W. Eric Martin (CC3.0)
Mit Nusfjord erschien letztes Jahr auf der SPIEL in Essen ein neues anspruchsvolles Uwe Rosenberg Brettspiel bei Lookout.
Ich habe es auf der Messe gesehen, aber irgendwie ist es etwas untergegangen. Es war noch nicht mal in meiner Brettspiel-Liste für die Messe dabei.
Aber ich konnte es bereits kurz danach in einer meiner Spielerunden das erste Mal spielen. Mein Ersteindruck vor gut 2 Monaten war allerdings etwas durchwachsen.
Mittlerweile habe ich Nusfjord häufiger gespielt und mir das Brettspiel auch selbst gekauft. Was ich davon halte erfahrt ihr im Folgenden.
Wie gut ist Nusfjord? – Fazit
Nach ein paar weiteren Partien hat es mir schon besser gefallen, aber ich war auch noch nicht begeistert. Auch da fühlte es sich noch zu zufällig an. Nach relativ vielen Partien finde ich Nusfjord aber mittlerweile wirklich sehr gut. Es wird mit der Zeit immer besser, da man Erfahrungen mit verschiedenen Strategien gesammelt hat und viele der Gebäude besser kennt. Zudem hat man ein Gefühl entwickelt, wie viel Fisch wirklich Sinn macht und welche Aktionen man wann am besten nutzt.
Das Spiel wird also wirklich besser, je besser man es kennt und das ist auf jeden Fall etwas gutes. Leider könnten viele Spieler nach der ersten Partie aber abgeschreckt sein und nicht nochmal zu Nusfjord greifen. Das wäre sehr schade, denn kompliziert ist es nicht, sondern „nur“ komplex.
Ein großer Bonus ist für mich der sehr gut gemachte Solo-Modus. Im Grunde ist es auch allein genau dasselbe Spiel, wie mit anderen Spielern. Es gibt nur minimale Anpassungen und das finde ich immer toll. Bei vielen anderen Brettspielen mag ich es nicht, wenn der Solo-Modus sehr stark abweicht und mit der Mehrspieler-Version fast gar nichts zu tun hat.
Von mir gibt es deshalb auf jeden Fall eine Kaufempfehlung.
Was ist Nusfjord?
In Nusfjord sind wir Fischer in Norwegen. Genauer gesagt haben wir einen kleinen Fischereibetrieb auf den Lofoten und wir versuchen unsere Fangmenge zu steigern, indem wir uns zusätzliche Schiffe kaufen.
Doch nicht nur das. Wir bauen zudem auf dem Hafengelände neue Gebäude, können Wälder abholzen oder aufforsten und Experten (die Ältesten) anheuern. Sogar Anteile der eigenen Firma und der Firmen der Mitspieler können verkauft oder gekauft werden.
Wer am Ende der 7 Runden die meisten Siegpunkte erwirtschaftet hat, gewinnt Nusfjord.
Nusfjord(Lookout Spiele) |
Ein recht klassisch wirkendes Arbeitereinsetzspiel von Uwe Rosenberg mit flexiblen Möglichkeiten, einem kleinen Aktien-Element und viel Fisch und Holz. Zudem gibt es das typische Problem, dass man viel mehr machen möchte, als einem Aktionen zur Verfügung stehen. Ein gutes Zeichen. |
Autor: Uwe Rosenberg Grafiker: Patrick Soeder |
1 - 5 Spieler ab 12 Jahren 20 - 100 Minuten 7.7 von 10 BGG Bewertung Pos. 337 BGG Position |
Interessantes Aufbauspiel, mit viel Abwechslung und spannenden Sonderaktionen durch die Gebäude. Gefällt mir sehr gut. |
Was ist drin?
Schauen wir uns mal die Box an. Die Covergestaltung finde ich sehr gelungen. Es zeigt das Fischerdorf Nusfjord, einen real existierenden Ort auf Flakstadøy, einer der Hauptinseln des Lofotenarchipels in Norwegen. Auf jeden Fall fängt die Grafik das Thema gut ein.
Die Spielertableaus sind sehr wichtig, denn hier bauen wir Gebäude, die ein wesentlicher Siegpunkte-Bringer sind. Zudem gibt es diverse Waldplättchen, die immer 2 Bauplätze abdecken.
Das eigentliche Spielbrett ist in mehrere Teile unterteilt. So gibt es Gebäude-, Schiff- und Ältesten-Auslagen, sowie die Workerplacement-Einsetzfelder, Nahrungsfelder für die Ältesten und das eine oder andere mehr.
