Werbung/Bild:Amazon
In die Anfänge des Buchdrucks geht es im Brettspiel Gutenberg zurück und ich stelle das Kennerspiel heute in meinem Review genauer vor.
Dabei erfahrt ihr, wie Gutenberg funktioniert, was das Besondere daran ist, was mir gefällt und was mir nicht so sehr gefällt. Zudem beantworte ich die Frage, ob es sich lohnt.
(Hinweis: Das Spiel wurde mir vom Verlag kostenlos bereitgestellt.)
Wie gut ist Gutenberg?
Spielerisch bietet es interessante Set Collection und Tableau-Building Elemente, bringt aber etwas zu wenig Progressions-Gefühl im Spielverlauf mit. Zudem gibt es keine alternativen Strategien.
Insgesamt ein gutes Kennerspiel, dass mir immer mal wieder Spaß macht, aber durchaus eine Erweiterung vertragen könnte, die einfach mehr Abwechslung reinbringt.
Was ist Gutenberg?
Bei Gutenberg handelt es sich um einen der Titel, auf die ich mich auf der SPIEL 21 mit am meisten gefreut habe.
Thematisch geht es in diesem Kennerspiel in die Zeit von Johannes Gutenberg, also zu den Anfängen des Buchdrucks. Wir betreiben eine Druckerei und versuchen möglichst viele Druck-Aufträge zu erfüllen, um Siegpunkte zu bekommen.
Das Spiel ist für 1-4 SpielerInnen ab 10 Jahren und erschien zuerst bei Granna (von denen ich auch das Rezensionsexemplar bekommen habe) und später auf deutsch bei HUCH!.
Gutenberg(HUCH!) |
Im 15. Jahrhundert sind wir Pioniere des Buchdrucks und erfüllen Aufträge. Dazu verbessern wir unsere Druckerei, kaufen neue Schriftarten und sichern uns Unterstützer. Worker Placement und rotierende Zahnräder mit Boni sind hier ebenfalls dabei. |
Autoren: Katarzyna Cioch, Wojciech Wiśniewski Grafiker: Rafał Szłapa |
1 - 4 Spieler ab 10 Jahren 60 - 120 Minuten 7.4 von 10 BGG Bewertung Pos. 1408 BGG Position |
Das Thema spricht mich sehr an und auch von den Mechaniken her ist es interessant. Kennerspiel mit etwas wenig Abwechslung. |
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten | Preis-Info |
Was ist drin?
Die Box von Gutenberg ist schon anders, als die meisten. Im Inneren findet man unter anderem 6 kleine Papp-Boxen für die verschiedenen Ressourcen. Das ist toll und auch sehr thematisch. Zudem sieht der Boden der Box wir Fächer für Letter aus, als Buchstaben beim Buchdruck.
Generell ist schönes Material dabei, ganz besonders die Holz-Letter (wahrscheinlich aus Plastik). Die sind sogar invers, so dass man damit wirklich drucken könnte.
Des Weiteren gibt es viele Zahnräder, Spielertableaus, die Aktionswahltableaus, kleine Sichtschirme und viele Karten in ungewöhnlichen Formaten. Letztere sind vor allem die Bestandteile der Aufträge, aber auch Karten für Verbesserungen und Unterstützer.
Sehr winzig sind die Farbtropfen, die deshalb etwas schwer zu greifen sind. Die schwarzen Holzwürfel sind für die Aktionswahl und es gibt zum Beispiel auch Personen-Plättchen mit Sonderfähigkeiten.
Mein Unboxing-Video kannst du dir hier anschauen:
So funktioniert Gutenberg
In Gutenberg geht es also darum, die eigene Druckerei zu verbessern, Druckaufträge anzunehmen und diese zu erfüllen.
In jeder Runde gibt es denselben Ablauf der 5 Aktions-Phasen. Als ersten verteilen wir verdeckt unsere Initiative-Cubes auf die 5 zur Verfügung stehenden Aktionen. Man muss mindestens einen dieser schwarzen Holzwürfel in eine Aktion legen, um diese überhaupt machen zu können.
Anschließend decken alle auf und die erste Aktion macht zuerst die Person, die dort die meisten Aktionswürfel reingepackt hat. Bei Gleichstand entscheidet die aktuelle Spielerreihenfolge.
Und so nehmen wir mit den Aktionen ausliegende Aufträge, Farb-Tropfen, Verbesserungen und Zahnräder für unsere Werkstatt, und erfüllen Boni-Anforderungen von Förderern.
Die Druckaufträge
Die Druck-Aufträge in Gutenberg bestehen dabei immer aus 2 Teilen (Karten). Die Basis-Karte muss man erfüllen mit bestimmten Holz-Lettern, damit man diesen überhaupt abgeben kann. Die Bonus-Karte des Auftrages ist dagegen optional. Diese erfüllt man durch verschiedene Farben und erfüllte Ränge auf den eigenen 4 Fähigkeitsleisten.
Wie gesagt reicht der Basis-Teil, der Geld bringt, aber man möchte eigentlich immer auch den Bonus-Teil erfüllen, da dies vor allem die Siegpunkte und noch andere Boni bringt. Am Anfang erfüllt man oft nur den Basis-Teil, später dann meist beides.
Die Farb-Tropfen brauchen wir für den Boni-Teil der Aufträge (und diese Farbtropfen werfen wir dann auch ab, anders als die Letter).
Die eigene Werkstatt
Eine Verbesserung auf den 4 Leisten ist für den Boni-Teil der Aufträge wichtig, aber auch selbst am Ende der Partie Siegpunkte wert und für die Erfüllung von Förderer-Karten, welche 8 Siegpunkte bringen, entscheidend. Der Förderer-Bereich ist übrigens auch der Rundenzähler auf dem Spielbrett, was sehr gut funktioniert.
