Viele Nischen-Brettspiele (z.B. Wargames), Kickstarter-Brettspiele und andere sind nur auf englisch verfügbar. Manche fremdsprachige Brettspiele gibt es sogar nicht mal auf englisch, sondern in einer ganz anderen Sprache.
Das ist in der eigenen Spielerunde oft ein Problem, da viele deutschsprachige Spieler eben auch nur deutschsprachige Brettspiele spielen wollen.
In diesem Artikel gebe ich Tipps, worauf man achten sollte, wenn man ein englischsprachiges Brettspiel auf den Tisch bringt. Und ich zeige, wie man fremdsprachige Brettspiele ein wenig anpassen kann, damit die Mitspieler damit klarkommen.
Worauf sollte man bei fremdsprachigen Brettspielen achten?
Fremdsprachig ist nicht gleich fremdsprachig. Mal gibt es mehr und mal weniger Text, der gelesen werden muss. Und manchmal gibt es auf dem Spielmaterial auch gar keinen Text.
Hier spricht man von der Sprachabhängigkeit (language dependent) des Spielmaterials. Wer Spieler in seiner Runde hat, die keine fremdsprachigen Texte beim Spielen lesen wollen, sollte beim Kauf eines fremdsprachigen Spiels auf ein paar Dinge achten:
- Sprachneutrale Brettspiele
Das Spielmaterial sollte möglichst sprachunabhängig (sprachneutral) sein. Das bedeutet, das wenig bis gar kein Text auf den Karten und anderen Spiematerialien enthalten ist. Bei normal zu kaufenden Spielen kann man sich Fotos vom Spielmaterial anschauen und sieht auf diese Weise sehr schnell, ob das so ist.
Man kann aber auch bei BoardGameGeek schauen, wie dort die Bewertung der Community ist. Unter dem Punkt Language Dependence auf der Overview-Seite des Spiels gibt es eine textliche Bewertung der Sprachabhängigkeit. Zudem kann man sich dort die Bewertungen der Community anschauen (auf das Mini-Balkendiagramm klicken). Von „No necessary in-game text“, also komplett sprachneutral, bis „Unplayable in another language“, man sollte also schon fast muttersprachler sein, gibt es hier 5 Stufen. Daran kann man ganz gut erkennen, wie unabhängig es von der Sprache ist.
Language Dependence Infos auf BGG – Hier für Twilight Struggle
- Spiele mit Symbolen
Ebenfalls einfacher für nicht englisch sprechende Spieler machen es Symbole. Es gibt viele Spiele, die sowohl Text, als auch Symbole auf den Karten und ggf. anderen Spielmaterialien haben. Auf diese Weise muss man nicht zwangsläufig den Text lesen, sondern kann sich die Symbole und deren Bedeutung einprägen.
Viele komplett sprachneutrale Brettspiele setzen zudem auf Symbole, denn irgendwie muss ja die Bedeutung der Karte angegeben werden.
- Kurze und einfache Regeln
30 Seiten Regeln sind an sich schon nicht so einfach neuen Spielern zu erklären. Wenn diese dann auch noch fremdsprachig sind, wird es noch komplizierter.
Deshalb ist es zu empfehlen Spiele auszuwählen, die relativ kurze Regeln haben. Nur ein paar Seiten sind schneller erklärt und auch beim Nachschauen kommt man da schneller durch.
Eine Alternative sind selbstausgedruckte deutsche Regeln. Viele englischsprachige Verlage bieten die Regeln in verschiedenen Sprachversionen zumindest als Download an oder man findet evtl. auf BGG eine Fan-Übersetzung.
- Keine „hidden information“
Als verdeckte Informationen bezeichnet man z.B. Karten, die man den anderen nicht zeigt. Auch andere Spielmaterialien können nur für einen Spieler sichtbar sein.
Solche „hidden information“ erschweren es natürlich englische Texte zu erklären, wenn der Mitspieler diese selber nicht versteht. Schließlich kann/darf man nicht in seine/ihre Karten schauen.
Deshalb sind fremdsprachige Brettspiele ohne verdeckte Informationen besser geeignet. Kooperative Spiele betrifft dies natürlich besonders. Hier kann man den Mitspielern oft problemlos etwas erklären, da man ja zusammenspielt.
- Wenig Story
Ebenfalls nicht so gut für rein deutschsprachige Spieler geeignet sind sehr storylastige Spiele. Die Geschichte wird meist durch den Text transportiert und der ist dann halt für manche Mitspieler schlecht oder gar nicht lesbar.
Eher abstrakte Spiele sind dahingehend besser, da sie keine Geschichte erzählen.
Fremdsprachige Brettspiele anpassen? So gehts!
Doch was ist, wenn man ein bestimmtes fremdsprachiges Brettspiel unbedingt spielen und nicht auf die deutsche Übersetzung warten will?