Des Weiteren finden sich in der Box viele Karten. Neben den Ältestenkarten, die bestimmte Fähigkeiten mitbringen, sind das vor allem verschiedene Gebäude, die gebaut werden können.
Auch dabei sind kleine Rundenplättchen, auf denen die Rundeneffekte stehen und jede/r weiß, in welcher Runde er oder sie dran ist. Das ist gut gemacht. Ein kleines Holzschiff zeigt den jeweiligen Startspieler.
Für die einzelnen Spieler gibt es je 3 „Arbeiterfiguren“, was einfach Holzplättchen sind. Zudem jeweils einen Vorratsplan und 5 Anteilsmarken.
Gut gefallen mir die Ressourcen. Es gibt braune Holz- und blaue Fisch-Ressourcen aus Holz, die wirklich reichlich vorhanden sind.
Zudem gibt es Münzen, welche zum einen zum Kaufen von bestimmten Schiffen oder Gebäuden genutzt werden können, aber am Ende auch Siegpunkte darstellen. Leider sind die Einer-Münzen zu klein geraten und viel zu fummelig. Das ist nicht ideal, aber auch kein Beinbruch.
Laut Verlag sollen diese Münzen in zukünftigen Auflagen des Spiels größer sein und für Besitzer der ersten Version soll es Ersatz auf der diesjährigen SPIEL im Herbst geben. Ich werde mir diese dort sicher holen, hoffe aber auch, dass diese auf anderem Weg erhältlich sein werden. Nicht jeder Nusfjord Käufer ist auf der SPIEL.
Zu guter Letzt gibt es noch eine Anleitung und einen Anhang mit Erläuterungen. Der ausführliche Anhang enthält ein Glossar, sowie Erklärungen der Ältestens und der vielen Gebäude. Das ist wirklich vorbildlich.
So funktioniert Nusfjord
Mechanisch gesehen ist Nusfjord ein Workerplacement Spiel. In jeder Runde sind 3 Arbeiter einsetzbar, aber wie es oft bei solchen Spielen ist, blockieren sich die Arbeiter der Mitspieler häufig untereinander. Ingesamt geht das Spiel über 7 Runden.
Am Anfang jeder Runde bekommen alle Spieler den gefangenen Fisch. Je mehr Fangschiffe man hat, um so mehr Fische bekommt man. Allerdings erhält man diese nicht einfach, sondern muss sie in einer bestimmten Reihenfolge verteilen.
Als erstes bekommt jeder eigene Älteste je einen Fisch. Da werden die älteren Menschen noch geschätzt.
Danach kommen Fische auf die Anteile. Hat man eigene Anteile an die Bank verkauft, muss man dort einen Fisch drauflegen, der dann wieder in den allgemeinen Vorrat geht. Hat gar ein anderer Spieler meinen Anteil von der Bank gekauft, dann muss ich diesem einen Fisch je Anteil von mir geben. Aber andersherum funktioniert das natürlich auch. Wenn ich Anteile von anderen Spieler erworben habe, bekomme ich von denen pro Anteil einen Fisch.
Erst danach kommt auf eigene realisierte Anteile (am Anfang sind 2 von 5 Anteilen schon realisiert) je ein Fisch. Diese kommen danach in den eigenen Vorrat, mit dem man dann in der Aktionsphase was machen kann.
Die übrigen Fische kommen in die Rücklage. Diese Rücklage kann allerdings nur maximal 8 Fische enthalten. Haben wir mehr gefangen, werfen wir die Übrigen wieder ins Meer. Die Rücklage können wir übrigens nur mit einer bestimmten Aktion „flüssigmachen“, so dass die dort liegenden Ressourcen in unseren eigenen Vorrat kommen und wir sie nutzen können.
In der folgenden Aktionsphase setzen die Spieler ihre Arbeiter reihum auf Aktionsfelder. Oft ist da nur Platz für einen Arbeiter je Runde. So wird es schnell eng und man muss überlegen, welche Aktionen man nutzt. Es gibt aber eine unterschiedliche Menge an Aktionsplätzen je nach Spieleranzahl durch Zusatzleisten mit Einsetzfeldern. Auf diese Weise wird die unterschiedliche Anzahl an Spielern bei den Aktionsfeldern gut angepasst.
Dennoch muss man sich oft entscheiden, was man zuerst machen will, denn wenn man das nächste mal wieder dran ist einen Arbeiter einzusetzen, sind viele Plätze schon besetzt.
