Die Vorfreude auf die SPIEL in Essen steigt von Tag zu Tag. Rund 2 Wochen sind es noch, bis die Messe ihre Türen öffnet.
Ich habe passend dazu ein Interview mit der Veranstalterin geführt, in dem sie interessante Einblicke in die Messe, deren Geschichte und die Branche gibt.
Zudem erfahrt ihr, was ihre Lieblingsspiele sind.
Guten Tag Frau Metzler. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.
Mein Name ist Dominique Metzler. Ich bin Mitinhaberin und Geschäftsführerin des Friedhelm Merz Verlags, der einmal jährlich die Internationalen Spieltage SPIEL in Essen veranstaltet.
Wie sind Sie zu Gesellschaftsspielen und speziell zu Brettspielen gekommen?
Zu Gesellschaftssspielen bin ich über die Messe gekommen. Vorher hatte ich eigentlich keine wirkliche Affinität zu Brettspielen.
Wie sind die Internationalen Spieltage entstanden? Wie war die Entwicklung der Messe bis heute?
Was heute mit Fug und Recht die weltgrößte Publikumsmesse für Spiele genannt wird, begann am 14.-16. Oktober 1983 als Lesertreffen einer Bonner Fachzeitschrift für Spiele unter dem Titel „Deutsche Spielertage“ in der Essener Volkshochschule an der Hollestraße. Vorab meldeten sich 700 Leser aus dem gesamten Bundesgebiet und 12 exklusiv angesprochene Aussteller an, für die ein buntes Programm von Spielkursen, Wettbewerben, Diskussionen und Spielrunden vorbereitet worden war. Durch eine Terminnotiz im Morgenmagazin des WDR 2, die ein frei dort mitarbeitender Leser und Spieler zugearbeitet hatte, wurde das Treffen landesweit bekannt.
Ergebnis: am Ende der drei Spielertage registrierten die völlig genervten, aber glücklichen Veranstalter 5.000 zufriedene Besucher aus Essen und dem Ruhrgebiet.
1984 fanden die „Deutschen Spielertage“ noch einmal in der Essener Volkshochschule statt. Es wurde ein kleines Plakat gedruckt und im Vorfeld ein Pressegespräch mit den Zeitungen des Ruhrgebietes anberaumt. Auch in der Spielebranche hatte sich der Erfolg des Vorjahres herumgesprochen, so dass jetzt 66 Aussteller ihre Stände sowohl in der Volkshochschule als auch in einer neu hinzugenommenen angrenzenden Schule aufgebaut hatten. Knapp 70 Journalisten drängten sich um das einzig vorhandene Telefon des Hausmeisters, um ihre Berichte abzusetzen. Der Essener Designer und Grafiker Ulrich Namislow präsentierte sein „Hexagram“, der Erlangener Kunsthändler Istvan von Csonth sein „VIP-Game“, der in Venedig lebende US-Erfolgsautor Alex Randolph sein Zwei-Personen-Spiel „Geister“, Ulrich Koch malte sein Riesen-„Labyrinth“ auf den Schulhofboden – insgesamt 34 Spieleautoren, eine damals in Deutschland noch unbekannte Berufsgattung, wurden gezählt. Darunter war auch der damals wohl berühmteste dieser Zunft, Sid Sackson, der eigens aus New York angereist war. Am Ende wurden rund 15.000 Besucher gezählt. Das Medienecho war bundesweit. Die Volkshochschule platzte aus allen Nähten und für die Zukunft musste ein größeres Quartier gefunden werden.
In dieser Situation machte der damalige Essener Oberbürgermeister Peter Reuschenbach, der in diesem Amt zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Essen war, dem mit ihm befreundeten Veranstalter den Vorschlag, 1985 in die Messe Essen umzuziehen. Die entsprechenden Gespräche fanden statt, die notwendigen Verträge wurden geschlossen. Die Marschroute hieß von nun an: ab 1985 in der Messe Essen.
Wie viele Aussteller, neue Brettspiele und Besucher wird es in diesem Jahr voraussichtlich geben?
In diesem Jahr begrüßen wir rund 1.100 Aussteller aus 51 Nationen, die mehr als 1.200 Neuheiten vorstellen werden. Wir erwarten rund 175.000 Besucher.
Was erwartet die Besucher alles auf der Messe? Gibt es ein Rahmenprogramm?
Ja, das gibt es. Es werden unzählige Wettbewerbe und Turniere ausgetragen, Spieleautoren signieren ihre Spiele. Und zum ersten Mal findet auf den Internationalen Spieltagen ein Konzert statt. SHADOWS OF ESTEREN stellt das Projekt ADELIANE vor, das sich an den Charakteren des Dark-Fantasy-Rollenspiels SHADOWS OF ESTEREN orientiert. Am Freitag, den 27.10.2017, 16 Uhr, ist im Saal Europa unter anderem die französische „The Voice“-Siegerin Clarisse Mây zu hören.
Wie hat sich die Brettspiel-Branche seit den Anfängen der Messe bis heute verändert?
Sie ist größer und vor allen Dingen auch internationaler geworden.
Was sorgt Ihrer Meinung nach für den großen Erfolg von Brett- und Gesellschaftspielen in den letzten Jahren?
Ich glaube, dass viele Menschen in unserem digitalen Zeitalter einen Ausgleich suchen und von der direkten Kommunikation, die Brettspiele bieten, fasziniert sind. Besonders spannend finde ich, dass Brett- und Kartenspiele gerade bei jungen Menschen wieder sehr gefragt sind.
Wie sehen Sie die Zukunft der Gesellschaftsspiele generell und der Brettspiele im Besonderen?
Ich glaube, dass Brett- und Kartenspiele einer rosigen Zukunft entgegen sehen. Früher hieß es immer, irgendwann würden Computerspiele Brettspiele verdrängen. Das war grundlegend falsch. Das Gegenteil ist eingetreten. In einer Zeit, in der Computerspiele einen Boom erlebt haben, sind Brettspiele so gefragt wie nie zuvor.
Für alle, die sich noch nicht sicher sind. Warum sollte man die SPIEL besuchen?
Weil es einfach ein einmaliges Erlebnis ist, das mit nichts zu vergleichen ist. Wir hören immer wieder von Menschen, die die Messe das erste Mal besucht haben, dass sie sich im Vorfeld gar nicht vorstellen konnten, dass es so viele Verlage gibt. Auch das Gefühl unter lauter Gleichgesinnten zu sein, ist einfach überwältigend. Hier kannst du dich mit vorher Wildfremden einfach an einen Tisch setzen und gemeinsam ein tolles Spielerlebnis haben.
Was sind Ihre 3 Lieblingsspiele?
Die Werwölfe von Düsterwald, CARCASSONNE und Heckmeck am Bratwurmeck.
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