Mit einem Paukenschlag beginnt das neue Jahr. Wie gerade bekanntgegeben wurde, übernimmt die Spielwarenmesse eG, die unter anderem Ausrichter der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg ist, die größte Brettspiel-Messe SPIEL.
Was das genau für die Zukunft der SPIEL bedeutet, welche Auswirkungen es auf die Zukunft haben könnte und was die Gründe dafür sein könnten, erfahrt ihr im Folgenden.
Zudem gehe ich darauf ein, welche Veränderungen ich davon erwarte. Über euer Feedback in den Kommentaren würde ich mich sehr freuen.
Die SPIEL in Essen ist ein Urgestein
Ist denn heute schon der 1. April? So eine Nachricht würde sehr gut als Scherz passen, aber es ist die Realität.
Die SPIEL in Essen ist seit der ersten Ausrichtung im Jahr 1983 ein Fixpunkt für Brettspielerinnen und Brettspieler im Jahr. Jedes Jahr pilgern hundertausende Besucher in die Messehallen in Essen und schauen sich Neuheiten an. Auch gekauft wird dort viel.
Mit den Jahren wuchsen die Besucherzahlen an und erreichten im Jahr 2019 mit 209.000 Besuchern an 4 Messetagen ihrer vorläufigen Höhepunkt.
Dass diese erfolgreiche Messe nun von der „Konkurrenz“ zum 1. Januar 2022 übernommen wurde, mag vielleicht überraschend sein, aber natürlich kann es dafür gute Gründe geben.
Corona-bedingte Einbußen für die SPIEL
Auch wenn die Corona-Panademie für einen Boom in der Brettspiel-Welt gesorgt hat, ist sie an der Messe SPIEL sicher nicht ohne Spuren vorbeigegangen.
Im Jahr 2020 fiel die SPIEL komplett aus. Stattdessen hat man die ambitionierte SPIEL.digital aus der Taufe gehoben und in wenigen Monaten versucht, eine Online-Plattform auf die Beine zu stellen, die als Ersatz dienen sollte.
Das Ergebnis war durchwachsen. Sicher war es nicht schlecht eine Plattform zu haben, die Ausstellern die Möglichkeit bot ihre Neuheiten zu präsentieren und auch mit den virtuellen Besuchern zu interagieren, aber leider hat das nur ein Teil der Verlage auch wirklich gut genutzt.
Und auch wenn die Besucherzahlen der SPIEL.digital gut waren, so war es am Ende kein vollwertiger Ersatz für die Messe vor Ort (und wollte es ja auch nicht sein). Entsprechend stiefmütterlich wurde die SPIEL.digital im Jahr 2021 behandelt, als wieder die Tore in Essen öffneten.
Allerdings sorgte Corona dafür, dass die SPIEL 2021 mit 93.600 Besuchern, deutlich weniger Ausstellern und weniger Platz deutlich kleiner war, als in den Jahren davor.
Natürlich habe ich mich darüber gefreut wieder auf die Messe gehen zu können und war auch nicht böse, dass das Gedränge nicht so groß war, aber finanziell dürfte es für die SPIEL deshalb zumindest kein großer Erfolg gewesen sein, nach dem Minusgeschäft im Vorjahr.
Gründe für den Verkauf an die Spielwarenmesse eG
In der Pressemitteilung wird nicht darauf eingegangen, was die genauen Gründe für den Verkauf sind. Ich gehe auch nicht davon aus, dass man dazu wirklich nochmal was lesen oder hören wird.
Ein Grund könnte natürlich die bisherige Hauptverantwortliche Dominique Metzler sein. Das ist nicht böse oder despektierlich gemeint, aber ich selbst merke, dass man einfach weniger Energie hat, wenn man älter wird. Und die Ausrichtung der SPIEL war immer ein großer Kraftakt für Dominique, wie sie selbst offen kommuniziert hat.
Das das aber der eigentliche Grund für den Verkauf ist, ist unwahrscheinlich. Schließlich sprüht Dominique weiterhin vor Energie und nur weil ich schwächle, muss sie das nicht auch. ;-)
Zudem spricht auch die Ankündigung der Spielwarenmesse nicht dafür.
