Anno 1800 - Brettspiel ReviewWerbung/Bild:Amazon

Mit Anno 1800 gibt es von KOSMOS ein Brettspiel passend zum PC-Strategiespiel, in dem wir ebenfalls eine Insel ausbauen, produzieren, handeln und entdecken.

Ich war auf dieses Kenner-Spiel sehr gespannt und gehe in meinem heutigen Review darauf ein, wie gut die Brettspiel-Umsetzung gelungen ist und wie mir Anno 1800 persönlich gefällt.

Zudem spreche ich mögliche Probleme und Kritikpunkte an.

(Hinweis: Das Spiel wurde mir vom Verlag kostenlos bereitgestellt.)

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Wie gut ist Anno 1800? – Fazit

Mit Anno 1800 wurde die Computerspielvorlage sehr gut auf das Spielbrett umgesetzt. Das Tüfteln an den Produktionsketten, die Erfüllung der Bedürfnisse der Bevölkerung und die Jagd nach Siegpunkten ist sehr gut gelungen und wirkt extrem rund.

Da fallen kleinere Kritikpunkte, wie die ggf. etwas fehlende Abwechslung und eine fehlende Anpassung an die Spielerzahl, kaum ins Gewicht.

Für mich ist Anno 1800 auf jeden Fall eine sehr positive Spielerfahrung und ein Highlight für fortgeschrittene Spieler in diesem Jahr.

Was ist Anno 1800?

Ich habe das aktuelle Anno-Computerspiel nicht sehr intensiv gespielt, aber dennoch einige Abende darin versenkt. Und natürlich habe ich die Vorgänger teilweise sehr ausführlich gezockt, weshalb ich mich auf die Brettspielumsetzung von Anno 1800 sehr gefreut habe.

Die SPIEL.digital Neuheit von KOSMOS versucht sich an der Umsetzung der umfangreichen Produktionsketten, die man aus dem Computerspiel kennt. Dabei hat Autor Martin Wallace wirklich gute Arbeit geleistet, auch wenn es natürlich Vereinfachungen geben musste, damit es analog spielbar ist.

In Anno 1800 bauen wir unsere Insel aus, errichten neue Fabriken, erkunden ferne Länder und versuchen vor allem unsere Bevölkerung zufrieden zu stellen.

Anno 1800

(KOSMOS)
Brettspiel-Umsetzung des populären Computer-Strategiespiels, welches komplexe Industrieketten, Handel, Aufbau und mehr bietet. 120 Minuten Spielzeit deuten auf ein anspruchsvolleres Spiel hin.
Autor: Martin Wallace
Grafiker: Fiore GmbH
2 - 4
Spieler
ab 12
Jahren
ca. 120
Minuten
7.8 von 10
BGG Bewertung
Pos. 283
BGG Position
Die Computerspielvorlage wurde sehr gut auf das Spielbrett umgesetzt. Das Tüfteln an den Produktionsketten und die Erfüllung der Bedürfnisse der Bevölkerung ist sehr gut gelungen.
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Anno 1800 - Brettspiel ReviewWerbung/Bild:Amazon



 
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2020

Dabei wachsen unsere Möglichkeiten und nach und nach auch unsere Siegpunktzahl. Neben Punkten während des Spiels können wir am Ende der Partie weitere Siegpunkte erhalten.

Was ist drin?

Schauen wir wie immer erstmal in die Box rein. Unter dem schicken Cover finden sich vor allem viele Karten, aber auch ein zentrales Tableau mit allen Industrien und sonstigen Dingen, die man im Spiel bauen kann. Plus die passenden Plättchen (meist je 2 davon). Der Aufbau einer Partie dauert deshalb auch ein wenig, da man auf jeden Platz die passenden Plättchen legen muss.

Anno 1800 - Viele Industrieplättchen

Als ich die Optik der Plättchen und Karten das erste mal auf Fotos gesehen hatte, fand ich diese eher langweilig, was aber auch daran lag, das die Fotos meist klein waren. Hält man das Spielmaterial von Anno 1800 dann in den Händen, sieht es deutlich schöner aus.

