Noch vor ein paar Jahren habe ich echt viele Brettspiel-Crowdfundings auf Kickstarter unterstützt, aber das hat sich inzwischen geändert. Neben den höheren Kickstarter-Kosten liegt das unter anderem daran, dass die Spieleschmiede immer mehr spannende Crowdfunding-Spiele auf deutsch herausbringt, weshalb ich dort nun deutlich aktiver bin.
Im Folgenden gehe ich der Frage nach, ob die Spieleschmiede für mich Kickstarter abgelöst hat. Zudem schaue ich mir an, welche spannenden Crowdfundings in der Spieleschmiede als nächstes kommen.
Ich freue mich sehr über euer Feedback dazu.
Die Probleme von Kickstarter
Kickstarter hat mich eine Zeit lang stark in den Bann gezogen. Ich habe über die letzten Jahre mehr als 100 Crowdfunding-Projekte auf dieser amerikanischen Plattform unterstützt und vor einer Weile mal über meine Erfahrungen berichtet.
Allerdings hat sich seit diesem Artikel eine Menge verändert. Die Welt ist durch Corona ein wenig aus den Fugen geraten, aber auch andere Dinge haben dazu geführt, dass ich Kickstarter deutlich weniger nutze.
So kann man inzwischen nur noch selten wirkliche Schnäppchen machen, wie sie früher eher die Regel waren. Das wird durch die inzwischen geltende VAT-Steuerregelung verschärft, die dafür sorgt, dass bei vielen Kickstartern auf den Pledge + Versand noch 19% Steuern oben drauf kommen. Einige Kickstarter, die ich vor rund 2 Jahren unterstützt habe, fordern nun noch nachträglich Geld nach. Das ist schon ärgerlich.
Stichwort Versand. Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass die Container-Kosten in China explodiert sind und da die meisten Kickstarter-Brettspiele dort hergestellt werden, gibt es mittlerweile viele Kickstarter, bei denen der Versand nach Europa fast so hoch ist, wie die Pledge-Kosten selbst.
In der Summe dieser verschiedenen Faktoren ist Kickstarter für mich deutlich unattraktiver geworden und ich unterstütze dort mittlerweile deutlich weniger Projekte. In den letzten 6 Monaten habe ich gerade mal 2 unterstützt.
Die Spieleschmiede dreht auf
Auf der anderen Seite wächst die Spieleschmiede weiter und wird für mich immer attraktiver. Man hat da gerade den zehnjährigen Geburtstag der Spieleschmiede gefeiert und dreht nun anscheinend weiter auf.
In der Vergangenheit war es normal, dass es maximal eine Handvoll gleichzeitiger Crowdfundings gab, oft auch nur ein oder zwei aktive. Das scheint nun etwas mehr zu werden, schaut man sich die geplanten Crowdfundings an. Es sind aktuell sehr viele angekündigt.
Kommende Spieleschmiede-Projekte
Aktuell sind über 40 Brettspiele für die Spieleschmiede angekündigt. Wann die genau starten, ist derzeit nicht bekannt, aber das liegt auch wieder an Corona. In den letzten Monaten gingen oft 2 Crowdfundings jede Woche an den Start.
Auf Kickstarter sind es zwar deutlich mehr, aber da ist halt auch viel Müll dabei und viele Spiele, die mich nicht interessieren. Meist sind es dort pro Woche auch nicht mehr als 1-2 Spiele, die mich interessieren.
In der Liste der angekündigten Spieleschmiede-Projekte finden sich erfolgreiche Kickstarter, wie Mind MGMT, Artemis Odyssey, Undaunted: Verstärkung und weitere. Aber auch immer mehr „neue“ Crowdfundings starten in der Spieleschmiede. So läuft aktuell das Crowdfunding von London Necropolis Railway nur in der Schmiede. Und die Erweiterung Last Aurora – Kalter Stahl gab es bisher auch nur in der Spieleschmiede, aber noch nicht auf englisch.
Viele weitere spannende Titel sollen ebenfalls bald in die Spieleschmiede kommen. Meine Favoriten sind Posthuman Saga, Amulet, IKI und Terracotta Army. Und natürlich kommen immer neue Titel dazu.
Spieleschmiede vs. Kickstarter
Löst die Spieleschmiede für mich Kickstarter ab? In gewisser Weise schon, wenn auch sicher nicht komplett.
Beide Plattformen haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, auf die ich im Folgenden ein wenig eingehe.
