
Tudor Cover (noch nicht final)
Dabei geht es um das Entwickeln von Brettspielen, aber natürlich auch um Tudor selbst. Was das Besondere an diesem Brettspiel ist, welches demnächst mit einem Crowdfunding an den Start gehen wird und was der Entwickler dabei gelernt hat.
Zudem bekommt ihr erste Einblicke in das Spielmaterial und das Cover. Viel Spaß damit.
Hallo Jan, bitte stell dich kurz vor.
Mein Name ist Jan Kirschner. Ich lebe mit meiner Tochter in Leipzig und wenn ich grad nicht spiele, dann bin ich in der SAP-Beratung tätig.
Wie bist du zu Brettspielen gekommen und was war dein erstes Brettspiel?
Ich bin glücklicherweise in einer Familie aufgewachsen, die dieses schöne Hobby pflegt und durfte daher mit 5 oder 6 Jahren die klassischen Kartenspiele Rommé, Canasta, Skat und Doppelkopf spielen, sowie Dame, Mühle und Schach als Brettspiele.
Wann und warum hast du damit begonnen eigene Brettspiele zu entwickeln?
Begonnen hat es vielleicht bei Monopoly. Ich glaube jeder, der das Spiel kennt, hat sich irgendwann gefragt – was macht man wenn die Straßen alle verkauft sind oder was macht man wenn einer zu früh in Führung geht und die anderen chancenlos zuschauen. Dann kommen die ersten Hausregeln ins Spiel und schon ist man an der Schwelle zur Spielentwicklung.
Wie kommst du auf Ideen für neue Brettspiele? Wie viele Prototypen hast du schon erstellt?
Als ich in den Neunzigern mit Computerspielen anfing, wollte ich unbedingt die Grundmechanismen meiner Lieblingsspiele aufs Brett bringen. Das führte zu Prototypen mit viel zu viel Material und ausufernder Spieldauer von 3-4 Stunden.
Ich habe dann mit anderen Ideen experimentiert, wie Kartenspiele und sogar Geschicklichkeitsspielen. Da haben sich im Laufe der Zeit eine Menge Prototypen angesammelt. Allein von Tudor gibt es locker 10 verschiedene Vorversionen mit unterschiedlichem Entwicklungsstand.
Erzähl bitte ein wenig über dein kommendes Brettspiel Tudor. Wie funktioniert es?
Thematisch kommen die Spieler als englische Lords an den Hof von Heinrich VIII. Dort schleusen sie Runde für Runde ihre Höflinge in die Audienzzimmer ein, wo diese eine von sechs möglichen Aktionen ausüben können.
Ziel ist es, die verschiedenen Staatskünste so gut zu beherrschen, dass man die in der Mitte des Spielplanes abgebildete Karriereleiter optimal aufsteigen kann.
Durch das Aufsteigen sammelt man Einflussmarker und Intrigenmarker die im Spiel weitere Aktionen freischalten. Welche das sind, wird durch zu Spielbeginn zufällig ausgewählte Situationskarten bestimmt.

Einige Karten und Token in der fertigen Grafik – Tudor Entwickler Interview
Da die beiden Wertungskarten ebenfalls zufällig gezogen werden, ergeben sich von Spiel zu Spiel unterschiedliche Szenarien, auf die sich die Spieler erst einmal einstellen müssen.
Für wen ist das Spiel gedacht (Familie, Kenner, Experten)?
Ich würde es in die Kategorie der Kennerspiele einordnen. Den Grundmechanismus hat man nach kurzer Zeit drauf und kann sich dann auf die unterschiedlichen Spielszenarien einlassen.
Wer „Worker Placement“ mal in abgewandelter Form ausprobieren möchte und sich nicht vor direkter Interaktion scheut, der sollte sich Tudor auf jeden Fall ansehen.
Beim Spielmaterial fallen natürlich besonders die Finger am Spielersichtschirm auf. Was hat es damit auf sich?
Die Hand stellt nicht nur einen auffälligen Sichtschirm dar, hinter dem ich mein Spielmaterial verstecke. Viel mehr hat das Platzieren der Ringe an den Fingern noch zwei weitere Bedeutungen im Spiel.
Erstens symbolisieren die Ringe die vorhin erwähnten Staatskünste. Da man am Anfang des Spiels nur 2 Ringe hat, ist man in seinem Aktionsradius etwas eingeschränkt. Durch Ämterübernahme am Hof erhält man jedoch weitere Ringe und verbessert dadurch seine Möglichkeiten.
Die zweite Bedeutung ist die Position der Ringe an der Hand. Wenn zum Beispiel ein Ring am Daumen und einer am Zeigefinger steckt, so ist automatisch eine verbesserte Version einer bestimmten Standardaktion für mich verfügbar.
Wie lief bzw. läuft die Entwicklung des Brettspiels ab und wie ist die Zusammenarbeit mit dem Verlag?
Ich habe vor ca. 2 Jahren Tudor bei Corax Games vorgestellt. Danach wurden auf verschiedenen Messen noch Meinungen und Verbesserungsvorschläge eingeholt, bevor der Vertrag aufgesetzt wurde.
Seitdem arbeitet der Verlag intensiv an der Umsetzung, was unzählige Testrunden beinhaltet, das Koordinieren mit Grafiker und Produzenten, sowie die Suche nach ausländischen Partnern. Durch die Nähe zum Verlagsstandort konnte ich regelmäßig an Testrunden teilnehmen und so den Fortschritt beobachten.

Eine aktuelle Skizze des Spielbretts (noch nicht final)
Ich habe das Gefühl, dass sie versuchen, das Beste aus dem Spiel rauszuholen. Mehr kann ich mir als Autor nicht wünschen.
Welche besonderen/wichtigen Erfahrungen hast du bei der Entwicklung von Tudor gemacht?
Dass es am Besten läuft, wenn ich das Projekt:
- ohne Verbissenheit anpacke
- ohne Zeitdruck arbeite
- ab und zu liegen lasse
- mit einem gewissen Abstand wieder aufgreife
Das es am Besten läuft wenn ich:
- zwischendurch mal was anderes spiele oder entwickle
- mich von Absagen oder Kritiken nicht runterziehen lasse
Es ist das erste Brettspiel von dir, das veröffentlicht wird. Wie fühlt sich das an?
Großartig ist wohl noch untertrieben. Ich würde sagen, dass hier ein Lebenstraum in Erfüllung geht.
Wann wird Tudor erscheinen?
Ziel ist es das Spiel als Herbstneuheit bei Corax Games zu veröffentlichen.
Zu guter Letzt würde ich gern wissen, was deine aktuellen 3 Lieblingsspiele sind.
Ich habe meist nur ein aktuelles Lieblingsspiel, das dann hoch und runter gespielt wird. Das ist im Moment Terraforming Mars. Davor waren es Die Burgen von Burgund und Agricola.
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