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Ein neues Alea Brettspiel lässt die Herzen der Euro-Vielspieler höher schlagen. Wenn dann noch, wie bei Carpe Diem, ein bekannter Autor wie Stefan Feld mit im Boot ist, ist die Vorfreude groß.
Bereits vor der SPIEL 2018 konnte ich Carpe Diem spielen und nun berichte ich über meine Spielerfahrungen.
Dabei erfahrt ihr was mich daran stört und was mir gefällt.
(Hinweis: Das Spiel wurde mir vom Verlag kostenlos bereitgestellt.)
Wie gut ist Carpe Diem? – Fazit
Es ist relativ wenig Glück während des Spiels dabei. Zum einen liegen natürlich die Landschaftplättchen zufällig in der Auslage. Zum anderen bringen die Brunnenkarten einen Glücksfaktor ins Spiel. Vor allem später im Spiel kann man großes Glück haben und viele Punkte machen, wenn man eine genau passende Brunnenkarten zieht, die zum eigenen Stadtviertel passen.
Die Interaktion zwischen den Spielern gibt es eigentlich nur bei den Plättchen, die man sich wegschnappen kann und natürlich bei den Wertungen, da jedes Wertungsfeld nur einmal belegt werden kann und dann geblockt ist.
Thematisch ist das Spiel natürlich dünn, aber was will man bei einem Plättchenlege-Spiel auch schon erwarten. Großes Rom-Feeling kommt nicht auf, aber das muss es in diesem Fall auch nicht. In gewisser Weise ist es ein abstraktes Legespiel.
Alles in allem ist Carpe Diem ein sehr gutes Brettspiel, was aber Abzüge in der „B-Note“ wegen der Gestaltung bekommt. Ohne die optischen Probleme hätte das Spiel eine deulich bessere Gesamtbewertung bekommen. Dennoch wird es immer wieder auf meinem Tisch landen.
Was ist Carpe Diem?
Bei Carpe Diem handelt es sich im Grunde um eine Legespiel, bei dem wir aus vielen verschiedenen Plättchen unser optimales Stadtviertel in Rom aufbauen wollen.
Dabei gilt es aber viele verschiedene Dinge zu beachten, denn natürlich gibt es bei auch bei diesem Stefan Feld Spiel eine Menge Arten Punkte zu machen. So müssen jeweils am Ende der 4 Runden Aufgaben erfüllt werden, es gibt Bonuspunkt für bestimmte platzierte Gebäude/Landschaften im eigenen Stadtviertel und so weiter.
Wer am Ende die meisten Punkte erreicht hat, gewinnt Carpe Diem.
Carpe Diem(Alea) |
Im alten Rom versuchen wir das profitabelste Viertel der Metropole aufzubauen und so das Spiel zu gewinnen. Mittels Plättchen-Drafting suchen wir uns passende Teile aus und sammeln so Punkte. Die Neuauflage erscheint 2021. |
Autor: Stefan Feld Grafiker: Lalanda Hruschka |
2 - 4 Spieler ab 10 Jahren 45 - 75 Minuten 7.5 von 10 BGG Bewertung Pos. 367 BGG Position |
Ein sehr gutes Legespiel, das aber Abzüge in der „B-Note“ wegen der Gestaltung bekommt. |
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten | Preis-Info |
Was ist drin?
Schauen wir zuerst mal in die Box bzw. auf die Box. Carpe Diem ist leider kein besonders schönes Spiel, was sich bereits am Cover zeigt. Das ist nicht besonders aufregend und wirkt eher altbacken.
Und auch die Rückseite der Box macht ebenfalls nicht den professionellsten Eindruck. Mal abgesehen von der merkwürdigen Platzierung der Texte und des Bildes, sieht man dort offenbar ein Foto einer nicht fertigen Version des Spiels. Das Geld und die Legeteile wirken von der Qualität her wie aus einem Prototypen, auch wenn die Illustrationen schon final sind.
