Wikinger sind wirklich angesagt. Mit Valhal ist ein weiteres Brettspiel auf Kickstarter an Start gegangen, welches sich die bärtigen und kampfstarken Recken zum Thema nimmt.
Ich hatte die Gelegenheit einen Prototyp des Brettspiels vorab spielen zu können und werde euch im Folgenden berichten, wie es mir gefallen hat.
Zudem konnte ich auch ein ausführliches Interview mit einem der Entwickler des Spiels führen, welches ihr in diesem Artikel findet.
(To the english version of the interview)
Valhal – Kickstarter
W. Eric Martin (CC3.0)
Es ist bereits der zweite Anlauf für die Macher von Valhal. Die in Nürnberg lebenden Spieleentwickler waren mit dem ersten Anlauf auf Kickstarter nicht zufrieden. Das Feedback der Nutzer haben Sie zudem genutzt, um ein paar Dinge an der Kickstarter-Kampagne zu verbessern.
Ich bekam zudem die Gelegenheit einen Prototypen des Brettspiels vorab zu spielen . Wie das bei Prototypen so ist, ist alles selbst gemacht und natürlich noch nicht final, aber das Spiel selbst funktioniert.
Im Spiel dreht sich alles um Wikinger, die Raubzüge unternehmen. Die Spieler übernehmen jeweils die Rolle eines Jarls auf der Insel Fjörnheim. Sie bauen ihr eigenes Dorf auf, rekrutieren Krieger und überfallen Dörfer und Städte auf dem Festland.

Valhal Kickstarter – Unser Dorf ganz am Anfang (Prototyp)
2 bis 4 Spieler versuchen auf die Weise Ruhm zu erlangen und sich die Gunst der Götter zu sichern. Wer als erster auf dem siebenten Gunst-Feld angekommen ist, gewinnt das Spiel.
Regeln, Spielgefühl und Ausstattung
Die 28 Seiten des Regelheftes schrecken im ersten Moment ab, aber das täuscht. Es handelt sich um ein recht kleines quadratisches Regelbuch. Auf normalen Regelseiten wäre es vielleicht die Hälfte.
Zudem gibt es Flavor-Text und der Einsteig ist gut gemacht, indem der Ablauf der gesamten ersten Jahreszeit durchgegangen und an Beispielen gezeigt wird. Das macht es einfacher die Abläufe zu verstehen, denn man wird an die Hand genommen und kann mitspielen.
Das Spiel wird in Jahreszeiten gespielt. Es gibt 3 davon: Frühling, Sommer und Winter. Der Herbst ist weggefallen und dafür gibt es eine besonders kalten Winter.
Am Anfang jeder Jahreszeit (außer beim Start im ersten Sommer) wird eine Ereigniskarte gezogen, die Auswirkungen auf alle Spieler hat.
Wenn Sommer ist, kann man anschließend einen Beutezug unternehmen. Die Spieler wählen nacheinander (es wird ausgewürfelt, wer damit beginnt) aus den ausliegenden Dörfern oder Städten vom Festland jene aus, die sie überfallen wollen. Auch mehrere sind möglich, wenn man genug Krieger und Schiffe hat.
Sofort ordnen die Spieler eigene Krieger auf Booten (jedes Boot kann maximal 2 Krieger transportieren) den Dörfer/Städten zu, die sie angreifen wollen.

Valhal Kickstarter – Dörfer und Städte, die man angreifen kann (Prototyp)
Mit Würfeln werden dann die Kämpfe ausgetragen, bis entweder eine der Seiten verloren hat oder man sich mit seinen Truppen zurückzieht. Hat man den Angriff gewonnen, dann bekommt man Beute, was meist Ruhmpunkte und Beutekarten sind. Letztere bringen wiederum unterschiedliche Boni, von Geld, über Nahrung, neue Truppen, bis hin zu Ruhm oder sogar einen Schritt auf der Gunstleiste.

Valhal Kickstarter – Der Kampf wird durch Würfel entschieden (Prototyp)
Danach kann man in jeder Jahreszeit (Frühling, Sommer und Winter) Einheiten rekrutieren und Gebäude bauen. Dies geschieht durch einen interessanten Bau-Mechanismus, bei dem es einige Runden dauert, bis diese fertiggestellt sind. Das finde ich wirklich gut gelungen. (Übrigens gibt es einen ähnlichen Mechnismus auch bei den Kriegern. Sind diese verletzt, dann dreht man sie um 180 Grad und hat verringerte Werte.)
Zur Entwicklung der Gebäude, Boote oder Truppen sind Münzen notwendig und man benötigt Nahrung in der Jahreszeit, im Winter sogar 2. Sonst arbeiten die Einwohner nicht.
Im dritten Schritt, dem Jahreszeitenwechsel, wird alles angehandelt, die ausgegebenen Münzen und Nahrung abgeworfen und alles für die nächste Jahreszeit vorbereitet. Zudem bekommt jeder eine Münze.
So geht es immer wieder durch die Jahrezeiten und man versucht sein Dorf zu erweitern und mehr Truppen und Boote zu bekommen, um Dörfer und Städte zu überfallen, Beute zu machen und Ruhm/Gunst zu sammeln.

