Hans im Glück hat eine lange Geschichte und viele Brettspiel-Klassiker, wie Carcassonne, El Grande oder Thurn und Taxis, sind dort über die Jahre erschienen.
Zum 35. Jubiläum habe ich ein Interview mit dem Verlag führen können. Darin geht es um die interessante Geschichte, den aktuellen Brettspiel-Markt, aber auch um die Zukunft und neue Brettspiele.
Viel Spaß beim Lesen.
Hallo Herr Geilenkeuser. Wie sind Sie zu Brettspielen gekommen und was finden Sie daran toll?
Das Erweckungserlebnis hatte ich im Jahr 1986 (ich war 13), als ich in einer Bücherei in Veitshöchheim bei Würzburg eine seltsame Zeitschrift namens Spielbox entdeckte und damit eine komplett neue Welt, die vorher nicht kannte. Von da an war meine Familie nicht mehr sicher vor mir und meinen Spielen.
Toll war es damals und ist es noch heute, sich mit netten Menschen an einen Tisch zu setzen und zusammen Spaß, Spannung und Emotionen zu erleben.
Wie ist der Hans im Glück Verlag entstanden und was war der erste große Erfolg des Verlags?
Der Hans im Glück Verlag wurde 1983 von Bernd Brunnhofer und Karl-Heinz Schmiel gegründet. Die beiden fuhren mit einer Kiste voller Exemplare des Spiels Dodge City zu den allerersten Spielertagen nach Essen – damals noch in der Volkshochschule.
Bis der erste große Erfolg kam – das Spiel des Jahres für Drunter & Drüber von Klaus Teuber – dauerte es aber noch bis 1991.
Was ist bis heute das erfolgreichste Brettspiel von Hans im Glück? Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
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Das ist ganz sicher Carcassonne inklusive aller Erweiterungen und Schwesternsspiele.
Carcassonne hat alles, was ein erfolgreiches Spiel braucht. Ein günstiger Preis, einfache und intuitiv lernbare Regeln und hübsches Material.
Vor allem aber kann es jeder ab ca. 6 Jahren spielen. Und man kann es schnell und entspannt spielen, aber auch sehr hart und kompetitiv.
Was bedeutet Carcassonne für den Verlag und wie wird es in Zukunft damit weitergehen?
Carcassonne war ein großer Glücksfall, aber auch ein Produkt sehr guter redaktioneller Arbeit. Mit Carcassonne ist Hans Glück gewachsen und ohne die Verkaufszahlen von Carcassonne dürfte es heute das eine oder andere komplexere Spiel nicht geben.
Die Geschichte wird noch lange weitergehen. Alleine in unserem Online-Shop Carcassonne & Co. wird die Bandbreite an Erweiterungen und Artikeln für Carcassonne ständig erweitert.
Kürzlich wurde eine Kooperation mit Asmodee bekannt gegeben. Was sind die Vorteile und was ändert sich dadurch?
An unserem Verlagsprogramm wird sich vorerst nichts ändern. Wechseln wird ab 2019 nur der Vertrieb. Dadurch sollten unsere Spiele in Zukunft besser im Einzelhandel zu finden sein.
Alles Weitere muss man abwarten. Wir sin aber sehr zuversichtlich, dass der Wechsel uns neue Impulse geben wird.
Der Brettspiel-Markt hat sich stark verändert. Kleinverlage, Kickstarter, viel mehr Spiele. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Die Konkurrenz ist größer und stärker geworden. Das macht es nicht immer leicht, sich zu behaupten. Aber so lange unsere Spiele die gewohnte Qualität haben, müssen wir uns keine Sorgen machen.
Aus Spielersicht freue ich mich, dass der Markt wächst und vielfältiger geworden ist. Natürlich kann man nicht mehr alle Neuheiten spielen, aber eine große Auswahl kann eigentlich nie schlecht sein.
Wie finden Sie neue Brettspiel-Ideen bzw. wie werden Sie auf neue Autoren aufmerksam?
Wir haben erst vor Kurzem errechnet, dass im Schnitt pro Tag eine neue Spielidee bei uns eintrifft. Da gibt es also Einiges zu sichten.
Aber selbstverständlich sind wir auch in regem Kontakt mit Autoren. Und wir sehen uns auf Veranstaltungen, wie dem Göttinger Autorentreffen, um und nehmen am Hippodice Autorenwettbewerb teil.
Wie läuft die Umsetzung eines neuen Brettspiels von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt ab?
Das ist höchst unterschiedlich und kann von 6 Monaten bis mehrere Jahre dauern. Carcassonne hat übrigens nur einige Monate gedauert, bis es fertig war.
Die Umsetzung beginnt immer mit unzähligen Spieletests und ständigem Verändern und Anpassen der Regeln. Wenn eine Version gefunden ist, die in den Testrunden gut ankommt, geht es an die Gestaltung des Materials, der Suche nach einem Grafiker und dem Produzenten.
Ein Brettspiel ist ein recht komplexes Produkt, insbesondere, wenn es viel Material beinhaltet. Getestet wird ein Spiel so lange, wie es möglich ist. Es kann also auch sein, dass alle Materialien schon festgelegt sind und wir plötzlich kurz vor Schluss noch eine neue Idee einbauen.
Welche Neuerscheinungen haben wir in 2018 von Hans im Glück noch zu erwarten?
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Im Herbst wird ein neues Spiel aus der Around the world-Serie von Carcassonne erscheinen – Carcassonne Safari.
Zudem wird es eine 10 Jahre-Jubiläumsversion von Stone Age geben.
Ein weiteres anspruchsvolles Spiel ist geplant, über das ich aber noch nicht mehr verraten kann.
Zum Schluss würde mich interessieren, was Ihre aktuellen Lieblings-Brettspiele sind?
Ich habe drei Spiele, die ich sofort nennen kann, weil sie seit Jahren immer wieder auf den Tisch kommen: Tichu, Can’t Stop und El Grande.
Dazu kommen derzeit noch Die Burgen von Burgund, Thurn und Taxis und Terra Mystica. Aber das kann sich täglich ändern…
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