Man kann kreativ werden und das Spielmaterial anpassen. Da gibt es verschiedene Lösungsansätze für Probleme.
- Die Regeln
Regeln gibt es in jedem Brettspiel und wenn diese fremdsprachig sind, tun sich viele schwer damit. Entweder der Verlag bietet, wie oben schon erwähnt, selber eine deutsche Übersetzung als PDF an. Alternativ könnte man die Regeln auch selbst übersetzen, was aber sehr viel Arbeit ist.
In meinen Spielrunden ist es so, dass einer die Regeln liest und dann den Mitspielern erklärt. Damit haben diese mit den fremdsprachigen Regeln gar nichts zu tun. Allerdings kann man dann auch nicht so einfach mal was nachschlagen.
- Die Karten
Von allem Spielmaterial enthalten die Karten oft den meisten Text. Hier kann es helfen, wenn man Fanübersetzungen ausdruckt und mit in den Karten-Sleeve steckt. Das machen viele Spieler so.
Man könnte aber auch noch einen Schritt weitergehen und die Karten einscannen, am Computer die Texte austauschen und diese Karten dann drucken (lassen). Viel Aufwand und nicht zu unterschätzende Kosten, aber dafür kann das recht gut aussehen. Das hat fast schon Print and Play Charakter.
- Anderes Spielmaterial
Es kann noch weiteres Spielmaterial geben, welches fremdsprachige Texte enthält. Hier könnte man ebenfalls z.B. das Spielertableau einscannen, bearbeiten und ausdrucken. Danach laminieren und schon sieht es recht gut aus.
Allerdings ist das nicht bei jedem Spielmaterial so gut möglich.
- Übersetzungen/Hilfen nutzen
Eine große Hilfe ist die schon erwähnte Website BGG. Dort finden sich bei vielen Brettspielen deutsche Downloads. So findet man dort oft die deutschen Regeln, aber z.B. auch übersetzte Texte aus dem Spiel und andere Dinge.
Und wer selbst etwas übersetzt/erstellt, sollte überlegen es dort hochzuladen, um anderen zu helfen.
- Eigene Spielerhilfen erstellen
Zu guter Letzt könnte man eine eigene Spielerhilfe erstellen. Das könnte z.B. eine kurze Zusammenfassung der Regeln sein, eine Rundenübersicht oder ein Blatt mit allen Symbolen und deren Bedeutung.
Das kann hilfreich sein, um die mündliche Erklärung des Spiels zu unterstützten und das Spielen mit fremdsprachigem Material zu erleichtern. Aber auch das macht natürlich viel Arbeit.
Kauft und spielt ihr englischsprachige Brettspiele?
- Ja, das ist kein Problem. (56%, 104 Stimmen)
- Ja, aber ich besorge mir die deutschen Regeln. (16%, 30 Stimmen)
- Ja, aber nur wenn das Spielmaterial sprachneutral ist. (16%, 30 Stimmen)
- Nein, bei mir muss alles auf deutsch sein. (12%, 22 Stimmen)
Anzahl Teilnehmer: 186
Auf englisch oder doch lieber auf deutsch?
Ich beurteile z.B. aktuelle Kickstarter mittlerweile sehr stark nach der Sprachabhängigkeit, denn wenn es nicht gerade ein reines Solo-Brettspiel ist, bekomme ich sprachneutrale (oder eben deutschsprachige) Spiele viel einfacher auf den Tisch.
Aber auch sonst bin ich jemand, der lieber die deutsche Version spielt, wenn sie denn vorhanden ist. Ich versuche die deutschen Verlage zu unterstützen. Auch wenn das Hobby bommt, die meisten Brettspiele haben niedrige vierstellige Auflage und jedes verkaufte Exemplar hilft dem deutschen Verlag sehr.
Aber hier liegt eben auch der Knackpunkt. Viele Brettspiele, die mich interessieren, kommen allerdings entweder gar nicht auf deutsch heraus, oder es dauert noch eine ganze Weile. Und was ist mit den Erweiterungen zu vielen tollen Spielen, die gar nicht oder nur zum Teil übersetzt werden?
Als deutschsprachiger Brettspieler hat man zwar die Auswahl heutzutage aus sehr, sehr vielen Veröffentlichungen hierzulande, aber gerade auf englisch gibt es noch so viel mehr.
Deshalb kann ich nur empfehlen, dass ihr euch an englichsprachige Spiele herantraut. Oft ist es nicht so schwer, wie es am Anfang aussieht und auf diese Weise kann man seine Fremdsprachen-Kenntnisse auch noch spielerisch verbessern.
Wie ist das bei euch?
Kommen nur deutschsprachige Brettspiele auf den Tisch?
Passt ihr sprachabhängige Spielmaterialien bei frendsprachigen Spielen an?
Oder spielt ihr sogar überwiegend fremdsprachige Brettspiele?
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