Jeder Spieler bekommt eine Heimatinsel, auf der auch schon ein paar Fabriken bzw. Gebäude drauf sind, die unsere ersten Rohstoffe produzieren. Und wir haben auch schon 2 Handels-Schiffe und ein Erkundungsschiff, jeweils in Stufe 1, aufgedruckt.

Zudem gibt es neine Menge Bevölkerungskarten, Expeditionskarten, Auftragskarten und viele kleine bunte Holzsteine, die die Bevölkerung darstellen.

Für jeden Spieler gibt es dann noch eine Spielhilfe, welche vor allem am Anfang sehr dabei hilft die verschiedenen möglichen Aktionen im Überblick zu haben.

Hier mein Unboxing-Video:

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So funktioniert Anno 1800

Angefangen vom Startspieler haben die Spieler immer eine Aktion, wenn sie dran sind.

So können wir z.B. neue Fabriken, Werften und Schiffe bauen, wenn wir die entsprechenden Voraussetzungen (bestimmte Rohstoffe oder Produkte) erfüllen können. Um eine Glasfabrik auf unserer Insel zu errichten, brauchen wir z.B. einmal Waren und einmal Kohle.

Um diese zu erhalten, setzt man Arbeiter aus den eigenen Wohnvierteln (eigner Vorrat oben auf dem Spielertableau) in den passenden Fabriken bzw. Gebäuden ein. In dem Fall also einen blauen Arbeiter in die Kohlemine und eien weiteren blauen Arbeiter in die Warenfabrik. Dann hat man diese beiden Ressourcen und kann die Glasfabrik von zentralen Tableau nehmen und auf der eigenen Insel platzieren. Was wir produzieren, geben wir also gleich auch wieder aus. Deshalb gibt es keine aufwändige Ressourcen-Verwaltung.

Anno 1800 - Arbeiter

Es gibt insgesamt 5 verschiedene Arten von Bevölkerung, angefangen von Bauern, über Arbeiter, Handwerker, Ingenieure, bis hin zu den Investoren. Die besseren Gebäude verlangen dann natürlich eine höhere Bevölkerungsfarbe, so dass wir später neue Bevölkerung dazu bekommen bzw. auch bestehende aufwerten können.

Bekommt man Bevölkerungsteine hinzu, nimmt man sich auch immer eine passende Bevölkerungskarte. Die darauf stehenden Bedürfnisse muss man erfüllen, um Siegpunkt und verschiedene Boni zu erhalten. Und so wächst die Bevölkerung, man bekommt neue Gebäude, kann dadurch wiederum bessere Gebäude bauen und so weiter.

Übrigens ist auch der Handel mit Mitspielern möglich. Dazu hat man Handelsmarker auf den eigenen Handelsschiffen. Die kann man erschöpfen (neben das eigene Tableau legen), um Gebäude anderer Spieler zu nutzen, wofür diese jeweils 1 Gold bekommen.

Zudem gibt es die Möglichkeit von Erkundungen bzw. Expeditionen. So kann man von anderen Inseln Artefakte und seltene Tiere (in Form von Karten) bekommen, die am Ende Siegpunkte bringen. Dafür muss man Erkundungsmarker erschöpfen, die von Erkundungsschiffen kommen.

Man kann auch ferne Insel kolonisieren und bekommt besondere Ressourcen. Wenn man so eine ferne Insel erkundet, dann bekommt man ebenfalls neue Bevölkerungskarten. Zudem ist auch eine Erweiterung der Hauptinsel möglich, um mehr Gebäude bauen zu können.

Und so wächst nach und nach wächst die eigene Insel in Anno 1800 .

Doch was ist eigentlich das Ziel des Spiels?

Wir versuchen durch das Erfüllen von Auftragskarten (jeweils 5 zufällige liegen pro Partie aus) Siegpunkte zu machen und natürlich auch durch das Erfüllen der Bevölkerungskarten. Zudem noch durch die Artefakt/Tier-Karten aus den Expeditionen.

