf.
Aber darüber hinaus hat auch die Ausstattung im Vergleich zum Preis einen gewissen Einfluss. Bei einem 20 Euro Spiel erwarte ich keine Miniaturen etc.. Bei einem 80 Euro teuren Brettspiel sollte zusätzlich zur eigentlichen Qualität des Spiels aber auch die Ausstattung rocken.
Egal wie gut ein Spiel ist, 150 Euro für einen Papp-Spielplan und ein paar Papp-Marker und -Ressourcen lege ich nicht auf den Tisch. Ist das tolle Spiel aber zudem mit massig Miniaturen, Metallmünzen etc. ausgestattet, dann bin ich eher bereit mehr zu bezahlen.
Das sehen übrigens viele Wargamer wahrscheinlich anders, wo es oft so ist, dass solche Spiele „nur“ Pappplättchen haben und dennoch recht viel kosten. Hier ist natürlich auch die Höhe der Auflage ein Punkt, der den Preis stark beeinflusst.
Meine Einstellung dazu mögen manche kritisch sehen, aber ich bin mir sicher, dass für viele die Optik und die Ausstattung ebenfalls ein wichtiges Kaufkriterium sind und die Preiswahrnehmung beeinflusst. Meine aktuelle, heute gestartete Umfrage auf meiner Facebook Seite zeigt da einen recht deutlichen Trend. Für die meisten ist das Material schon sehr wichtig.
(Natürlich ist diese Umfrage sehr verkürzt, was am eingeschränkten Umfrage-Tool bei Facebook liegt.)
Spielspaß sollte im Vordergrund stehen
Wenn es nicht gerade um Miniaturen-Sammler geht, denen das Spiel egal ist, sollte meiner Meinung nach der Spielspaß im Vordergrund stehen.
Was dann aber jeder selbst bereit ist zu bezahlen und wie wichtig ihm das Material oder die Ausstattung ist, ist jedem selbst überlassen. Hier gibt es bei Kickstarter allerdings durchaus die Gefahr, vom Material und tollen Stretch Goals geblendet zu werden. Deshalb sollte man hier vorsichtig sein.
Allerdings ist gerade Kickstarter für viele Entwickler und Verlage auch die einzige Möglichkeit Deluxe-Varianten toller Spiele rauszubringen. Wie z.B. Gentes zuletzt oder viele andere Beispiele. Es ist halt bei jedem einzelnen Spiel wieder eine Abwägung seitens der potentiellen Käufer.
Man sollte sich nur nicht von der tollen Ausstattung blenden und ein schlechtes Spiel andrehen lassen.
Wobei die Bezeichnung „schlechtes Spiel“ von vielen da draußen, z.B. in Foren, meiner Meinung nach auch zu leichtfertig benutzt wird, nur weil es nicht ihren Geschmack trifft. Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel.
Wie seht ihr das?
Wie wichtig ist euch das Material bei Brettspielen?
Was seid ihr bereit für Brettspiele zu bezahlen und wie wird eure Schmergrenze beim Preis von der Ausstattung beeinflusst?
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo 30 Euro für ein Brettspiel schon meine Obergrenze war. Ich musste dann auch entsprechend lang überlegen, bis ich der Versuchung nachgegeben habe und mir „Blood Rage“ gekauft habe. Davon war ich dann allerdings so begeistert (und nicht nur von den Miniaturen, auch die Vielfalt an strategischen Entscheidungen hat mich voll überzeugt), dass ich meine Schmerzgrenze hochgeschraubt habe. Trotzdem: Mehr als 100 Euro möchte ich für ein Spiel auch nicht ausgeben. Ab einem gewissen Preis habe ich einfach das Gefühl, dass nichts mehr zum Spielspaß beigetragen wird, und eine minimal bessere Optik reißt es für mich einfach nicht raus. Da habe ich kein Problem damit, wenn statt Miniaturen mal Pappmarker oder Spielsteine zum Einsatz kommen, Hauptsache, das Spiel macht Spaß. Eine gewisse Mindestqualität setze ich aber schon voraus. Wenn das Spiel einfach nicht schön aussieht (ich will jetzt niemand anschauen, CARPE DIEM!), dann kaufe ich es mir nicht, auch wenn das Spiel ansonsten gut sein mag.