Mit der spielbox gibt es eine dominierende Fachzeitschrift in der deutschen Brettspiel-Szene, und ich habe diese natürlich abonniert.
Wie die Zeitschrift entstanden ist, wer dahinter steckt und wie man in Zeiten des Internets mit einem Print-Medium überlebt, erfahrt ihr im heutigen Interview.
Hier geht es übrigens zu meinem spielbox-Podcast-Format.
Hallo Herr Nostheide. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.
Mein Name ist Jens Nostheide. Ich bin 58 Jahre alt, verheiratet und habe drei Söhne und einen Enkel. Ich lebe in der Nähe von Bamberg im schönen Franken.
Kurz vor dem Abitur gründete ich 1979 mit meinem Vater den w. nostheide verlag, studierte Betriebswirtschaft und bin seit 2004 bis 2017 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter gewesen. Mittlerweile ist unser jüngster Sohn Tim Mitinhaber und Mitgeschäftsführer.
Wie sind Sie zum Brettspiel-Hobby gekommen und was finden Sie daran so toll?
Eigentlich ist Brettspiel gar nicht mein Hobby, sondern es ist ein Teil meines Berufes. Meine wirklichen Hobbies sind Heimwerken und Handball.
Für mich als Verleger ist das Thema aber aufgrund seiner Vielfältigkeit und der interessanten Menschen, die sich mit dem Brettspiel beschäftigen, sehr spannend. Seien es die Spieler, die Autoren oder auch die Verlage.
Können Sie sich noch erinnern, was ihre ersten Brettspiele waren?
Natürlich Monopoly, aber besonders Risiko, wo ich Nächte durchgespielt habe.
Wie ist die Zeitschrift spielbox entstanden und warum?
1981 kam die erste Ausgabe im Bonner Courir Verlag heraus. Geschäftsführer war Friedhelm Merz, der später den Friedhelm Merz Verlag gründete, der heute die SPIEL in Essen veranstaltet. Etwa zu der Zeit begann auch die Entstehung einer ganzen Spieleszene. Da lag es nahe, eine Zeitschrift dafür zu entwickeln.
1987 übernahm der Huss Verlag in München die Zeitschrift und Ende 1992 dann wir und entwickelten die spielbox nach und nach zu der heutigen Form und seit 2010 für den Weltmarkt auch in Englisch.
An wen richtet sich die spielbox und was bekommt man geboten?
Die spielbox richtet sich an potenzielle Spielekäufer und gibt Orientierungshilfen (ca. 1.300 Neuheiten pro Jahr). Den Herstellern gibt sie Rückkopplung und dem Handel erleichtert sie die Beratung.
Wir schreiben über neue Spiele aus dem In- und Ausland, haben Spielkritiken und -besprechungen unabhängiger Rezensenten mit zum Teil jahrelanger Spieleerfahrung im Heft, geben Anregungen und veröffentlichen Varianten zu schon bekannten Spielen, bringen Reportagen rund um die Welt des Spiels und last but not least berichten wir von den Spielemessen dieser Welt.
In fast jeder Ausgabe befindet sich zudem eine – oft exklusive – Erweiterung zu neuen oder bereits bekannten Spielen.
Welche Rolle spielt die spielbox in der deutschen und internationalen Brettspiel-Branche Ihrer Erfahrung nach?
Sie ist nach wie vor das weltweit führende und meinungsprägende Printmedium der Spielebranche.
Print-Zeitschriften sind heute eigentlich nicht mehr so populär. Warum kommt die spielbox heute noch so gut an?
Wir bewegen uns in einer Nische und das, denke ich, sehr professionell. Spiele sind etwas Haptisches, insofern passt ein Printmagazin sehr gut zum Thema.
Sicherlich helfen uns die beiliegenden kleinen Spielerweiterungen da auch sehr.
Welche Brettspiel-Publikationen gibt es in Ihrem Verlag außerdem noch?
Wir haben da zum einen natürlich unser spielbox Special, das jährlich zur SPIEL in Essen erscheint. Weiterhin die kleine Schwester der spielbox, das spielböxchen, das sich einmal im Jahr im Oktober ausschließlich mit dem Thema Kinderspiele befasst. Und natürlich seit 2015 die SPIEL DOCH!.
Alle Printobjekte gibt es selbstverständlich auch digital. Wenn es einen Anlass gibt, veröffentlichen wir auch Almanache wie zum Beispiel den „Carcassonne“-, den „Knizia“- und den „Kramer“-Almanach. Alle unsere Printobjekte haben Auflagen zwischen 13.000 und 80.000 Exemplaren.
Wie ist die SPIEL DOCH! entstanden und an wen richtet sich diese?
Seit Jahren wächst der Umsatz mit Brettspielen, vor allem auch der Umsatz mit einfacheren, schnell spielbaren Spielen. Es gibt also eine riesige Menge an Menschen, die an Brettspielen interessiert sind, die aber mit den für Kennerspieler interessanten Informationen nichts anfangen können und wollen. Sie sind oft völlig überfordert mit der Unmenge an Spielen, die jedes Jahr neu auf den Markt kommen und greifen dann eher zu den allgemein bekannten Spielen.
Das war der Hauptgrund, 2015 die Zeitschrift SPIEL DOCH! ins Leben zu rufen und diese Zielgruppe weiter für das Brettspiel zu erschließen. SPIEL DOCH! erscheint zweimal jährlich im März und September und wendet sich an alle, die sich für Brett- und Kartenspiele irgendwie interessieren und eben noch keine Spielekenner sind.
Wir präsentieren dort Spiele (aktuelle und ältere), bei denen Spielspaß, Spielbegeisterung und Spielerlebnis im Vordergrund stehen. Wir wollen rund um das Thema Spiel mit der SPIEL DOCH! Unterhaltung bieten. Auch die Redaktion ist eine komplett andere als bei der spielbox.
Zum Schluss würde mich interessieren, was Ihre aktuellen Lieblings-Brettspiele sind.
An erster Stelle steht seit Jahren 6 nimmt, Bluff ist immer noch mit dabei. Codenames und Escape Room von den neueren Spielen.
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