Es gibt immer wieder spannende Brettspiel-Projekte aus Deutschland und dazu gehört definitiv der Dungeon Crawler Dungeons of Doria.
Aus diesem Grund habe ich mit dem Designer Viktor ein Interview geführt, in dem es um seinen Weg ins Brettspiel-Hobby, die Entstehung von Dungeons of Doria, besondere Herausforderungen und einiges mehr geht.
Spiel-Design, Rollenspiel-Feeling, Crowdfunding – Dungeons of Doria Autor Viktor
Mit Dungeons of Doria hat Viktor ein Herzensprojekt umgesetzt und sehr viel Zeit und Arbeit investiert. Dabei konnte er auch eine Menge lernen.
Genau darum geht es im Folgenden.
Hallo Viktor. Bitte stell dich kurz vor.
Hallo! Ich bin Viktor, Jahrgang 1979 und lebe schon immer in der Region Frankfurt/Main, seit 10 Jahren mit meiner Frau und meinem Sohn in Rodgau.
Hauptberuflich bin ich Consultant und Auditor für Informationssicherheit, in meiner Freizeit beschäftige ich mich sowohl mit Tabletop Rollenspielen, Brettspielen als auch Video-Spielen – egal ob alleine, mit meiner Familie oder mit Freunden.
Wenn es mal etwas sportlicher werden soll, spiele ich am liebsten Volleyball oder gehe mit meinem Sohn Bogenschießen.
Wie bist du zum Brettspiel-Hobby gekommen und was waren deine ersten Brettspiele?
Wahrscheinlich wie die meisten Kinder meiner Generation hat meine Brettspiel-Karriere mit Spielesammlungen (Mühle, Dame, Halma) und Monopoly angefangen.
Irgendwann, ungefähr mit 12, kam dann HeroQuest dazu, noch etwas später Talisman. Dies waren beides die Spiele, die Brettspiele für mich geändert haben – endlich auch Abenteuer am Tisch erleben, fast so wie am Super Nintendo. ;-)
Warum hast du begonnen selber Brettspiele zu entwickeln? Was gefällt dir daran besonders?
Ich glaube, die meisten Spiel-Designer fangen an, weil sie unzufrieden mit dem sind, was aktuell vorhanden ist – so auch bei mir vor ca. 10 Jahren. Ich kannte nur ein paar ähnliche Spiele wie HeroQuest zu diesem Zeitpunkt, und alles hat mir nur teilweise gefallen.
Also schaut man sich existierende Dinge an, nimmt alle Elemente die einem gefallen und baut sich sein eigenes System zusammen. Am meisten Spaß macht mir tatsächlich das Regel-Design – austüfteln was funktioniert oder nicht funktioniert und die Feinheiten ausarbeiten. Aber auch Grafikdesign und kleinere Illustrationen bearbeiten machen mir viel Spaß!
Ist Dungeons of Doria dein erstes Brettspiel? Wie kamst du auf die Idee dazu?
Ja, es ist mein erstes fertiges Brettspiel. Davor habe ich als Jugendlicher schon viel an meinem HeroQuest gearbeitet (leider ist davon nichts mehr vorhanden) und später dann an einem Rollenspiel-System (ERPS) mitgearbeitet bzw. meine eigene Variante entworfen („Super Heroes in tights“).
Die Idee zu Dungeons of Doria kam mir nach der Geburt meines Sohnes, da ich eine Pause in der Rollenspielgruppe hatte. Bei sehr langen Nächten mit dem Videospiel Torchlight hatte ich irgendwann die Idee für ein Brett- oder Rollenspiel, dass man auch alleine oder in der Gruppe spielen kann und wie Torchlight oder Diablo eine MENGE Loot beinhaltet.
Außerdem sollten alle Spieler gemeinsam gegen das Spiel spielen, ganz ohne Spielleiter/Dungeon Master. Da in Rollenspielrunden immer mal wieder jemand ausfällt, sollte es auch etwas sein, um einen Rollenspiel-Abend mit weniger Personen zu überbrücken.
Wie verlief die Entwicklung von Dungeons of Doria und was waren die größten Herausforderungen für dich?
Mit einem kleinem Kind und einem Hauptjob verlief die Entwicklung relativ langsam – anfangs nur ein paar Stunden an den Wochenenden. Nachdem der erste Prototyp aber fertiggestellt war, war klar: Es ist wert weiterzuführen und die Entwicklungszeit wurde immer häufiger über die Jahre. Ich habe viel über Grafikdesign und Regelbücher gelernt und alles immer stetig erweitert.
Eine der größten Herausforderungen waren dabei Illustrationen. Anfangs konnte man einfach Bilder aus dem Internet nehmen, aber je „öffentlicher“ das Spiel wurde, umso eher mussten eigene Illustrationen her – ohne eigene Bilder konnte ich das Spiel z.B. nicht auf Tabletop Simulator oder Tabletopia veröffentlichen. Und Bilder kosten leider viel Geld. So habe ich über die letzten 2-3 Jahre für dieses Hobby einen Kleinwagen an Illustrationen ausgegeben.
Wieso hast du Crowdfunding genutzt und welche Erfahrungen hast du dabei gesammelt?
Jeder möchte gerne einen existierenden Publisher nutzen, der die gesamte Arbeit nach dem Design übernimmt. Aber speziell für so umfangreiche Kenner- bis Expertenspiele wie Dungeons of Doria eignet sich Crowdfunding deutlich besser, vor allem wenn man selbst auch das Ruder nicht zu sehr aus der Hand geben möchte und eine sehr klare Vision hat.