Vorteile und Nachteile von Kickstarter
Auf Kickstarter gibt es sehr viele Crowdfundings im Brettspiel-Bereich, aber darunter eben auch viel Müll. Zudem ist Kickstarter ziemlich teuer geworden, da neben dem Pledge selber zusätzlich die hohen Versandkosten und VAT (Steuer) dazukommen.
Gerade größere und professionellere Brettspiel-Crowdfundings sind zum Teil zu Gamefound abgewandert. Zwar finde ich es gut, dass auch kleine Projekte auf Kickstarter finanziert werden (und das ist ja der eigentliche Sinn des Crowdfundings), aber in der Realität sind das oft eben doch nicht wirklich gute Spiele. Wirklich Perlen muss man schon suchen.
Dennoch ist es natürlich ein Vorteil, dass es so viele Projekte bei Kickstarter gibt und beileibe nicht alles kommt in die Spieleschmiede. Gerade für Nischen-Spiele ist Kickstarter noch immer sehr interessant.
Und spätere Erweiterungen, exklusive Kickstarter-Inhalte und teilweise auch Deluxe-Editionen bekommt man nur auf Kickstarter. So gibt es bei Merchants of the Dark Road zum Beispiel nur die normale Version in der Spieleschmiede und nicht die Deluxe-Edition. Das könnte ein Grund dafür sein, dass dieses Spieleschmiede-Crowdfunding etwas schleppend läuft.
Vorteile und Nachteile der Spieleschmiede
Für die Spieleschmiede spricht aber auch einiges. Dort gibt es mehr und mehr Projekte, so dass man viele der wirklich guten Kickstarter auch dort später findet. Inzwischen gibt es sogar kleinere Kickstarter später in der Schmiede.
Zudem kommen diese relativ zeitnah in die Schmiede, teilweise gar parallel.
Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass die Spieleschmiede-Projekt alle auf deutsch sind, auch wenn die Übersetzung nicht immer ideal ist (von einer Lokalisierung kann man hier zudem auch nicht wirklich sprechen).
Dafür sind die Spieleschmiede-Projekte preislich oft günstiger, da keine hohen Versandkosten und Steuern anfallen.
Gegen die Schmiede spricht allerdings die veraltete Website-Technik, die man angeblich schon seit Jahren umstellen will. Da ist aber leider noch nichts passiert. Und es kommen teilweise eben nicht alle exklusiven Inhalte und Deluxe-Komponenten mit in die Schmiede, wie oben schon erwähnt.
Fazit
Ich finde es sehr gut, dass mehr und mehr Crowdfunding-Projekte in die Spieleschmiede kommen und unterstütze mittlerweile mehr dort, als auf Kickstarter.
Dennoch werde ich Kickstarter nicht ganz verlassen und sicher immer mal wieder dort ein besonderes Projekt backen, wenn das Gesamtpaket stimmt.
Ich würde mir sehr wünschen, dass die Technik der Spieleschmiede aktualisiert wird, denn diese schreckt sicher einige NutzerInnen ab. Dann könnte die Spieleschmiede noch weiter wachsen und noch spannender werden.
Seid ihr Team Spieleschmiede oder Team Kickstarter?
Wie sieht das bei euch aus? Nutzt ihr lieber die Spieleschmiede oder Kickstarter und wie hat sich das ggf. verändert?
Bei der Spieleschmiede sind zwar viele Projekte am Start, aber viel zu wenig handelnde Personen. Sobald einer krank ist, liegt alles brach. Viele Projekte werden nur reaktiv auf Nachfrage mit Informationen gefüllt. Und die Qualität schwankt – sicherlich auch auf Grund des zu dünnen Personaldecke – stark.
Zudem sollte man bedenken, dass die Spieleschmiede zumeist Projekte – genauer: Lokalisierungen – der eigenen Verlage anbietet. Eigenentwicklungen sind sehr selten, andere Verlage kommen zuletzt erst etwas mehr auf. Das ist mE noch einmal gedanklich ein anderer Ansatz, weil da ja eher eine wirtschaftliche Risikominimierung im Vordergrund steht als die klassische Crowdfunding-Idee.
Aber wie du schreibst – der Preis macht momentan die Spieleschmiede relativ attraktiv, wobei es da auch sehr differenziert draufzuschauen gilt.
Hallo Marcus,
da stimme ich dir zu. Es wäre wichtig, dass man nicht nur die Zahl der Crowdfunding-Projekte in der Schmiede steigert, sondern auch mehr Personal dafür einstellt. Das würde sowohl beim Management der Kampagnen helfen, aber auch die Lokalisierung an sich müsste teilweise noch besser werden. Mal schauen.