Doch immer wieder kommt es dazu, dass die Bevölkerung auf unserer Insel in Gebäuden eingesetzt wurde und auch keine Handels- oder Erkundungsmarker mehr verfügbar sind. Dann richtet man einfach ein Stadtfest aus, was bedeutet, dass man in seinem Zug einfach alle Arbeiter zurück in die Wohnviertel legt und die Handels- und Erforschungs-Token wieder auf die Schiffe zurücklegt. Das ist der eigene Zug.

Gegen Gold kann man übrigens einzelne Arbeiter mal zurücknehmen und neu einsetzen, wenn das notwendig ist. Das ist aber teuer und eher selten der Fall.

Und so spielen alle Spieler reihum, bis der erste alle Bevölkerungskarten aus der Hand ausgespielt hat (was diesem Spieler zusätzliche 7 Siegpunkte einbringt). Dann wird das Spielende eingeläutet und am Ende die Punkte zusammengezählt.

Wie spielt sich Anno 1800?

Anno 1800 ist ein sehr gut verzahntes Wirtschaftsspiel, welches immer wieder interessante Entscheidungen verlangt. Baue ich eine Industrie selber oder handle ich lieber? Welche Bevölkerungskarten erfülle ich und welche versuche ich loszuwerden? Auf welche Auftragskarten spiele ich? Wie stark gehe ich die Erkundung ferner Inseln an und führe ich Expeditionen durch?

Neben den vielen Überlegungen für die eigene Insel kommt durch den Handel mit den anderen Spielern zusätzliche Interaktion rein. Zumal man ja sowieso bei 3 oder 4 Spielern durchaus um die Industrieplättchen konkuriert.

Anno 1800 Schiffe

Deshalb ist eine gute Planung der Bevölkerung wichtig. Man sollte nicht zu viel (um möglichst als erster die Bevölkerungskarten abzuspielen) und nicht zu wenig (um alles produzieren zu können und am Ende auch genug passende Bevölkerung für die Expeditionskarten zu haben) davon haben.

Anno 1800 besitzt eine sehr schöne Spannungskurve. Am Anfang wächst die eigene Insel und man muss erstmal die Produktion ans Laufen bekommen. Zudem braucht man mehr Arbeiter, was mehr Bevölkerungskarten bedeutet.

Aber irgendwann in der Partie schwenkt das um. Dann erfüllt man mehr Bevölkerungskarten, als man bekommt und das „Rennen“ auf das Spielende beginnt.

Dabei konzentriert sich das Brettspiel auf den Aufbau und die Produktionsketten, was ich sehr gut finde. Andere Elemente, wie z.B. die Expeditonen, sind kleine Ergänzungen, die nicht ablenken und auch nicht kompliziert sind. Allerdings kommt in Anno 1800 kein Gefühl dafür auf, dass man sich wirklich in der Welt ausbreitet. Es konzentriert sich eben alles auf die eigene Insel.

Probleme und Kritikpunkte

Trotz der viele tollen verzahnten Mechanismen und des großes Spielspaßes gibt es auch ein paar Kritikpunkte oder zumindest Problemestellen, die man kennen sollte.

So ist die fehlende Anpassung an unterschiedliche Spielerzahlen schon etwas, was sich auswirkt. Anno 1800 funktioniert in allen Spielerzahlen sehr gut, aber es spielt sich mit 2 Spielern schon ganz anders, als mit 4. Da von den Gebäudeplättchen (außer Werften und Schiffen) immer 2 im Spiel sind, kann im 2 Personen Spiel jeder bauen, was er möchte. Im 4 Personen Spiel sieht das schon ganz anders aus und das Handeln wird viel wichtiger.

In jeder Partie sind immer genau die gleichen Fabriken dabei, was auf Dauer etwas eintönig werden kann. Abwechslung bieten aber die vielen Bevölkerungskarten (die zufällig gezogen werden), die Artefaktkarten und die Auftragskarten, von denen in jeder Partie 5 von 20 dabei sind.

