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Mit Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter ist pünktlich zur SPIEL 2018 ein neues Zivilisations-Brettspiel in deutscher Sprache erschienen.
Dabei soll es vor allem schneller spielbar sein und ich werde mir in meinem Review unter anderem anschauen, ob das geglückt ist.
Zudem erfahrt ihr, wie Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter genau funktioniert und wie es mir gefällt.
(Hinweis: Das Spiel wurde mir vom Verlag kostenlos bereitgestellt.)
Wie gut ist Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter? – Fazit
Aber die kurze Spielzeit bringt auch Einschränkungen mit sich. Wer gerade die vielen Details und Möglichkeiten liebt, die andere Zivilisations-Brettspiele mitbringen, dem wird hier was fehlen. Es wurde einiges abstrahiert und das mag dem einen oder anderen nicht gefallen. Dadurch ist allerdings der Einsteig leichter und man kann es Spielern erklären, die den „Vorgänger“ nie gespielt haben. Ich habe das sogar mit meiner Familie gespielt und es hat gut funktioniert.
Am Ende kann man also sagen, dass es hier sehr auf die Erwartungen an ein Zivilisations-Spiel ankommt. Wer es komplexer und länger mag, greift zum Vorgänger.
Wer ein kürzeres und einsteigerfreundliches Zivilisations-Brettspiel sucht, für den ist Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter ideal.
Was ist Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter?
Computerspieler kennen die erfolgreiche Spieleserie Civilization, die Sid Meier berühmt gemacht hat.
Es gab schon einige Brettspiele mit dem Titel „Civilization“. Die letzte große Version trug auch den Namen Sid Meier und erschien 2010.
Doch mit Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter wagt man einen kompletten Neuanfang, so dass es nicht nur eine Überarbeitung ist. Es ist ein ganz neues Spiel, welches vor allem kürzer sein soll.
Ob das Spiel das Gefühl der Computerspiel-Serie einfangen konnte und wie es mir grundsätzlich gefällt, erfahrt ihr nun.
Sid Meier's Civilization: Ein neues Zeitalter(Asmodee) |
Der Flair des Computerspiels wird hier eingefangen. Mittels Karten, die man upgraden kann, werden die Aktionen gesteuert, wie z.B. Städte bauen und die Technologie weiterentwickeln. Wer als erstes 3 Ziele erfüllt, gewinnt. |
Autor: James Kniffen Grafiker: Anders Finér, Michael Silsby |
2 - 4 Spieler ab 14 Jahren 60 - 120 Minuten 7.3 von 10 BGG Bewertung Pos. 671 BGG Position |
Ein sehr gutes Brettspiel, welches einem in 1-2 Stunden ein gutes Zivilisationsfeeling vermittelt. |
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten | Preis-Info |
Was ist drin?
Schauen wir uns erstmal wieder an, was i der sehr schön gestalteten Box drin ist. Das Cover hat mich jedenfalls sofort angesprochen und ich habe mich lange auf den Titel gefreut.
Enthalten sind 16 Spielplanteile, die auch noch doppelseitig bedruckt sind. Daraus baut man das modulare Spielfeld zusammen, welches je nach Spielerzahl unterschiedlich groß ist. Auf jeden Fall ergeben sich viele Varianten und eine große Abwechslung durch die modularen Teile.
Auf den Spielplanteilen sind 5 verschiedene Geländearten abgedruckt (plus Wasser, mit dem man aber nur in Sonderfällen interagieren kann). Zudem findet man darauf Stadtstaaten-Felder, Ressourcen, Naturwunder und Barbaren-Startpunkte.

Die modularen Spielplanteile – Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter
Jeder Spieler kann sich einen von 8 Anführern/Völker aussuchen. Diese bestimmten zum einen, wie die Fokuskarten am Anfang liegen und bringen zudem jeweils einen Vorteil mit. Die Optik der berühmten Personen erinnert sehr an das Computerspiel.

Verschiedene Anführer – Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter
Die Fokuskarten habe ich schon angesprochen. Jeder Spieler hat davon 20 (je 5 für jede der 4 Technologiestufen). Das Spiel ist komplett kartengesteuert, was ein interessanter Ansatz ist.