Auf diese Weise kauft man mit seinen Arbeitern Schiffe, baut Gebäude, heuert Älteste an, geht zur Bank, beschafft sich Holz und ein paar Sachen mehr. Dabei ist man immer in der Zwickmühle Rohstoffe beschaffen zu müssen, aber auch interessante Dinge bauen zu wollen. Und bei nur drei Aktionen pro Runde, hat man wirklich oft die Qual der Wahl.
Siegpunkte bringen am Schluss Geld, Gebäude, realisierte Anteile und Schiffe. Minus-Siegpunkte gibt es dagegen für unbebaute, gerodete Baufelder und nicht realisierte eigene Anteile.
Wie spielt sich Nusfjord?
Der Einstieg in das Spiel ist nicht wirklich schwer, aber den Verteilungsmechanismus der Fische am Anfang jeder Runde muss man ein paar mal gemacht haben, damit er in Fleisch und Blut übergeht.
Der Workerplacement Teil des Spiels ist dagegen leicht zu verstehen. Allerdings muss man natürlich erstmal lernen, was wie miteinander verknüpft ist und wo die Synergien liegen. Denn nur wenn man diese nutzt, wird man am Ende genug Siegpunkte holen.
Auf jeden Fall spielt sich Nusfjord nach kurzer Zeit sehr flüssig. Allerdings hat man immer zu wenig Aktionen. 3 Aktionen hat man pro Runde, was insgesamt 21 Aktionen bedeutet. Da muss man sich auf bestimmte Dinge konzentrieren. Man kann nicht alles machen.
Was auch etwas Zeit braucht, sind die Gebäude. Die 3 Kartendecks enthalten insgesamt 132 Gebäude. Die Sonderfertigkeiten und Boni der Gebäude muss man erstmal kennenlernen. Teilweise gibt es lohnende Kombinationen von Gebäuden untereinander, aber auch Synergien mit Aktionen oder Ältestenfähigkeiten. Allerdings kommt nicht bei jedem Spiel jedes Gebäude auf den Auswahlplan, sondern es werden zufällige A- und B-Gebäude ausgelegt. Das bedeutet, dass man zwar schon eine Strategie fahren sollte, diese muss man aber an das anpassen, was ausliegt (bzw. später nachgelegt wird). Das lernt man aber mit der Zeit.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Gebäudekarten nicht so schön gestaltet sind und am Anfang der Partie lesen erstmal alle Spieler, was darauf steht. Wer diese Gebäudekarten „über Kopf“ lesen muss, für den ist das sicher nicht optimal. Hier wäre eine Ikonografie vielleicht besser gewesen. Zudem wäre dann auch Platz für schöne Illustrationen gewesen.
Später im Verlaufe des Spiels kommen dann noch weitere Gebäude hinzu. Besonders die C-Gebäude sind dabei sehr wichtig. Diese kommen zum einen am Anfang von Runde 4, wenn jeder Spieler 3 zufällige auf die Hand bekommt. Zum anderen kommen kurz vor Ende nochmal C-Gebäude auf die freien Felder der Gebäude-Auslage. C-Gebäude sind meist Punktelieferanten, für die man aber Voraussetzungen benötigt. Man hat dann nur noch 4 Runden Zeit, diese zu erfüllen und wenigstens ein C-Gebäuden zu bauen.
Das bringt natürlich einen gewissen Zufall rein. Man kann Glück haben, dass zumindest eines dieser wichtigen Sieg-Gebäude zur bisherigen Strategie passt und man schon einen Teil der Voraussetzungen hat. Es kann aber auch sein, dass die 3 C-Gebäude gar nicht zur bisherigen Strategie passen.
Durch die Aktionen versucht man bis zur letzten Runde Punkte zu machen und möglichst Minuspunkte zu vermeiden.
Auch wenn es in diesem Artikel den einen oder anderen Kritikpunkt gab und die Lernkurve etwas höher ausfällt, so ist Nusfjord dennoch im Nachhinein eines meiner Highlights aus dem Jahr 2017. Es ist eine Empfehlung für alle, die auf kompakte und relativ schnelle Workerplacement-Brettspiele stehen, die mit der Zeit immer besser werden. Einen kleinen Glücksfaktor muss man zwar ertragen, aber der hält sich in Grenzen.
Was ist eure Meinung zu Nusfjord? Wie gefällt es euch und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Nusfjord (Lookout Spiele)
Vorteile
- Gut verzahnte Mechanismen
- Schnell und flüssig spielbar
- Wird mit der Zeit immer besser
- Tolles Solo-Spiel
Nachteile
- Gestaltung der Gebäudekarten nicht schön
- Gebäude muss man erst kennenlernen
- Gewisser Glücksfaktor bei C-Gebäuden
- sehr kleine Münzen
Schreibe einen Kommentar