Ob Le Havre, Nusfjord, Bärenpark oder eines der vielen anderen Brettspiele von Lookout, ich verbinde mit dem Verlag sehr positiv Erfahrungen.
Deshalb hat es mich umso mehr gefreut, dass ich ein Interview so kurz vor der SPIEL in Essen mit dem Verlag führen konnte. Darin gibt es Einblicke in die Entstehung des Verlages und die größten Erfolge.
Aber natürlich gibt es auch einen Ausblick auf kommende Neuheiten von Lookout Spiele und einiges mehr. Viel Spaß.
Hallo Sören. Bitte stell dich kurz vor.
Hallo Peer. Ich heiße Sören Paukstadt und bin der Projekt-Manager von Lookout Spiele (zur Homepage). Privat bin ich vor allem ein Spielkind. Egal ob Brett-, Karten- oder Rollenspiele, Computerspiele oder auch Spiele im „echten Leben“ (z. B. Escape-Rooms) – ich bin gerne bei allem dabei.
Wie bist du zum Brettspiel-Hobby gekommen und was waren deine ersten Spiele?
Das ist mir quasi zweimal passiert. In meiner Jugend gab es regelmäßig Spieleabende bei meinem Bruder. Damals vor allem Catan in sämtlichen Ausführungen und Varianten. Diese Begeisterung ist allerdings mit dem Älterwerden eingeschlafen.
Im Studium hat es mich dann ein zweites Mal erwischt. Dieses Mal auch über Catan hinaus. Über gefühlt 15 Ecken habe ich dann Uwe Rosenberg und somit Lookout Spiele kennen gelernt und da bin ich ja auch noch heute, 10 Jahre später.
Wie ist der Lookout Spiele Verlag entstanden und seit wann veröffentlicht ihr Brettspiele?
Lookout wurde im Jahr 2000 durch Hanno Girke, Marcel-André Casasola Merkle und Uwe Rosenberg gegründet. Die Drei kannten sich durch die, damals noch recht kleine, Brettspielszene und hatten festgestellt, dass sie alles mitbrachten was für eine Verlagsgründung nötig ist. Und da es Spiele gab, die nach Meinung der Drei veröffentlicht gehörten, aber von niemandem veröffentlicht wurden, machten sie es ab dann einfach selbst.
Was waren die ersten Brettspiele von Lookout?
Wenn auch kein Brettspiel im eigentlichen Sinne, so hat doch alles mit der Bohnanza Erweiterung High Bohn im Jahr 2000 angefangen. 2002 kam dann das erste, vollständig in Eigenregie entwickelte, Kartenspiel: Attribut von Marcel-André Casasola Merkle.
Das erste Brettspiel erschien erst im Jahr 2004. Das Zepter von Zavandor von Jens Drögemüller machte dafür dann aber auch gleich den 9. Platz beim deutschen Spielepreis 2005.
Was ist der größte Brettspiel-Erfolg eures Verlages? Wie kam es dazu und wie hat sich euer Programm bis heute entwickelt?
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Wenn man sich hier auf ein einzelnes Spiel beschränkt, dann muss man wohl auch heute noch sagen, dass das Agricola von Uwe Rosenberg ist. Es hat uns den größten Achtungserfolg in der Branche eingebracht und es war natürlich auch ein finanzieller Erfolg.
Die Entstehungsgeschichte ist dabei gar nicht mal so spektakulär. Aus Erzählungen weiß ich, dass Uwe eben schon länger an „diesem Farm-Spiel“ gearbeitet hat, aber noch nicht ganz zufrieden damit war. Nach dem Erfolg von Bohnanza 1997 bei Amigo konnte er sich dann den Luxus erlauben und die Arbeit nicht nur fortsetzen, sondern sich dabei auch „etwas“ Zeit lassen. Als Mitgründer von Lookout war der veröffentlichende Verlag dann wohl auch recht schnell klar.