In der Box geht es dann weiter mit der optischen Enttäuschung. Die Farben und Illustrationen der Spieltableaus, der Gebäude-/Landschafts-Plättchen und des weiteren Spielmaterials ist nicht gerade ansprechend. Es ist okay und während des Spiels muss es auch keine Designpreise gewinnen, aber es sieht schon sehr altbacken aus. Da geht heute viel mehr.
Hinzu kommt, dass das Design sich leider teilweise auch spielerisch negativ auswirkt, worauf ich aber später noch zu sprechen komme.
Was cool ist, sind die Rahmenteile. Jeder Spieler baut sich einen Rahmen aus vier solcher zufälligen Teile auf. Diese enthalten Bonuspunkte für das Spielende, indem man bestimmte Gebäude bzw. Landschaft in bestimmten Bereichen des eigenen Tableaus baut.
Die Wertungskarten sind optisch zwar auch nichts besonderes, aber das müssen sie auch nicht sein. Viel wichtiger ist, dass es hiervon gibt es eine große Auswahl gibt, die jedes Spiel anders machen.

Carpe Diem – Verschiedene Kartenarten im Spiel
Die Spielsteine und -figuren der Spieler sind ebenso aus Holz, wie die wenigen Ressourcen. Diese sehen hübsch aus und viele braucht man davon auch nicht, da man diese nicht lange behält. Das Pappgeld ist okay, während die Pappbrote schon echt komisch aussehen. Wie alte aufgeschnittene Orangen, aber nun gut, auch das ist nicht spielentscheidend.
Das zentrale Spielbrett wird farblich von Brauntönen dominiert, ist aber funktionell in Ordnung. Zu guter Letzt gibt es noch ein gut strukturiertes Regelheft.
Mehr Einblick in den Inhalt der Box gibt es in meinem Unboxing-Video:
So funktioniert Carpe Diem
Carpe Diem ist von den Mechaniken her ein sehr einfaches Brettspiel. Alea selbst bewertet es in der hauseigenen Skala mit 3 von 10. Es ist aber sicher insgesamt kein seichtes Spiel, denn der Anspruch kommt nicht durch komplizierte Mechaniken, sondern durch das Puzzeln des eigenen Stadtviertels und die diversen Punktebringer.
Jeder Spieler hat eine Spielfigur (Patrizier), die man auf dem zentralen Spielbrett bewegt, um sich Plättchen zu nehmen. Dabei kann man aber von dem aktuellen Spot, immer nur zu den 2 direkt damit verbundenen Spots gelangen (insgesamt gibt es 7). Das macht es kniffelig, welche Plättchen man auswählt, schränkt aber auch die Auswahl ein, was der Downtime in dem Spiel zu Gute kommt.

Carpe Diem – Plättchen-Auswahl
Einige andere haben schon angemerkt, dass man diesen Auswahlmechanismus auch hätte anders lösen können, in dem man einfach im Kreis geht und immer nur auf den benachbarten linken oder rechten Spot gehen dürfte. Aber ich finde das hier schon cool gemacht. Es fühlt sich etwas interessanter an, auch wenn es im Grunde das Gleiche wäre.
Und so nimmt man sich dann eines der noch vorhandenen Plättchen des Spots, zu dem man gezogen ist und baut dieses Plättchen auf den eigenen Tableau ein.
Nach und nach entstehen so fertige Gebäude, größere Villen und abgeschlossene Landschaften. Die fertigen Landschaften bringen Ressourcen, Gebäude z.B. Geld, Brot oder Brunnenkarten, abgeschlossene Villen bringen vor allem am Ende Siegpunkte.

Carpe Diem – Langsam entsteht das Stadtviertel
Sind alle Plättchen aus der Auswahl verschwunden, endet eine Runde. In der Reihenfolge der Spielermarker auf der Banderolen-Leiste (dort gelangt man unter anderem vorwärts, in dem man bestimmte Felder auf dem eigenen Tableau überbaut) setzt jeder Spieler nun eine seiner Scheiben zwischen 2 Wertungskarten.