Ich würde jederzeit wieder alles vom Design über Writing bis hin zur Herstellung übernehmen, nur auf die letzten Schritte (Auslieferung, Zollformalitäten und Steuern) könnte ich gerne verzichten. ;-)
Was uns fehlt, ist ein guter und günstiger Brettspiel-Service wie BOD (Book on Demand) – Bücher veröffentlichen ist DEUTLICH einfacher und stressfreier. GameCrafter in den USA geht schon in die richtige Richtung, ist aber leider zu teuer und US-zentriert.
Wie funktioniert Dungeons of Doria und was ist daran das Besondere?
Dungeons of Doria ist erst einmal ein typischer Fantasy-Dungeon Crawler – Quest aussuchen, Charaktere vorbereiten und dann in den Dungeon ziehen um Schätze zu finden, Monster zu bekämpfen und die Aufgabe zu erfüllen.
Dabei erkundet man zufällige Dungeons, findet massenhaft Ausrüstung und begegnet aussergewöhnlichen Kreaturen.
Dungeons of Doria(Viktor Ahrens) |
Kooperativ steigen wir hier in einen Dungeon, kämpfen mit Monstern, finden Schätze und erbeuten alte Artefakte. |
Autor: Viktor Ahrens Grafiker: Viktor Ahrens, Jes Cole, Delapouite, Nathan Park, Eric Quigley, Nicoleta Stavarache, Thomas Tamblyn |
1 - 6 Spieler ab 12 Jahren 120 - 240 Minuten 9.3 von 10 BGG Bewertung - BGG Position |
Sehr schöner Dungeon Crawler von einem deutschen Brettspiel-Designer. |
Es gibt aber natürlich ein paar Besonderheiten, die es so in anderen Spielen nicht oder selten/anders gibt:
- Das Spiel enthält die unglaubliche Menge von 510 Loot Karten (460+ davon wirklich unique inkl. Fallen/Events, nur Tränke sind mehrfach vohanden).
- Der Dungeon wird immer zufällig (mit Ausnahme der Szenario-Ziele) aufgebaut, weshalb selbst das gleiche Szenario jedes Mal anders ablaufen kann.
- Es gibt nicht nur feste Räume und enge Gänge, sondern es können auch zufällig Groß-Räume entstehen.
- Im Spiel sind auch Monster-Modifikatoren enthalten, die den Monstern besondere Fähigkeiten geben (z.B. nachdem sie besiegt sind zu explodieren). So kann ein kleiner Goblin auch mal zum Zwischenboss werden, falls er mehrere Mods gleichzeitig erhält!
- Das Initiative System: Jeder Charakter hat jede Runde eine bestimmte Menge an Zeit (= Aktionspunkten, z.B. 25 AP). Diese können völlig frei auf alle Aktionen aufgeteilt werden. Jedes Feld im Dungeon kostet 1 AP, über Löcher springen 5 AP, mit einem Dolch angreifen 7 AP, einen Trank trinken 8 AP, mit dem Schlachtbeil angreifen 17 AP oder mit dem Vernichter auf alle im Raum schießen 23 AP. Aber Achtung: die Monster sind ebenfalls in dieses System integriert!
An welche Spieler richtet es sich? Wer sollte es sich genauer anschauen?
Jeder der Dungeon Crawler oder Abenteuerspiele mag, sollte es sich natürlich anschauen. Aber auch Spieler, die Spaß daran haben, einen Charakter auszurüsten, hochzuleveln und immer bessere Ausrüstung zu bekommen und diese zu verwalten, werden Spaß haben.
Aber vor allem Rollenspielbegeisterte (z.B. Dungeons & Dragons) werden sich sofort zu Hause fühlen. Alle Mechaniken sind relativ einfach gehalten und leicht verständlich, dennoch ist es natürlich kein direktes Familienspiel, sondern eher ein Kenner-/Expertenspiel (auch wenn ich es schon mit diversen Kinderrunden im Alter von ca. 11-12 Jahren gespielt habe).
Hast du schon weitere Pläne für ein neues Spiel?
Ja, es gibt schon Ideen für weitere Crawler (von Superhelden bis Space), ein reines Abenteuerspiel (ohne Dungeons) und ein sehr kleines Dungeon-Spiel.
Und natürlich mögliche Erweiterungen für Dungeons of Doria. Aber erst einmal möchte ich dieses Mega-Projekt abschließen und mich dann voll und ganz auf das nächste Projekt konzentrieren.
Wirst du auf der SPIEL in Essen sein?
Ja, wir sind an Stand 3-H123, gleich neben anderen deutschen Crowdfunding-Projekten. Wir werden die ersten fertigen Dungeons of Doria an Backer verteilen und verkaufen und natürlich auch Demo-Runden anbieten.
Zum Schluss würde mich interessieren, was deine aktuellen Lieblings-Brettspiele sind.
Leider verschlingt Dungeons of Doria aufgrund von Playtesting den Hauptteil meiner Brettspielzeit. Daher bleibt dann oft nur Zeit für kleinere Familienspiele wie Love Letter oder Canvas.
Wenn aber die Zeit ist, spiele ich natürlich auch weiterhin gerne das gute alte Talisman oder etwas komplexere Spiele wie RoboRally oder Sternenfahrer von Catan.
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