Valhal Kickstarter – Ausbau unseres Dorfes über den Winter (Prototyp)
Gewonnen hat derjenige, der als erster auf der Gunst der Götter Leiste ganz nach rechts gerückt ist.
Meine Spielerfahrung
Bei dem Spiel handelt es sich um einen Prototypen. Auch wenn auf vielen Karten schon die endgültigen Grafiken drauf waren, fehlte auch teilweise noch einiges. Zudem ist natürlich die Qualität eines Ausdrucks nicht mit der endgültigen Qualität zu vergleichen, wenn alles produziert wird.
Dennoch machte das Spiele einen sehr guten ersten Eindruck. Es ist ein relativ einfaches Spiel mit übersichtlichen Regeln, welches aber Spaß macht.
Sehr gelungen finde ich z.B. den Baumechanismus für die Gebäude (die natürlich dann Vorteile bringen) und die Truppen und Boote. Auf der Rückseite sind die Zahlen 1-3 bzw. 1-4 aufgedruckt. So viele Jahreszeiten dauert es, bis diese fertig sind. Man dreht einfach die Karten immer um eins weiter und sieht, wie lange es noch dauert. Zudem kann man durch Tokens oder bestimmte Gebäude die Herstellungszeit verkürzen.
Die Optik gefällt mir trotz Prototypen-Status auch schon sehr gut. Es gibt z.B. schöne Abbildungen auf den Dorf- und Städte-Plättchen.
Der Jahreszeiten-Ablauf ist ebenfalls interessant, auch wenn mir erstmal der Herbst fehlte. Im Regelbuch wird immer nur von Jahreszeiten gesprochen, da erwartet man ja irgendwie 4 davon. Aber es ist gut, dass es nur 3 gibt, denn nur im Sommer kann man angreifen.
Durch die Ereigniskarten, die Götterkarten und die Beutekarten kommt zudem Abwechslung und Stimmung ins Spiel.

Valhal Kickstarter – Die Spielmaterialien im Überblick
Der Kampf ist dagegen zu Anfang etwas fummelig. Man muss ein paar Dinge addieren und dann auf dem Kampftableau abtragen. Nach ein Weile läuft das aber sehr flüssig.
Zudem habe ich ein wenig die Befürchtung, dass es auf Dauer zu wenig Abwechslung gibt. Immer Raubzüge im Sommer und dann dreimal hintereinander Bauphasen. Hier wäre es schön, wenn durch noch mehr Ereigniskarten und andere Dinge für mehr Abwechslung gesorgt wird.
Zudem ist die Endphase ungewöhnlich. Der erste, der auf dem vorletzten Feld der Gunstleiste landet und 7 Ruhm gesammlt hat, leitet diese ein. Dann dürfen alle anderen noch einmal versuchen auf das siebente Feld der Gunstleiste zu kommen (allerdings ohne Ruhm dafür einzusetzen). Gelingt es keinem anderen, dann hat der Spieler gewonnen, der die Endphase eingeleitet hat.
Preise und Stretch Goals
Das Spiel wird deutsch und englisch erscheinen. Mein Prototyp war bereits auf deutsch.
Mit 39 Euro (36 Euro Early Bird) für die Stardard Edition kann man hier recht günstig einsteigen. Dazu kommt noch der Versand von 5 Euro nach Deutschland.
74 Euro werden dagegen für die Collector’s Edition (69 Euro Early Bird) fällig zzgl. Versand. Hier sind Metallmünzen, 4 Leder-Untersetzer und eine Eichhörnchen-Figur dabei. Nicht wirklich etwas, was ich brauchen würde.
Ein paar Stretch Goals sind schon bekannt. So zum Beispiel einzigartige Dorf- und Stadtgrafiken, besondere Würfel und neue Ereigniskarten. Wenn die Kampagne gut läuft, kommen sicher noch ein paar interessante Ziele hinzu.
Werde ich Valhal unterstützen?
Das Spiel ist noch nicht perfekt. Die Regeln könnten sicher noch etwas Feinschliff vertragen und ein wenig mehr Abwechslung wäre sicher auch noch schön.
Aber unter dem Strich hat es mir schon im Prototyp viel Spaß gemacht mein Dorf aufzubauen und auf Beutefahrt zu gehen. Man kann übrigens auch mit anderen Spielern kooperieren, was eine interessante Idee ist.
Das Spiel hat einen Glücksfaktor beim Kampf und beim Ziehen der Karten. Aber ich finde das okay.
Ich werde sicher die Stardard Edition backen und hoffen, dass noch einige interessante Stretch Goals hinzukommen.
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