Inzwischen wurde Agricola aber auf jeden Fall durch Erfolge wie Patchwork oder Isle of Skye ergänzt, wenn nicht sogar überholt. Zumindest wurden von beiden genannten Spielen mehr Exemplare verkauft. Und damit stehen sie auch stellvertretend für die Entwicklung unserer Verlagsprogramms, denn das ist heute vor allem breiter aufgestellt und bietet neben Expertenspielen auch Familien- und Kennerspiele.
Uwe Rosenberg hat viele Spiele bei Lookout veröffentlicht. Wie kam es dazu und wie läuft die Zusammenarbeit ab?
Wie aus den vorherigen Antworten ersichtlich ist die Verlagsgeschichte von Lookout eng mit Uwe verwoben. Zum einen ist er eines der Gründungsmitglieder, zum anderen hat er bereits mehrfach erfolgreiche Spiele mit uns entwickelt und veröffentlicht.
Und auch wenn er heute nichts mehr mit dem Verlagsgeschäft an sich zu tun hat und als freier Autor tätig ist, lässt einen eine solche Vergangenheit natürlich nicht unberührt. Dementsprechend arbeiten wir weiterhin gerne und viel mit Uwe zusammen.
Wie findet Lookout generell neue Brettspiele bzw. neue Autoren?
Natürlich bieten wir jeder Autorin und jedem Autoren (und allen die es noch werden wollen) an auf uns zuzukommen und uns ihre Spieleideen vorzustellen. Aber auch wir gehen teilweise gezielt auf Autoren zu und fragen nach aktuellen Spielideen die zu uns passen könnten.
Zusätzlich halten wir natürlich auch auf Messen und anderen Veranstaltungen Ausschau nach vielversprechenden Talenten und Ideen.
Wie läuft die Umsetzung eines neuen Brettspiels von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt ab?
Von der Idee bis zum ersten Prototypen sind die Autoren am Zug. Es erfordert also mindestens ein Regelwerk und (in der Regel) einen spielbaren Prototypen bevor wir uns ein Spiel anschauen.
Danach übernimmt die Redaktion. Anfangs noch ohne Zusage und „nach eigenem Ermessen“, folgt irgendwann (hoffentlich) die Annahme des Spiels und die intensive Arbeit um dem Prototypen den letzten Feinschliff zu verpassen.
Parallel dazu wird ein erster Produktionsplan entworfen, der – sobald ein Releasetermin beschlossen wurde – dazu dient, die Deadlines der einzelnen Arbeitsschritte festzulegen. Ab jetzt erfolg vieles gleichzeitig: Thema, Grafik, Layout, Regeln, Marketing, Werben von internationalen Partnern und noch vieles mehr.
Wenn dieses kreative Chaos dann vorüber ist, gehen die fertigen Druckdaten in die Produktion. In unserem Fall meistens an unseren langjährigen Partner ASS – Spielkartenfabrik Altenburg GmbH. Dort werden sie für die Produktion vorbereitet und uns noch ein letztes Mal zur Kontrolle vorgelegt. Und wie durch Magie (große, laute Maschinenmagie) stehen einige Zeit später fertige Spiele in unserem Lager…
Die SPIEL steht ja fast vor der Tür. Welche Neuheiten erwarten uns aus eurem Verlag?
