Wie wichtig ist Kickstarter für die Brettspiel-Branche?

Regelmäßig werden neue Brettspiele über Kickstarter finanziert. Ich selber unterstütze dort fast jeden Monat etwas (und oft auch mehr als eine Kampagne pro Monat).

Doch welche Bedeutung hat Kickstarter mittlerweile für dir Brettspiel-Branche? Ist es als Vertriebsplattform wirklich relevant und vielleicht sogar eine Bedrohung des normalen Handels?

Diesen Fragen widme ich mich im Folgenden und dabei gibt es interessante Einblicke in Kickstarter.

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Große Erfolge durch Miniaturen- und Brettspiele

Es gibt zwar eine ganze Reihe von Crowdfunding-Plattformen, aber Kickstarter ist mit Sicherheit die Größte.

Das ist nicht ganz so erstaunlich, aber die Tatsache, dass die Tabletop-Kategorie (in die Brettspiele fallen) mittlerweile die bedeutenste Unterkategorie überhaupt ist, fand ich doch schon überraschend.

Natürlich haben erfolgreiche Kampagnen, wie die von Kingdom Death Monster 1.5 (rund 12,4 Millionen Dollar), für Aufmerksamkeit gesorgt, aber dass Brett- und Miniaturenspiele in der Kategorie Spiele 7 der 10 Top-Plätze belegen, fand ich schon überraschend. Ich hätte hier mehr Computer- und Videospiele erwartet.

Das Crowdfunding für Videogames ist in letzter Zeit zurückgegangen, während die Gesamtbeträge für Tabletop-Spiele weiter steigen. Es gibt in jedem Halbjahr mehr Projekte und mehr Geld, das von Backern in „analoge“ Spiele investiert wird.

Im ersten Halbjahr 2017 kamen in der Unterkategorie Tabletop knapp 70 Millionen Dollar zusammen. Das sind 40% mehr als im zweiten Halbjahr 2016.

Ganz 24% der gesamten Geld-Beträge auf Kickstarter flossen im ersten Halbjahr 2017 in den Bereich Tabletop.

Etablierte Verlage auf Kickstarter

Alles in allem geht es also den Miniaturenspielen, aber auch den Brettspielen auf Kickstarter sehr gut. Das sorgt mittlerweile auch dafür, dass immer neue große Projekte, mittlerweile auch durch etablierte Verlage wie CMON, TMG, Gamelyn Games und Grey Fox Games, dort an den Start gehen. Auch deutsche Verlage waren bei einigen Brettspiel-Kampagnen schon aktiv, wie z.B. der Schwerkraft Verlag.

Allerdings bedauern viele, dass durch den Einstieg größerer Firmen die eigentliche Idee von Kickstarter ad Absurdum geführt wird. Schließlich war die Grundidee, dass Projekte durch Kickstarter finanziert werden, die es sonst gar nicht geben würde. Wenn große Verlage hier etwas an den Start bringen, dann meist nichts, was so nicht auch normal hätte in den Handel kommen können.

Allerdings muss man auch die Vorteile für die größeren Verlage sehen. Es findet eine Vorfinanzierung statt, die natürlich das Risiko für die Verlage deutlich senkt. Man bekommt das Geld für eine bestimmte Anzahl von Produkten im Voraus und kann so natürlich besser planen.

Zudem werden die Zwischenhändler ausgeschaltet, was für eine größere Gewinnspanne für die Verlage sorgt.

Des Weiteren erscheinen über Kickstarter auch immer wieder Sondereditionen, die es so im Laden wohl nie geben würde. Wer ist schon bereit im Laden 150 Euro für ein Brettspiel auszugeben. Auf Kickstarter ist das für viele kein Problem.

Es gibt durch die zunehmende Professionalisierung natürlich Vor- und Nachteile, aber aufhalten wird man diese Trend wohl so oder so nicht.

Wie wichtig ist Kickstarter für die Brettspiel-Branche?

Welche Bedeutung hat aber nun Kickstarter für den Brettspiel-Markt? Ist diese Plattform wirklich eine Konkurrenz für die etablierten Vertriebswege?

Allein in Deutschland wird pro Jahr rund 450 Millionen Euro Umsatz im Brettspielbereich gemacht. Circa 300 Millionen Dollar waren es im Jahr 2016 in den USA. Tendenz deutlich steigend. Weltweit liegt der Umsatz im Brettspielmarkt bei sicher mehr als 1 Milliarde Dollar und das wohlgemerkt ohne Karten- und Miniaturenspiele.

Daran gemessen ist der Anteil von Kickstarter, der hochgerechnet vielleicht aktuell bei 140 Millionen Euro pro Jahr in der Kategorie Tabletop liegt, noch relativ klein. Zudem fallen in diesen Betrag eben auch die Miniaturenspiele und ein paar andere Dinge, wie Rollenspiele.

Dennoch ist es sicher eine Größenordnung, die wahrgenommen wird. Gerade kleinere Verlage sehen die vielen Vorteile und Möglichkeiten auf Kickstarter, gerade da sie im normalen Markt nicht so eine Reichweite und Bekanntheit haben, wie Asmodee und Co.. Bei dem aktuellen Wachstum ist deshalb eine noch größere Bedeutung von Kickstarter in der Zukunft im Brettspiel-Markt zu erwarten. Mehr und mehr größere Verlage steigen hier ein.

Die Bedeutung von Kickstarter wird also zunehmen. Allerdings gibt es dort schon jetzt viel Müll. Und wenn man in Zukunft nur noch die Katze im Sack kauft, geht das sicher eher zu Lasten der Spieler. Deshalb sollte man sehr gut auswählen und Vorsicht bei dieser Art Vorbestellung walten lassen, denn nichts anderes ist es.

Ich habe für mich jedenfalls entschieden, dass ich mich wieder ein wenig zurücknehme und noch genauer und kritischer neue Brettspiel-Kampagnen begutachte.

Was haltet ihr von der Entwicklung und weiteren Professionalisierung von Kickstarter?

1 Kommentar

  1. Chris

    Ich finde die Entwicklung eigentlich gut. In meinem Alter bin ich ja noch sehr kommunistisch und oft verstehe ich die Notwendigkeit eines Mittelsmanns nicht. Wozu ein Makler oder ein Bänker, wenn es imoscout24 oder Direktbanken gibt? Ganz so krass kann ich das aber nicht auf die Brettspielszene übertragen. Zwar ist der direkte Weg von Kunde zu Entwickler gut. Aber die Arbeit der Verlage ist nicht zu verachten. Gerade das, was Pegasus eventmäßig im Rhein-Main-Gebiet so macht ist der Hammer!

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