Fokuskarten – Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter
Zudem gibt es jeweils eine Technologiescheibe, die den wissenschaftlichen Fortschritt des Spielers anzeigt. Weitere Karten für die Diplomatie, Weltwunder und Spielziele sind ebenfalls enthalten.
Darüber hinaus finden sich eine Menge Marker in der Box. Diese sind z.B. für die Stadtstaaten, Naturwunder und Ressourcen da. Die Kontrollmarker sind für die Spieler und die Verteidigung wichtig.
Optisch was her machen die kleinen Miniaturstädte und Wagen, die jeder Spieler nutzt bzw. auf dem Spielfeld einsetzt.
Neben dem Regelheft sind zu guter Letzt noch 2 sechsseitige Würfel enthalten, die sehr langweilig gestaltet sind. Aber gut.
Leider haben sich in der ersten Version des Spiels ein paar kleinere Fehler eingeschlichen. So ist ein Weltwunder einem falschen Zeitalter zugeordnet und im Regelheft gibt es 1-2 Unklarheiten. In der downloadbaren FAQ/Errata sind diese Dinge aber klargestellt worden.
In meinem Unboxing-Video könnt ihr euch nochmal genauer anschauen, was alles in der Box dabei ist:
So funktioniert Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter
Das Brettspiel funktioniert vom Grundmechanismus her ganz einfach. Es handelt sich um eine kartenbasierte Action Selection, also um eine Aktionswahl.
Zu Beginn des Spiels hat man die 5 Aktionen/Fokuskarten der ersten Technologiestufe vor sich ausliegen. Diese sind in die folgenden 5 Bereiche aufgeteilt:
- Kultur
Die Kulturaktion ermöglicht es Kontrollmarker auf dem Spielfeld zu platzieren und damit Städte auszubauen, den Einflussbereich auszuweiten und einen Schutz vor Angriffen zu erhalten. - Wissenschaft
Hiermit wird der Technologielevel gesteigert. Man dreht den Zeiger auf der eigenen Technologiescheibe und kann dann nach und nach stärkere Fokuskarten bekommen. - Wirtschaft
Mittels der Wirtschaftsaktion kann man den eigenen Wagen auf dem Spielfeld bewegen, um in Stadtstaaten oder rivalisierende Städte zu reisen. Durch diese Aktion bekommt man dann Handelsmarker bzw. Diplomatiekarten, welche zusätzliche Boni bieten. - Industrie
Mit dieser Aktion können wir Städte oder Weltwunder bauen. Gerade letztere sind sehr spannend und bringen starke Vorteile. Aber da man nur ein Weltwunder pro Stadt bauen kann, muss man vorher natürlich Städte bauen, die zudem noch andere Vorteile bringen. - Militär
Zu guter Letzt haben wir noch die Militäraktion. Damit kann man die Verteidigung mittels verstärkter Kontrollmarker verbessern oder Angriffe auf Stadtstaaten oder die Städte anderer Spieler durchführen.
Diese 5 Fokuskarten-Arten repräsentieren also jeweils andere Bereiche einer Zivilisation und das passt sehr gut zu Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter. Und so breiten wir uns auf der Karte aus, indem wir Städte bauen, mit Kontrollmarkern den eigenen Einflussbereich erweitern, Ressourcen erhalten, Naturwunder nutzen und einiges mehr.
Spielmechanisch ist das sehr gut gelöst, wie ich finde. Die 5 Fokuskarten liegen unter einem Minitableau mit den 5 Geländearten. Angefangen mit dem Grasland ganz links, bis zu den Bergen ganz rechts. Also von leichtem, zu schwererem Gelände.
Das sorgt für 2 Dinge im Spiel. Zum einen zeigt die Position der Fokuskarten an, auf welchem Gelände wir die Aktion ggf. überhaupt durchführen können. Man darf, wenn es die Aktion erlaubt, nur Gelände nutzen, die der Position der Fokuskarte entspricht oder die sich links daneben befinden.