Diese Wertungskarten erfordern entweder, dass man bestimmte Ressourcen abgibt oder dass man bestimmte Dinge, wie fertige Gebäude oder Landschaften, in seinem Stadtviertel hat. Hat man diese Anforderungen erfüllt, gibt es meist Siegpunkte, aber auch andere Boni sind möglich. Kann man eine Anforderung mehrmals erfüllen, bekommt man auch den Bonus mehrmals. Kann man die Anforderung einer Wertungskarte dagegen nicht erfüllen, erhält man 4 Minuspunkte.

Carpe Diem – Die Wertungskarten sind hart umkämpft
Mit der Abgabe von 3 Broten kann man übrigens eine Wertung automatisch erfüllen, was besonders später im Spiel wichtig wird, wenn immer weniger Wertungskarten zur Verfügung stehen. Denn am Ende der zweiten Runde stehen die in der ersten Runde genutzen Wertungs-Einsatzfelder nicht mehr zur Verfügung und es werden dann immer weniger. Insgesamt gibt es immer einen Einsatzplatz mehr, als über die 4 Runden benötigt werden. Bei 4 Spielern sind das also z.b. 17 Wertungsfelder. Gerade in der letzten Runde kann Brot deshalb sehr wichtig sein, um Wertungen zu erfüllen und damit Punkte zu bekommen, anstatt Minuspunkte.
So geht es über 4 Runden immer weiter. Es kommen neue Legeplättchen in die Auslage, wobei in der letzten Runde besondere Legeplättchen ins Spiel kommen. Diese enthalten vor allem Endteile, damit man in der letzten Runde in seinem Stadtviertel noch einiges fertig machen kann.
Natürlich gibt es noch einige Details im Spiel, auf die ich nicht eingegangen bin, wie z.B. die Brunnenkarten, die ebenfalls Siegpunkte am Ende des Spiels für bestimmte Plättchen bringen.
Am Ende des Spiel werden dann noch die Ressourcen in Siegpunkte umgewandelt, die fertigen Villen bringen Siegpunkte, die Brunnenkarten werden abgerechnet und erfüllte Aufgaben auf den Rahmenteilen der Spieler werden gewertet.
Die Punkte werden hier übigens nicht auf einer Siegpunktleiste angezeigt, sondern über Karten, die es in den Werten 1, 3, 5, 10 und 25 gibt. Das ist erstmal etwas komisch, geht dann aber ganz gut.
Wie spielt sich Carpe Diem?
Ich habe die einfachen Mechaniken schon genannt und das führt dazu, dass sich Carpe Diem sehr schnell spielt. Man kann das Spiel Neulingen recht schnell erklären, aber natürlich braucht es mindestens eine Partie, um zu erkennen, wie man damit dann richtig viele Punkte macht.
Ein großer Pluspunkt für die Abwechslung sind die zufälligen Rahmenteile, die man um das eigene Bautableau legt. Ebenso erhöhen die viele unterschiedlichen Wertungskarten (aus verschiedenen Kategorien) und deren immer neue Kombination die Wiederspielbarkeit enorm. Keine zwei Partien Carpe Diem sind deshalb gleich.
Das Spiel ist wirklich schnell gespielt und es gibt wenig Downtime. Man kann sich während die anderen dran sind bereits überlegen, welches Plättchen man sich wohl holen wird, auch wenn natürlich andere Spieler dieses vorher wegschnappen können. Dennoch weiß man im Großen und Ganzen, was einen erwartet, wenn man wieder an der Reihe ist.
Das Aufbauen des eigenen Stadtviertels macht wirklich Spaß und man freut sich umso mehr, wenn man die passenden Teile dann auch bekommt. Allerdings kann man hier durchaus anderen Spielern in die Parade fahren und ihnen bewusst Plättchen wegnehmen, die sie gebraucht hätten.
Man trifft hier auf jeden Fall viele kleine Entscheidungen und muss dabei sowohl die Endwertung, als auch die Rundenwertung im Auge behalten, was anspruchsvoll ist.
