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Warum Carnegie mein Spiel des Monats Juni geworden ist und was mir daran besonders gefällt, erfahrt ihr in meinem heutigen Review.
Dabei gehe ich darauf ein, wie das Expertenspiel funktioniert und was daran das Besondere ist.
Ich freue mich natürlich auch sehr über euer Feedback dazu.
Worum geht es im Spiel Carnegie?
Bei Carnegie handelt es sich um ein komplexes Eurogame von Pegasus Spiele, welches uns in ein geschichtliches Setting verschlägt.
Wir treten in die Fußstapfen von Andrew Carnegie, einem Großindustriellen der US-Stahlindustrie, der später Philanthrop wurden und sehr viel Geld gespendet hat.
Carnegie(Pegasus Spiele) |
In diesem komplexen Wirtschaftsspiel managen wir Mitarbeiter, erweitern unser Unternehmen, investieren und produzieren wir Güter. Das Geld spenden wir für gute Zwecke. Worker Placement und viele andere Mechanismen sind hier dabei. |
Autor: Xavier Georges Grafiker: Ian O'Toole |
1 - 4 Spieler ab 12 Jahren 90 - 120 Minuten 8 von 10 BGG Bewertung Pos. 117 BGG Position |
Toll verzahntes Expertenspiel mit Interaktion und wenig Downtime. |
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten | Preis-Info |
Dazu bauen wir zum einen unser eigenes Unternehmen aus, entwickeln Technologien, heuern Mitarbeiter an, eröffnen neue Abteilungen in unserer Fabrik, setzen Projekte in den ganzen USA um und einiges mehr.
Mit dem erwirtschafteten Geld können wir dann Spenden machen, die uns am Spielende Siegpunkte bringen. Das finde ich thematisch schön umgesetzt.
Carnegie geht über 20 Runden und hier ist vor allem der Aktionswahl-Mechanismus interessant. Es gibt 4 zufällige Aktionsstreifen (eine für jede mögliche Aktion), die jeweils 1 Spendenaktion und 3 (von 4) Regionen zeigen. Es ist hier also durchaus möglich, dass für eine Region weniger Aktionen da sind und für eine mehr. Und in jeder Partie ergibt sich dadurch auch eine andere Reihenfolge der Aktionen. Das hat schon Auswirkungen auf die Strategie.
Der aktive Startspieler in der Runde wählt eine Aktion aus. Dann kann man erstmal Spenden bzw. die jeweilige Region aktivieren, und alle MitspielerInnen machen das dann auch nacheinander. Danach folgt die eigentliche Aktion, und auch die machen alle am Tisch nacheinander.
Man ist hier also immer dran, weshalb die gefühlte Downtime sehr gering ist. Zudem muss man das auch bei der Aktionsauswahl beachten, damit die MitspielerInnen nicht stärker davon profitieren, als man selbst.
Aktionen
Bei der Aktion selbst werden immer alle Abteilungen des jeweiligen Symbols aktiviert. Hat man also schon 3 Abteilungen mit einem Symbol, kann man alle 3 aktivieren.
Und so können wir:
- neue Abteilungen kaufen (mehr und neue Möglichkeiten)
- unser Arbeiter zwischen den Abteilungen bewegen, denn nur dann kann man diese nutzen
- Projekte auf dem Spielbrett bauen (damit schaltet man unter anderem Einkommen frei)
- neue Projekte entwickeln bzw. das Transportnetz in den 4 Regionen der USA ausbauen
Punkte gibt es zum einen während des Spiels, aber vor allem am Ende für gebaute Abteilungen, getätigte Spenden, Technologiefortschritt, Orts-Verbindungen auf dem Spielplan, errichtete Projekte in Städten und mehr. Man bekommt also aus recht vielen Quellen Punkte.
Warum ist Carnegie mein Spiel des Monats?
Als erstes fällt einem natürlich die Optik von Carnegie ins Auge. Das Spiel sieht toll aus, was beim renommierten Illustrator Ian O’Toole aber auch keine Überraschung ist.
Zudem gefällt mir das Thema und es gibt sehr schönes Material. Vor allem die Triple Layer Boards mit den doppelseitigen Projektstreifen sind wirklich hochwertig und was besonderes. Die Deluxe-Version des Spiels ist natürlich noch hochwertiger ausgestattet.
Mechanisch ist Carnegie sehr gut verzahnt, alles hat Auswirkungen auf etwas anderes. Man muss die Arbeiter z.B. erstmal in die Abteilungen bringen, um diese nutzen zu können. Dafür muss man neue Abteilungen aber erstmal errichten und Geld zum Aktivieren der Arbeiter haben.
Die Arbeiter will man einerseits auf den Außeneinsatz schicken, um Einkommen zu erhalten, aber auch in den Abteilungen sind diese wichtig und werden dort gebraucht.
Man muss Technologie entwickeln, um Projekte umsetzen zu können und mehr Einkommen zu erhalten, was aber wiederum Waren kostet, die man erstmal besorgen muss.
Es gibt in Carnegie sehr viele Möglichkeiten und eine gute Vorausplanung und das richtige Timing ist wichtig. Auf der anderen Seite ist eine Fokussierung ebenfalls sinnvoll, aber allein auf einer Sache kann man sich nicht ausruhen.