In der ersten Auflage von Anno 1800 gab es kleine Regelunklarheiten in der Anleitung, die aber bereits per Errata behoben wurden (als PDF von der Kosmos-Website herunterladbar).

Etwas problematisch ist auch der Zufall bei den fernen Inseln, die man erkunden kann. Darauf sind jeweils 3 von 6 besonderen Ressourcen drauf. Wenn man so eine Insel „entdeckt“, weiß man aber nicht, welche Ressourcen darauf sind und im schlechtesten Fall bekommt man einfach nicht die Ressource, die man für ein bestimmtes Gebäude braucht. Das ist ein Problem, weil man diese besonderen Ressourcen nicht von anderen Spielern erhandeln kann, sondern nur von solchen Inseln bekommt.

Die variable Spiellänge macht das Spiel spannend und abwechslungsreich, aber es kann dadurch eben auch passieren, dass es sehr lang geht. Unsere erste Partie lief sehr lang, weil keiner das Spiel beenden wollte, sondern immer noch versuchte mehr Siegpunkte zu sammeln.

Und auch wenn die Qualität insgesamt gut ist, hätten die Spielhilfen gern dicker und die Arbeiter-Würfel kreativer sein können. Zudem liegt leider kein Wertungsblock dabei, den kann man sich nur ausdrucken.

Abenteuer Brettspiele EmpfehlungDie Kritikpunkte sind aber nicht schwerwiegend und insgesamt gefällt mir das anspruchsvolle Spiel sehr sehr gut und gehört zu meinen bisherigen Highlights aus diesem Jahrgang.

Es freut mich sehr, dass es ein gehobenes Kennerspiel geworden ist.

Und ich freue mich auf den Solo-Modus, der noch nachträglich kommen soll (als Download).

Das Thema von Anno 1800?

Eine Sache muss man bei Anno 1800 aber noch ansprechen. Thematisch stand ja schon das Computerspiel in der Kritik, da Kolonisierung und Ausbeutung Teil des Spiels sind. Und auch die Lebensbedingungen der eigenen Bevölkerung waren damals sicher nicht so unproblematisch und farbenfroh, wie das Spiel es zeigt.

Leider gibt es keine Reflexion dieser thematischen Untiefen im Spiel. Zumindest im Regelheft wäre eine Einordnung schön gewesen, so wie es schon manch andere Spiele heute machen.

Ich sehe zwar insgesamt keinen Grund dafür diesen Teil des Spiels (oder gar das Spiel selber) dafür zu verdammen, da man als mündiger Bürger das selbst einordnen können sollte und sicher niemand nach dem Spielen von Anno 1800 denkt, dass die Kolonisierung ja doch eine tolle Sache war. Aber hier hätte KOSMOS dennoch ein wenig Arbeit reinstecken und das Thema aufgereifen sollen.

Wie seht ihr solche Themen in Brettspielen? Ist das alles kein Problem oder sollten solchen Themen sensibler behandelt werden?

Anno 1800 (KOSMOS)

Autor: Martin Wallace
Mechaniken: Hand Management, Tile Placement
Spielidee 9 / 10
Qualität 9.5 / 10
Zugänglichkeit 8.5 / 10
Spielspaß 9.5 / 10
Preis/Leistung 9 / 10
9.1

Vorteile

  • sehr schöne Produktionsketten
  • sehr guter Handels-Mechanismus
  • unterschiedliche Strategien möglich
  • interessante Interaktion
  • etwas für Optimierer

Nachteile

  • fehlende Spielerzahl-Anpassung
  • Abwechslung eingeschränkt
  • Thema wird nicht reflektiert
Die Computerspielvorlage wurde sehr gut auf das Spielbrett umgesetzt. Das Tüfteln an den Produktionsketten und die Erfüllung der Bedürfnisse der Bevölkerung ist sehr gut gelungen.