Ohne viele Worte – eine Menge:
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1830 (Neuauflage 2018) | Francis Tresham | SPIEL’18
Die Neuauflage des Klassikers beinhaltet überarbeitete Regeln und Materialien, die das Spiel noch besser machen.- Agricola – Bubulcus Deck | Uwe Rosenberg | SPIEL’18
120 neue Karten für Agricola! 60 neue Ausbildungen und 60 neue kleine Anschaffungen sorgen für noch mehr Abwechslung. - Agricola – Die Moorbauern (Neuauflage 2018) | Uwe Rosenberg | Bereits erschienen
Die große Erweiterung zu „Agricola“! Jetzt auch erhältlich für die Neuauflage des Basisspiels von 2016. - Ausguck Nr. 11 | Verlagsmagazin | Bereits erschienen
Unser Verlagseigenes Magazin mit vielen Informationen rund um unsere Spiele und deren Entwicklung. Ausgabe 11 enthält die Solo-Erweiterung „Patchwork Automa“. - Ausguck Nr. 12 | Verlagsmagazin | SPIEL’18
Unser Verlagseigenes Magazin mit vielen Informationen rund um unsere Spiele und deren Entwicklung. Ausgabe 12 enthält die „Isle of Skye – Tunnelplättchen 2“ Promo. W. Eric Martin (CC3.0)
Caverna – Höhle gegen Höhle – Epoche 2: Die Eisenzeit | Uwe Rosenberg | SPIEL’18
Noch mehr, noch länger: „Die Eisenzeit“ bietet 4 weitere Runden mit neuen Einrichtungen und Rohstoffen, die direkt im Anschluss an das Grundspiel gespielt werden.- Caverna – Vergessene Völker | Alex Wilber & Uwe Rosenberg | SPIEL’18
Die lang ersehnte erste Erweiterung zu „Caverna“ führt 8 neue Völker mit ganz eigenen Eigenschaften ein. - Hexenhaus | Phil Walker-Harding | Bereits erschienen
Erlebe die Märchen aus Sicht der Hexe: Fange unhöfliche und verfressende Märchenwesen die an deinem Lebkuchenhaus knabbern. - Isle of Skye – Druiden | Alexander Pfister & Andreas Pelikan | Bereits erschienen
Die zweite Erweiterung zum Kennerspiel des Jahres 2016. Mehr Landschaften und mehr Wertungen inklusive und das bei gleichbleibend einfachen Regeln. Werbung/Bild:Amazon
NEOM – Erbaue die Stadt der Zukunft | Paul Sottosanti | SPIEL’18
Das neue große Kennerspiel von Lookout! Erbaue die Stadt der Zukunft in dieser Mischung aus Drafting-Spiel und Städtebau.- Nusfjord – Schollen Deck | Uwe Rosenberg | SPIEL’18
Ein komplett neues Kartendeck aus 44 Gebäuden, die erste Älteste und 25 Metallmünzen bringen noch mehr Fjord-Feeling in Euer Wohnzimmer. Werbung/Bild:Amazon
Patchwork Express | Uwe Rosenberg | Bereits erschienen
Patchwork für jung und alt! Größere Teile und größere Grafiken treffen auf ein überarbeitetes Regelwerk für schnelle Spiele in der Familie.- Piepmatz – Little Songbirds | Matt Riddle & Ben Pinchback | Bereits erschienen
Ein wunderschönes Kartenspiel aus unserer „Großes Spiel in kleiner Box“-Serie: Mehrheiten, Pärchenbildung und ein raffinierter Mechanismus der Aktionsketten auslöst zeichnen dieses Kennerspiel aus. - Tybor der Baumeister – Im Auftrag des Königs | Dennis Rappel | SPIEL’18
3 neue Module in dieser 24 Karten umfassenden Mini-Erweiterung machen „Tybor der Baumeister“ noch abwechslungsreicher.
Zum Schluss würde mich interessieren, welche deine aktuellen Lieblings-Brettspiele sind.
Ich würde nicht bei Lookout arbeiten, wenn ich die Spiele die wir machen nicht auch mögen würde. Von daher kann ich hier Hexenhaus und NEOM – Erbaue die Stadt der Zukunft nicht unerwähnt lassen, denn die haben wir in letzter Zeit natürlich rauf und runter gespielt.
Den eigenen Verlag allerdings mal beiseite gelassen hat es mir im Moment vor allem die Exit-Reihe von Kosmos angetan. Auch wenn nicht alle Fälle gleich stark sind, muss man doch den Hut vor Inka und Markus (und natürlich der Redaktion) ziehen.
Ansonsten spiele ich immer mal wieder „meine“ Klassiker: Descent – Die Reise ins Dunkel – Erste Edition (Heidelberger Spieleverlag), Eclipse – New dawn for the galaxy (Lautapelit) und Fantastiqa (Eagle Gryphon Games).
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