Einen Unterschied macht es hier zudem, ob 2, 3 oder 4 Spieler dabei sind. In allen drei Fällen liegen pro Auswahl-Spot 4 Plättchen aus. Spielt man nur zu zweit, dann werden die verbliebenen 2 Plättchen abgeräumt, sobald das 2. gewählt wurde. Bei drei Spielern wird das letzte verbliebene Plättchen weggelegt, wenn das dritte genommen wurde. Bei vier Spielern sind alle 4 im Spiel und können genommen werden.
Das macht es nach meinen Erfahrungen schon etwas härter bei mehr Spielern, da man oft nur noch aus 2 Plättchen wählen kann oder das letzte verbliebene nehmen muss. Bei 2 Spielern hat man dagegen mehr Auswahl. Allerdings fliegen da eben auch viele Plättchen weg, die man vielleicht hätte gebrauchen können.
Probleme bei der Grafik
Normalerweise gehe ich so explizit nicht auf das Thema Grafik ein, aber hier muss ich das mal tun. Ich bin mir nicht sicher, was sich Alea bzw. Ravensburger bei Carpe Diem gedacht hat.
Zum einen ist das Spiel nicht schön. Die Illustrationen sind oft so einfach und uninspiriert, als hätte das der Autor oder Redakteur selber gemacht. Es fällt schwer zu glauben, dass hier ein Grafik-Experte am Werk war. Das Brot sieht komisch aus, die Häuser sind extrem lamgweilig gestaltet, die Farbwahl problematisch und so weiter.
Das ist aber noch Geschmackssache und beim Spielen dann auch nicht mehr so wichtig. Schwerer wiegt es da schon, dass es daduch auch zu spielerischen Problemen kommt. In unseren Partien passiert es z.B. häufiger, dass die Aufgaben auf den Rahmenteilen missverstanden wurden. Hier hat man einfach die Farbe oder Form verwechselt. Das wird verstärkt durch die Darstellung. Landschaften sind z.B. auf den Plättchen abgerundet dargestellt, während Häuser eckig sind. Auf den Rahmenteilen sind die Landschaften aber auch eckig dargestellt. Zudem ist das alles recht klein und farblich teilweise schwer zu unterscheiden.
Auch die Rückseite der Plättchen ist nicht gut gemacht. Wie weiter oben geschrieben, kommen in der letzten Runde andere Plättchen ins Spiel (und vorher werden davon auch ein paar in eine extra Auslage gelegt). Aber deren Rückseiten unterscheiden sich nur minimal in ihrem Grünton voneinander, so dass es bei nicht so gutem Licht teilweise schwer ist diese zu unterscheiden.
Das wirkt sich gerade bei neuen Spielern negativ auf das Spiel direkt aus, auch wenn man mit mehreren Partien damit besser klarkommt. Aber das hätte doch nicht sein müssen.
Carpe Diem hätte eine optische Neuauflage auf jeden Fall verdient (auch wenn es gerade erschienen ist). Es ist wirklich selten, dass so ein krasser Unterschied zwischen der guten redaktionellen Arbeit beim Spiel selbst und dessen Mechaniken auf der einen Seite und der schlechten optischen Umsetzung auf der anderen Seite besteht.
Carpe Diem (Alea)
Vorteile
- schnell zu lernen
- viel Abwechslung, hoher Wiederspielreiz
- verschiedene Möglichkeiten Punkte zu machen
- taktisch anspruchsvoll
- wenig Downtime
Nachteile
- altbackene Optik
- Farben und Illustrationen führen teilweise zu Problemen im Spiel
unbedingt drauf achten nicht die erste Auflage zu bekommen. Jedes Mal sind die Farben so schlecht zu unterscheiden. Dieses Problem ist ein Dauerärgernis bei Ravensburger. Daher habe ich mein Burgen von Burgund abgestoßen. Die Farben am PC Bildschirm kommen halt anders raus beim Brettspiel!
Schöne Review.. mit der zweiten Auflage sind tatsächlich fast alle Design-Mängel beseitigt