Will man also eine Stadt auf einem Berg bauen, dann muss die Industriekarte ganz rechts auf der fünften Position liegen. Man dürfte auf dieser Position aber auch auf jedem anderen der 5 Geländearten bauen. Will man eine Stadt auf einem Hügel bauen, dann reicht es, wenn die Fokuskarte auf Position 2 liegt, da dies der Hügel ist.
Zum anderen werden die Aktionen stärker, je weiter rechts die Karte liegt. So bietet die Position der Fokuskarte Industrie z.B. bei dem Bau eines Weltwunders schon mal eine Grundproduktion. Liegt diese Karte bei deren Benutzung ganz links, sind es nur 1 Produktion. Liegt sie dagegen ganz rechts, sind es 5 Produktion. Im letzteren Fall muss man also weniger zusätzliche Ressourcen abgeben, um ein Weltwunder zu bauen.

Es gibt viele Weltwunder – Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter
Durch die Abgabe von Handelsmarkern, die aber vorher auf der Karte liegen müssen, kann man die Aktionen jeweils um eins verstärken.
Der Witz dabei ist nun, dass die betreffende Fokuskarte nach der Benutzung ganz nach links rutscht. Die anderen Fokuskarten rutschen dann entsprechend um eins weiter nach rechts. Nach der Benutzung ist die Aktion dann also wieder sehr schwach. Und so muss man immer überlegen, wann man welche Fokuskarte nutzen will und wie man diese ggf. verstärkt.
Diese Fokuskarten sind durch Wissenschaft verbesserbar. Es gibt auf der kleinen Technologiescheibe bestimmte Stellen, an denen man eine stärkere Fokuskarte einer bestimmten Stufe nehmen darf und damit die bisherige Fokuskarte ersetzt. So gelangt man an bessere/stärkere Aktionen, muss sich aber entscheiden, welche Strategie man fährt. Man kommt nicht in allen 5 Bereichen an die besten Karten.
Immer wenn eine Runde rum ist und jeder Spieler einen Zug gemacht hat, dreht sich der Zeiger auf der Ereignisscheibe eins weiter. Dadurch können Barbaren auftauchen bzw. sich bewegen oder man bekommt Handelsmarker für entwickelte Städte (komplett von Wasser, Spielfeldrand oder Kontrollmarkern umschlossen).
Das Spiel gewinnt man, indem man die Anforderungen der ausliegenden Zielkarten erfüllt. Es liegen immer 3 Stück pro Partie aus, die jeweils 2 Siegbedingungen zeigen. Man muss mindestens eine Bedingung auf jeder der 3 Zielkarten erfüllen, um das Spiel zu gewinnen.
Das sind z.B. 2 Weltwunder einer bestimmten Art, 8 Städte, 2 eroberte Stadtstaaten und so weiter.
Wie spielt sich Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter?
Mir hat Sid Meier’s Civilization: Ein neues Zeitalter sehr gut gefallen, um schon mal das Fazit ein wenig vorweg zu nehmen. Allerdings gibt es neben den vielen Pro’s auch ein paar Contra’s.
Zu den Pro’s gehört das Spielmaterial, welches einfach sehr gut ist. Die Vielfalt an Spielplanteilen, die Illustrationen, die Miniaturen und so weiter gefallen mir persönlich sehr. Manch einer bemängelt, dass auch hier wieder teilweise sehr kleine Karten dabei sind, aber mich stört das nicht.
Der weiterer Pluspunkt des Spiels ist der Aktionsmechanismus mit den Fokuskarten. Diese einfachen fünf Aktionen werden durch ihre Position in der Reihe spannend und man muss immer wieder interessante Entscheidungen treffen, wann man welche Karte nutzt. Lieber eher einen schwächeren Effekt ausführen oder später einen stärkeren. Manchmal muss man auch einfach eine stärkere Karten nutzen, obwohl einem diese aktuell nicht so viel bringt, um eine andere Fokuskarte weiter nach rechts zu bewegen und stärker zu machen.