Zudem muss man gut überlegen, welche Spenden man macht, um da möglichst das Optimum an Punkten zu holen. Zudem gibt es Interaktion bei den Spenden und natürlich auch auf dem Spielplan. Und die oben schon erwähnte Abwägung, welche Aktion man aktivieren sollte und was dies den Mitspielern bringt, ist sehr spannend.
Sehr gut finde ich zudem, dass es wenig Downtime gibt. Man ist immer dabei und muss schauen, was die anderen brauchen und gerade planen.
Was mir nicht so gut gefällt
Neben den vielen Pluspunkten gibt es auch ein wenig Kritik.
Bei 2 und 3 Spielern muss man vor dem Spielstart viele Scheiben auf das Spielbrett legen, um Optionen abzudecken (und Mitspieler zu simulieren). Da hätte ich mir lieber eine zweite Seite des Spielbretts gewünscht, auf dem einfach weniger Orte und Spenden sind.
Zudem waren in den ersten Partien ein paar Detailregeln nicht ganz klar und die verschiedenen neuen Abteilungen sind unterschiedlich stark. Da es davon nie genug für alle Spieler gibt, muss man schon versuchen diese zu bekommen.
Das Solo-Spiel von Carnegie
Beim Solo-Spiel hat man ein Gegner-Kartendeck und es werden immer abwechselnd die Aktionen gewählt. Einmal der Bot, einmal ich.
Die Rückseite der Gegnerkarte zeigt schon die präferierte Aktion des Gegners an, die man dann selbst möglichst nicht wählen sollte. So kann man den Bot ganz gut einschätzen und es ist nicht rein zufällig.
Bei den Spenden belegt der Gegner immer wieder welche, aber diese werden dann für ihn so gewertet, als hätte ich sie gemacht. Man muss dann also versuchen absichtlich nicht auf das zu spielen, was der Bot als Spende (Endwertung) ausgewählt hat. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber mal was anderes.
Man muss in den Solo-Modus allerdings auch erstmal ein wenig reinkommen, aber dann funktioniert er sehr gut.
Spiel des Monats – Checkliste
Einstiegshürde | Es handelt sich um ein Expertenspiel und deshalb ist der Einstieg nicht so einfach. Man braucht schon etwas, aber dann läuft es rund. |
Anspruch | Die eigentlichen Aktionen sind nicht schwer oder kompliziert, aber die richtige Planung und Kombination ist das Geheimnis. Hier braucht man einige Partie um besser zu werden und es gibt auch immer wieder was neues zu entdecken und zu verbessern. |
Besonderheiten | Der Aktionsauswahl-Mechanismus ist besonders und auch die Tatsache, dass immer alle dran sind. Und die Gegner-Wertung im Solo-Modus ist ebenfalls ungewöhnlich. |
Qualität | Die normale Retail-Version wirkt hochwertig und ist sehr schön gestaltet. |
Wiederspielwert | Der Wiederspielwert ist hoch, denn es sind nicht alle Abteilungen im Spiel und man kann verschiedene Strategien fahren. Dennoch freue ich mich schon auf eine mögliche Erweiterung. |
Spielzeit | Die ersten Partien dauern schon etwas länger, aber wenn man das Spiel kennt, ist man in gut 2 Stunden durch. |
Lohnt sich Carnegie?
Ich habe den Kickstarter von Carnegie natürlich verfolgt und war auch ganz angetan. Allerdings haben mich die Online-Partien auf BoardGameArena* nicht so begeistert, so dass ich nicht beim Crowdfunding mitgemacht habe. Das Spiel ist so komplex und verzahnt, dass es besser war, es in echt auf dem Spieltisch zu spielen.
Da hat es mir dann sehr gut gefallen und ich habe viele Partien mit anderen und solo gespielt.
Carnegie bietet relativ einfache Grundregeln, aber dennoch ist es ein komplexes Expertenspiel. Es bringt einen sehr guten Mix aus Strategie und Taktik mit und die einzelnen Mechaniken sind wirklich gut kombiniert.
Der Aufbau der eigenen Engine (also der Fabrik-Abteilungen) ist spannend und das richtige Timing und eine gute Vorbereitung sind sehr wichtig. Man muss aber auch eine gewisse Interaktion abkönnen, denn die Mitspieler können einem teilweise schon einen Strich durch die Rechnung machen.
Alles in allem ein Highlight in diesem Jahr und einer meiner Expertenspiel-Tipps des Jahres. Ich freue mich auf weitere Partien und hoffe, dass es trotz der Crowdfunding-Probleme bei der Auslieferung eine Erweiterung geben wird.
Was haltet ihr von Carnegie?
Carnegie (Pegasus Spiele)
Vorteile
- besonderer Aktionswahl-Mechanismus
- tolle Verzahnung
- viele Möglichkeiten und Strategien
- für ein Eurogame starke Interaktion
- Optik, Thema und Austtattung gefallen mir
Nachteile
- Aufbau etwas zu lang
- Abteilungsplättchen unterschiedlich stark
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