Des Weiteren hat in dem Familienunternehmen Sohn Max schon kräftig mitgearbeitet und es sah zumindest von außen so aus, dass er mal das Ruder übernehmen würde.
Ich halte es deshalb für wahrscheinlicher, dass die Corona-Pandemie der Hauptgrund für die Übernahme war. Der Ausfall der SPIEL im Jahr 2020 (und der Aufbau der SPIEL.digital) hat sicher einiges an Geld gekostet. Und die SPIEL 2021 dürfte, wenn überhaupt, nicht so viel Geld eingebracht haben, wie in normalen Jahren.
Hinzu kommt, dass viele Aussteller der SPIEL im letzten Jahr ferngeblieben sind. Gerade Asmodee hat sonst ja eine halbe Halle belegt und sicher einiges an Einnahmen eingebracht. Ebenso blieben zwangsläufig viele ausländische Verlage der SPIEL 2021 fern, weil es wegen Corona nicht anders ging.
Natürlich sind das nur Spekulationen und wie so oft ist es wahrscheinlich eine Kombination verschiedener Faktoren.
Wie geht es mit der SPIEL in Essen weiter?
Die viel wichtigere Frage für die Brettspiel-Community ist nun, ob und wie es mit der SPIEL in Essen weitergeht.
In der offiziellen Pressemitteilung der Spielwarenmesse eG wird gleich am Anfang darauf hingewiesen, dass man die Ausrichtung der SPIEL beibehalten will. So soll Dominique Metzler weiterhin als Geschäftsführerin tätig sein und die Messe planen und durchführen. Das ist natürlich eine sehr gute Nachricht.
Ebenfalls bestätigt wurde, dass die SPIEL in Essen bleibt und traditionell im Herbst stattfindet. Das finde ich grundsätzlich gut, auch wenn ich nicht böse gewesen wäre, wenn diese nach Nürnberg gewechselt wäre. Das würde mir einige Anfahrtzeit sparen. :-)
Allerdings muss man natürlich bei allen Aussagen abwarten, was die Zukunft bringt. Als damals die Gamescom von Leipzig nach Köln ging, war das auch sehr überraschend und tat mir schon ein wenig im Herz weh.
In der Pressemitteilung gibt man zudem an, dass man Synergien nutzen möchte zwischen der Spielwarenmesse in Nürnberg und der SPIEL. Die Spielwarenmesse in Nürnberg ist eine Fachmesse, während die SPIEL eine Publikumsmesse ist.
Deshalb ist es spannend zu überlegen, was sich vielleicht auch ändern könnte. So kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass ein Fachbesuchertag auf der SPIEL durchaus denkbar ist. Mehr dazu wird man sicher in den kommenden Monaten erfahren, auch wenn ich für 2022 keine größeren Änderungen erwartet, da die Planung schon längst läuft.
Meine Meinung zur SPIEL Übernahme
Es ist zwar eine Überraschung für mich, aber keine große. Das Team der SPIEL in Essen ist klein und auch wenn es von außen wie eine riesige Messe aussieht, die sie auch ist, so war der Friedhelm Merz Verlag immer ein kleines Familienunternehmen mit wenigen festen Mitarbeiter, welches mit Sicherheit nicht reich geworfen ist durch die Messe SPIEL.
Dass eine Messe komplett ausgefallen ist und eine weitere nur stark eingeschränkt stattfinden konnte, musste einfach Spuren hinterlassen. Zudem sieht es in diesem Jahr nicht unbedingt so aus, als wäre im Oktober wieder alles beim alten und so hat man wahrscheinlich die Reißleine gezogen, bevor das Geld vielleicht ganz ausgeht.
Ich persönlich finde es nicht schlecht, dass ein neuer Eigentümer nun dabei ist. Neue Impulse und zudem eine sicherere Basis schaden der SPIEL sicher nicht und ich bin gespannt, welche Änderungen uns ggf. schon in diesem Jahr in Essen erwarten. Dazu werde ich natürlich auch in wenigen Wochen in Nürnberg auf der Spielwarenmesse schon mal meine Augen und Ohren offen halten.
Was denkt ihr, könnte sich bei der SPIEL ändern?
Welche Veränderungen würdet ihr euch vielleicht sogar wünschen?
Hinterlasst gern eure Meinung zur SPIEL-Übernahme hier in den Kommentaren.
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