Danke für den guten Artikel. Die Spieleschmide ist wirklich zu einer tollen Alternative zu Kickstarter geworden. Vor drei Jahren hatte ich noch ca. 5-6 Spiele auf Kickstarter unterstützt. Im letzten Jahr waren es gerade einmal 2 auf Kickstarter, dafür waren es 5 in der Spieleschmide und 3 auf Gamefound (Late Pledges).
Mittlerweile hoffe ich das erfolgreiche Kickstarter auch in der Spieleschmide kommen oder von einem deutschen Publisher herausgebracht werden. Falls es dann doch nirgends kommt, ist meist ein Late Pledge, z.B. über Gamefound noch machbar :)
Es wäre bei einem interessanten Kickstarter natürlich schön, wenn man da schon wüsste, ob eine dt. Kampagne in der Schmiede kommt. Das ist leider nicht immer schon klar, wenn der Kickstarter läuft.
In der Schmiede störe ich mich oft an fehlerhaften Übersetzungen, unnötig komplizierten Anleitungen und zum Teil einfach auch die Dösbaddeligkeit der Verantwortlichen. Beispiele für schlechte Anleitungen und falsche Übersetzungen bzw. fehlerhafte Produktion: Mein Königreich für ein Pferd, Mini Rouge, Set a Watch, Die Verteid(ig)ung von Procyron III…..
Trotzdem bin ich froh, dass es sie gibt und ich hoffe, es gelingt die Qualität deutlich zu verbessern und die Schmiede noch weiter zu vergrößern.
Hoffentlich dann auch mit eine Webauftritt, der einen nicht an die 90er Jahre denken lässt.
Kickstarter ist mir langsam zu Teuer geworden. Oft gibt es auch gar keine deutsche Version mehr. CMON treibt es da für mich auf die Spitze. Kampagne nur auf englisch, Retail auf deutsch kommt zwar, aber durch die fehlenden KS Exklusives ist es nahezu nur noch das halbe Spiel für das dann mEn viel zu viel Geld verlangt wird.
Hallo Carsten,
an der Qualität muss auf jeden Fall noch gearbeitet werden und es wäre natürlich toll, wenn nochmal wirklich redaktionelle Arbeit einfließen würde und man nicht nur übersetzt. Mal schauen, ob die Schmiede noch weiter wächst und dann auch mehr Personal bereitsteht.
Hallo Peer,
Ich bin immer öfter bei der Schmiede unterwegs und werde (leider) immer öfter fündig. Die Personalproblematik finde ich auch etwas seltsam. Projekte werden immer wieder deswegen verschoben. Dennoch finde ich die Entwicklung dort prima. Über die Homepage wurde auch schon genug gesagt. Die ist einfach veraltet. Die Kommentierungen bzw. Rückmeldungen finde ich allerdings wiederum echt gut. Man wird besser auf dem Laufenden gehalten als bei kickstarter- zumindest empfinde ich das so. Preislich ist die Schmiede natürlich perfekt. Die einzige Plattform, bei der man vorneweg die Kosten eindeutig weiß. Die Termine zur Auslieferung werden auch fast immer eingehalten. Mich würde interessieren wie du kickstarter im Vergleich zu gamefound bewerten würdest. Viele Grüße und Danke für die viele Arbeit, die du mit der Page und dem Podcast (der super ist), hast. Grüße Christoph
Hallo Christoph,
naja, dass aktuell Arbeitnehmer noch immer in Quarantäne müssen, wenn sie an Corona erkranken, ist ja überall so. Kenne viele Firmen, wo Teile der Belegschaft oder die ganze Firma für ein paar Wochen „ausfällt“. Dass das auch bei Happyshops passieren kann, ist nicht ungewöhnlich. Das sollte sich aber bald wieder normalisieren.
Aber man hat schon den Eindruck von Außen, dass die wenigen Mitarbeiter in der Schmiede generell überlastet sind, selbst wenn alle gesund sind.
Wenn sie dann endlich mal die Website-Technik aktualisieren, wäre das auch toll.
Gamefound ist eine interessante Plattform, aber natürlich noch weniger als Kickstarter wirklich ein Crowdfunding. Bei Gamefound ist es ja eigentlich wirklich eine Vorbestellung und es gibt dort fast nur professionelle Projekte. Das funktioniert gut, hat aber mit Crowdfunding noch weniger zu tun.