Spannend finde ich auch, auf welche Technologien man geht. Mit dem Technologie-Anstieg kann man maximal 2 Fokuskarten aus jedem Zeitalter (2 bis 4) nehmen. Das bedeutet, dass man nicht alle Fokuskarten auf das Maximum bringen kann. Hier gilt es sich auf bestimmte Strategien zu spezialisieren.
Diese Strategien müssen sich zudem an den ausliegenden Zielkarten orientieren, denn nur so kann man das Spiel am Ende gewinnen.
Das Spiel bietet aber eben auch taktische Herausforderungen. Man muss seine Züge vorausplanen, um z.B. Ressourcen zu beschaffen, die man später benutzen will. Aber auch die schon erwähnte Vorausplanung bei den Fokuskarten ist interessant.
Man kann maximal ein Weltwunder pro eigener Stadt bauen, was aber auch gut so ist, denn diese bringen starke Sonderfähigkeiten mit. Deshalb ist man schon sehr daran interessiert weitere Städte zu bauen und nicht an Mitspieler zu verlieren
Die Diplomatiekarten, die man von Mitspielern und Stadtstaaten durch Handel bekommen kann, bringen eine weitere taktische Dimension ins Spiel. Diese bieten Vorteile gegenüber anderen Spielern im Kampf, außer gegenüber dem Spieler, von dem man diese Diplomatiekarte erhalten hat. Aber es gibt auch Diplomatiekarten, die beiden Spielern dann Vorteile bringen. Damit werden Allianzen ganz gut dargestellt.
Zudem muss ich nochmal die relativ kurze Spielzeit für ein Zivilisationsspiel loben. Die Züge der Spieler gehen schnell und das Spiel dauert maximal 2 Stunden, oft sogar kürzer.
Es gibt aber auch das eine oder andere Contra.
Als erstes fällt auf, dass das Brettspiel kein 4X-Spiel ist, wie das Computerspiel. 4X bedeutet auf deutsch Ausbreiten, Ausbeuten, Auslöschen und Auskundschaften. Letzteres ist allerdings gar nicht vorhanden, da alle Ressourcen, Naturwunder etc. auf der Karte sichtbar sind. Man muss nichts entdecken.
Zudem ist der militärische Teil doch sehr abstrakt geraten. Man hat keine Einheiten, sondern lediglich die Kontrollmarker. Damit verteidigt man sich und Angriffe werden auch recht abstrakt (inklusive Würfelwurf) abgehandelt. Mich stört das nicht besonders, da ich bei diesem Spiel weniger Wert auf Kampf lege, aber wer das Computerspiel oder das vorherige Brettspiel mit diesem Namen kennt, dem fehlt hier wahrscheinlich was.
In den Regeln gibt es die Variante „episches Spiel“, was aber einfach 4 statt 3 Zielkarten beinhaltet. Das ist schwach und ich hätte mir hier mehr Varianten gewünscht. Ebenso wären weitere Zielkarten schön, denn die 5 enthaltenen kennt man sehr schnell. Beides wird es dann aber wohl erst mit einer hoffentlich kommenden Erweiterung geben.
Nicht ist der Event am Anfang jeder Runde zu absehbar. Hier wäre ein Event-Kartendeck eine gute Alternative gewesen und hätte für Überraschungen gesorgt. Aber auch das könnte ja noch kommen.
Sid Meier's Civilization: Ein neues Zeitalter (Asmodee)
Vorteile
- Spielmaterial Qualität
- Fokuskarten-Mechanismus ist toll
- stärkere Aktionen durch Forschung
- Zielkarten bringen Abwechslung
- relativ kurze Spielzeit
Nachteile
- Entdeckung fehlt
- Militär sehr abgespeckt
- wenige Zielkarten
Ich bin jetzt nicht der große Brettspiele-Freund. Ich glaube bei den Siedlern von Catan hatte ich zuletzt vor ein paar Jahren mal recht viel Freude …
Aber in die PC-Variante von Civilization habe ich schon wer weiß wie viele Stunden von Version I bis IV gesteckt. Das wäre mal wieder wirklich ein Brettspiel für mich. Hübsch sieht’s ja aus.