Bis zu 3 Zahnräder kann man bei sich auf dem Tableau einbauen und sie bringen verschiedene Boni jede Runde. Am Anfang jeder Runde dreht man diese ein Segment weiter (es gibt 3 Segemente pro Zahrad), wobei sich 2 nach rechts und eines nach links dreht.
Das jeweils aktive Segment der 3 Zahnräder kann man nutzen. Das sind verschiedene Boni, wie Farb-Tropfen tauschen oder bekommen, zusätzliche Siegpunkte bei Erfüllung bestimmter Aufträge, Steigerung eines Fähigkeitswertes, einen neuen Holzletter und mehr.
Die schicken Holzletter, welche für den Basis-Teil der Aufträge wichtig ist, kosten immer eins mehr. Der vierte Letter kostet also 4 Gulden.
Am Ende jeder Runde will man natürlich Aufträge erfüllen, am besten mehrere, um Punkte zu machen, Geld zu bekommen und Platz für neue Aufträge zu haben.
Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, gewinnt Gutenberg.
Wie spielt sich Gutenberg?
Die erste Irritation kam bei mir auf, als ich Gutenberg das erste mal gespielt habe. Auf der Granna-Box steht „Expert“ drauf, was es definitiv nicht ist. Es handelt sich um ein Kennerspiel.
Es bietet einen relativ leichten Einstieg und einen stringenten Rundenablauf, der es einfach macht nach und nach ins Spiel zu kommen.
Die verdeckte Aktionsplanung durch die Holz-Cubes hat mir sehr gefallen, weil der Startspieler die wenigsten Würfel hat und dann in Spielerreihenfolge jeder einen mehr. Der letzte in der Spielerreihenfolge hat die meisten Cubes (7 bis 10 Würfel).
Deshalb muss man gut überlegen, was man machen will, und ob man möglichst als erster bei einer Aktion dran sein möchte. Der Tiebreaker bevorzugt den Startspieler, während dies die zusätzlichen Cubes für die hinteren SpielerInnen ausgleicht. Das ist sehr gut gemacht.
Zumal beim Rundenwechsel eine einfache Weitergabe eines Cubes von allen anderen an den vorherigen Startspieler reicht, damit es weitergehen kann.
Aufträge erledigen
Am Anfang ist der Boni-Teil der Aufträge oft schwer zu erfüllen, aber wenn man mehr Farb-Tropfen, Zahnräder und höhere Attribute hat, dann klappt das gut.
Man kann aber nicht alle Werte auf dem eigenen Tableau steigern und auch bei den Zahlrädern sollte man gut überlegen, ob man eines ersetzt oder ein bestehendes dreht. Gerade bei den Zahnrädern ist eine gute Vorausplanung für die nächste Runde wichtig.
Hier ist mir allerdings aufgefallen, dass eine Zahnradaktion sehr stark ist. Mit dieser bekommt man Siegpunkte in Höhe der Rundenzahl. Es macht gerade später im Spiel eigentlich fast nur Sinn das Zahnrad immer wieder so zu drehen, dass diese Aktion in der nächsten Runde wieder aktiviert wird. Das ist durch bestimmte Effekte möglich.
Auch wenn sich Aufträge immer aus 2 Karten zusammensetzen, so sind diese doch immer recht ähnlich und es gibt nicht die großen Unterschiede. Man muss eben die eigenen Ressourcen und die gewählten Aufträge so im Detail managen, um alles für die Boni zu haben, aber ansonsten wiederholt es sich doch sehr in jeder Runde.
Man wird über den Spielverlauf etwas besser (durch Zahnräder, weitere Letter, mehr Farbtropfen und die Fähigkeitswerte) und kann mehr Aufträge erfüllen und mehr Punkte machen. Es gibt zusätzlich Personen-Plättchen, die kleine asymmetrische Fähigkeiten bieten. Die würde ich gleich mit reinnehmen, denn die bieten etwas Abwechslung.
Lohnt sich Gutenberg?
Unter dem Strich ist Gutenberg ein Kennerspiel mit interessanten Mechaniken und schönem Material, dem etwas der Drive fehlt. Ich hatte auf Grund des Themas, der Optik und der „Expert“-Bezeichnung viel von dem Spiel erwartet und war ein wenig enttäuscht.
Es ist ein gutes Kennerspiel, das vor allem von der Aktionswahl lebt, aber nach 2-3 Partien hatte ich schon das Gefühl, alles gesehen und gemacht zu haben. Die Erfüllung der Aufträge bringt die allermeisten Punkte, so dass es keine anderen Strategien gibt. Man sollte zusätzlich noch 1-2 Unterstützer erfüllen für je 8 Siegpunkte.
Dennoch habe ich Lust auf weitere Partien, denn Gutenberg bietet ein schönes Spielgefühl und man freut sich, wenn man mehrere Aufträge erfüllen kann und das bekommt, was man möchte. Dennoch hoffe ich sehr auf eine Erweiterung, die mehr Abwechslung mitbringt.
Das könnten zum Beispiel Angestellte mit besondere Fähigkeiten sein, Auftraggeber, neuen Arten von Aufträgen, vielleicht sogar ein zusätzliches Board mit Reisefunktion oder was auch immer. Das würde das Spiel für mich auf jeden Fall nochmal interessanter machen.
So bleibt Gutenberg insgesamt ein gutes Spiel, dass aber leider nicht ganz überzeugen kann.
Gutenberg (HUCH!)
Vorteile
- schöne Ausstattung
- interessante Aktionswahl
- zweiteilige Druckaufträge
Nachteile
- fehlende Abwechslung auf Dauer
- Expert-Label täuscht
- Farb-Tropfen sehr klein
Schreibe einen Kommentar